Als Grenzgänger auf den Spuren der Römer

Als Grenzgänger auf den Spuren der Römer

Meine Wanderung im Zeichen des Limesturms

entlang des Obergermanisch-Raetischen Limes

17. Tag Mainhardt

Von Mainhardt nach Öhringen  -  20 Tageskilometer  -  315 Gesamt



In Mainhardt befand sich früher einmal ein großes Kohortenkastell (177 x 142 m = 2,4 ha). Es, bzw. das, was von ihm übrig geblieben ist, war die erste Anlaufstelle für mich heute morgen.











Das etwa 400 m östlich gelegene, nachgewiesene Kleinkastell wurde allerdings 1975 überbaut!



Ich verließ Mainhardt Richtung Norden. Gleich hinter der letzten Bebauung traf ich auf den ausgeschilderten Limesweg. Einem leichten Abstieg hinunter zum Bach Brettach folgte ein kurzer steiler Anstieg - und das schon am Anfang der Etappe bzw. am frühen Morgen. Meinen Morgenkaffee hatte ich so schneller wieder ausgeschwitzt wie getrunken.





In Gailsbach passierte ich die Dorfschänke
(zu einer anderen Tageszeit sicherlich einen Halt wert!) und das Pahl-Museum mit übergroßen Malereien an der Außenseite des Gebäudes. Das Museum wurde von dem Kunstmaler Manfred Pahl (1900-1994) selbst geplant und aus eigenen Mitteln errichtet. Er wollte einfach nur die Werke seiner Frau und seine Ölbilder und Grafiken richtig ausgestellt wissen.



Nach etwa 3 km erreichte ich eine "Limeshecke", die den früheren Grenzverlauf deutlich markiert. Einen halben Kilometer weiter kam ich wieder einmal zu einer Turmstelle (9-64); einer besonderen, denn hier hatte man neben der ursprünglichen Turmstelle einen hölzernen römischen Wachturm nachgebaut, der auch frei zugänglich ist und begangen werden kann. Nur ein Nachbau und keine Rekonstruktion, weil die Bauweise (Blockbohlenwände, Tür ebenerdig, ...) nicht der damaligen Zeit entsprach. Dennoch: imposant und schön anzusehen und an dieser Stelle - wie so oft auch - viel Information, direkt vor Ort nachzulesen.

An der eigentlichen Turmstelle fand ich einen schwach ausgeprägten, ringförmigen Schutthügel.
Turm-Nachbau (9-64)




















Nahezu kerzengeradeaus folgte ich nun der ehemaligen Limeslinie im Buchenwald. Bergauf, bergab, durch Schluchten und kleine Täler.
Meist ging ich auf dem Wall; der Graben befand sich stets an meiner Seite.
Für Wanderer sind im Wald an einigen Stellen sogar Gitterrost-Treppen vorhanden, um die steilen Passagen in direkter Lauflinie des Limes folgen zu können.
Hier geht es z.B. 52 Stufen hoch bzw. runter, der Graben befindet sich links im Bild.















Die Turmstelle 9-62 konnte ich nur noch als flachen Schutthügel auszumachen und von 9-60 gleich neben dem heutigen Weg ein quadratisches Grabungsloch mit wenigen Steinen.

Leider erreichte ich nach den guten Waldwegen wieder die Landstraße 1050, passierte den Weiler Neuwirtshaus, um danach doch wieder auf Waldwegen weiter gehen zu können.

Auf den Wachturm 9-57, der abseits des Wanderweges liegt, weist kein Schild hin. Der Limes-Wanderweg macht nun einen großen Bogen im Wald, so dass ich die Turmstelle 9-56 links liegen ließ.

Ich umrundete fast den im Wald gelegenen Gleichener See, kam an dem schwach sichtbaren Schutthügel von Turm 9-54 vorbei und und konnte ein stark mit Laub gefülltes Grabungsloch mitten im ehemaligen Standort von  Turm 9-53 sehen.
Zwischenzeitlich war auch das vorhandene Wall-Grabensystem wieder sehr deutlich ausgeprägt zu sehen.
Die Turmstelle 9-52 ließ ich im dichten Unterholz rechts neben dem Weg liegend aus..



Als ich zwischenzeitlich einmal für kurze Zeit den Wald verließ, passierte ich ein Wildgehege.













Turmstelle 9-51. Hier fand ich sechseckige rekonstruierte Grundmauern vor. Sie sind einzigartig auf diesem Limesabschnitt.
Wahrscheinlich war dieser Turm aufgrund seiner besonderen Höhe ein wichtiger "Punkt" der insgesamt 81 km messenden schnurgeraden Grenzführung.




























Wenige Schritte nördlich der Sechseckturm-Fundamente steht die 5,5 m hohe Gleichener Plattform "Limes Blick", eine 2014 freigegebene stählerne Aussichtsplattform, die nicht nur dem historisch Interessierten eine grandiose Aussicht auf die Hohenloher Ebene bietet. Mit geübtem Auge kann man bis zur "Limes Blick - Plattform in Öhringen sehen.
































Wie in einem Hohlweg konnte ich in dem Graben des ehemaligen Limes im Wald weiter gehen.

















Er hatte sicherlich  nicht mit mir gerechnet!








Entlang von Felder und Spalierobstplantagen ging es leicht hinab in den kleinen Ort Harsberg, in dem u.a. mehrere Schnapsbrennereien ansässig sind.
Eine Kuriosität am Wegesrand: Eine 200 jahre alte Dorfbrennerei, die zugleich ebensolang auch als Dorfgefängnis diente.















Weiter entlang von Feldern (die alle Regen bitter notwendig hätten) und lichter Bebauung wanderte ich, auch an Wegen vorbei, die nach Rebsorten benannt wurden. (Kernerweg, Bacchusweg, Ruhländer,..)
Wieder schnurgerade wanderte ich über 3 km Richtung Pfedelbach. In dieser und weiteren 7 Gemeinden der Region Heilbronn-Franken gibt es eine "Agenda-Gruppe Limes", die sich in vielfältiger Weise um den Limes kümmert. Ihre Projekte und Vorhaben sind m. E. mehr als bemerkenswert!
Ich passierte Pfedelbach, denn ich hatte vor, in dem gut 4 km entfernten Öhringen Quartier zu beziehen.


Vorher bestieg ich die 10 m hohe Aussichtsplattform "Limes Blick Öhringen" im Ortsteil Capell, die am 17. Juli 2014 eingeweiht wurde. Einen phantastischen Ausblick durfte ich in aller Ruhe ganz alleine für mich genießen.


allerdings auch hier:





Da es auf den letzten Kilometer außer Natur nichts anzusehen gab, und von den ehemals 2 Kastellen in dem heutigen Stadtareal wegen Überbauung nichts mehr zu sehen ist, unternahm ich anschließend noch einen "kleinen" Stadtrundgang, der mich nicht nur in den historischen Stadtkern, sondern auch zur Stiftskirche, dem Schloss und dem Hofgarten brachte. Letztere sind leider komplett geschlossen; hier wird für die Landesgartenschau hergerichtet.


Die Stadt Öhringen wird 2016 die Landesgartenschau von Baden-Württemberg ausrichten und wirbt jetzt schon mit dem Slogan: "Der Limes blüht auf".


Maibaum mit Zunftzeichen





Mein Wanderweg von Mainhardt nach Öhringen
(20 Tageskilometer )

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