Als Grenzgänger auf den Spuren der Römer

Als Grenzgänger auf den Spuren der Römer

Meine Wanderung im Zeichen des Limesturms

entlang des Obergermanisch-Raetischen Limes

20. Tag Jagsthausen

Von Jagsthausen nach Osterburken  -  22 Tageskilometer  -  356 Gesamt

Hände hoch - so lief ich heute stellenweise durch den Wald; nicht weil mich der Förster, Jagdpächter oder sonst jemand dazu aufgefordert hätte, nein, ich tat es freiwillig. Stellenweise waren die ausgewiesenen Waldwege so zugewachsen und die Brennnesseln waren stellenweise mehr als hüfthoch. Ansonsten war es eher ein beschaulicher Tag; das ich Hasen und Rehe aufscheuche, das ist beinahe schon Alltag, aber das ich junge Füchse beobachten konnte schon etwas Besonderes. Ansonsten heute viele Waldwege, viel Natur, aber dafür weniger römische Geschichte.

leider etwas unscharf
Junger Fuch




Mitten im Jagsthausen nahm ich "meinen" beschilderten Limesweg wieder auf.
Ich kam an einem "Antiquitäten-Trödel" vorbei. Ein wahrer Fundus ist auch vor seinem Haus zu sehen.







Ich passierte noch einmal die "Götzenburg" und kam keine 200 m weiter an einer  - nicht nur im Ort selbst -  sehr umstrittenen Gedenkstätte vorbei. Hier standen bis letztes Jahr zwei große Gedenksteine für die “17. Panzergrenadier-Division Götz von Berlichingen” und die “Panzer-Division Wiking”. Beides ehemalige SS-Einheiten.








Schnell konnte ich von der Landesstraße wieder auf Feldwege abbiegen. Ich durchquerte den Ort Rappen, weiterhin nordwärts gehend. Entlang des Waldes und weiter durch weite Felder führte mich der Weg auch durch den Stahlhof.

Vom Limes und seinen ehemaligen Wachtürmen war weit und breit nichts (mehr) zu sehen.

Zuerst traf ich am Weg auf ein Wachthaus der Prätorianergarde SPQR, etwas später und auch nicht direkt am Wanderweg gelegen auf die Turmstelle 8-51, von der ein Schutthügel erkennbar ist.



Turmstelle 8-51
Turmstelle 8-51   Entwässerung














Kurios allerdings; in der mitte weist er einen Grabkegel auf und außerdem führen zwei hintereinander liegende Betonröhren aus der Mitte heraus. Auch ein paar Eisenteile liegen in der Nähe und andere sind an den Röhren befestigt.



Die Nomenklatur 8 besagt, dass ich mich nun auf dem Limesabschnitt 8, der neueren Odenwaldlinie befinde, die sich von Jagsthausen bis nach Walldürn und Rehberg erstreckt.

Turmstelle 8-50
Vom Turm 8-50 soll ebenfalls ein sichtbarer Schutthügel existieren; ich musste erneut vom ausgeschilderten Weg abweichen und mich durch das Dickicht kämpfen, ehe ich ihn sah.
Es waren jede Menge Steine zu sehen, an einer Ecke sogar aufgesetzte Fundamente und der einseitige erhöhte Wall, der diese Turmstelle einmal auf der doch sehr abschüssigen Bergflanke Halt gab.



Turmstelle 8-50

Im Kessbachtal kam ich an dem ehemaligen Standort des Kleinkastells Lehnenwiesen vorbei; mit viel Wohlwollen waren  - vielleicht bedingt durch das hohe Gras - nicht einmal Bodenwellen erkennbar.

Dafür kam ich nach einem kleinen Anstieg im Wald an der kaum wahrnehmbaren Turmstelle 8-48 vorbei. Der offizielle Wanderweg schlängelte sich nun abwechseln rechts, dann wieder links der ehemaligen Limeslinie nordwärts, oft kerzengerade.
Turmstelle 8-48
































Und dann traf ich auch wieder einmal auf Kunst am Weg, nein, in der Landschaft!


Es ist eine der 18 Skulpturen (hier Skulptur "Waldstück"), die am Skulpturen-Radweg liegen.






Nur wenige Meter weiter steht am Wegesrand noch ein alter Grenzstein der ehemals badisch-württembergischen Landesgrenze, der mich eher faszinierte.















Nach bisher 11 km unterquerte ich die Autobahn (A 81) und wanderte weiter durch Feld und Wald mit oft schöner Fernsicht.







Während im weiteren ausgeschilderten Wegverlauf eine Machete ein gutes Hilfsmittel gewesen wäre, kam ich am der Turmstelle 8-39 vorbei. Auch hier hat sich die Natur alles zurück erobert. Dafür ist der Limeswall bzw. Graben über längere Strecken wieder deutlich zu sehen. Die Turmstellen 8-38 und 8-37, wieder mitten in der zugewachsenen Natur, sind nur rudimentär zu erkennen.





Als ich den Wald verließ, hatte ich eine herrliche Aussicht auf die vor mir liegende Landschaft.
Im Osten war sogar das ehemalige Hofgut Marienhöhe zu sehen; dort wird derzeit der "Histotainmentpark Adventon" (ein mittelalterliches Dorf) errichtet.

An Waldrändern vorbei, entlang von Feldern - so war auch die weitere Wanderroute, bis ich  auf die Turmstelle 8-34 mit seinen rekonstruiert / konservierten Grundmauern traf.












Von dieser Stelle hatte ich einen Blick gen Norden zum nachgebauten Limes-Wachturm 8/32.
Nach einem Pferdehof kam ich zu der ehemaligen Wachturmstelle 8-32, die 1881 nachgewiesen wurde, aber seither scheinbar unberührt im Boden liegt. In der Nähe wurde das Wall- und Grabensystem sowie ein Stück der Palisadenwand nachgebaut. Ebenso wurde hier ein Turm errichtet, in die Limesmauer integriert.

Auch informieren Info-Tafeln, das zwischen Jagsttal und dem kommenden Ort Osterburken in der letzten Phase der Limeslinie eine 17 km lange Mauer gebaut wurde, schnurgerade, wie das gesamte Teilstück des Obergermanischen Limes von Welzheim bis fast nach Walldürn.

Der Limesnachbau ist zwar zugänglich, doch leider benötigt man zur Türöffnung eine Wertmarkte [für 1 €], die im Römermuseum zu erhalten ist. Zu dumm, aber erst in den Ort und wieder zurück? - Nein! und warum nicht gleich die Möglichkeit, 1 € einzuwerfen? Weil es sicherlich Unbefugte geben würde, die nachsehen würden, ob Geld in der Kasse ist! So verpasse ich die Möglichkeit, einen Blick durch das Archaeoskop in die Vergangenheit zu werfen, das digital in 3D einmal die frühen Jahre am Limes zeigen soll (gerodete Schneise, Patrollienweg, Wachturme und Palisadenbau) sowie die letzte Ausbaustufe um 240 n.Chr. (Steinmauer und Wachtürme).

An diesem Wegabschnitt befindet sich auch wieder eine Skulptur (Betrachtung der Welt) des Skulpturenradweg.











Nach nur wenigen Schritten hatte ich die Ortsrandbebauung von Osterburken erreicht und bald danach auch den ehemaligen Kastellstandort. Was mir sofort auffiel war, dass das 1919 konservierte und in einer Parkanlage frei zugängliche komplette Annex-Kastellareal (etwa ab 185 n.Chr.)  - nicht wie bisher gesehen  - in der Ebene, sondern an einem Steilhang gebaut worden war. Auch der erste Wall ist noch erhalten.



Selbst eine als Stahlrahmen angedeutete Toranlage, erst Ende 2014 errichtet,  - mit Durchfahrten und den flankierenden Wehrtürme -   gibt neben den dicken, wehrhaften Mauerresten die gewaltigen Ausmaße des antiken Gebäudes wieder.

Ich wollte jedoch weiter, zudem es noch ein sehenswertes Römermuseum (Zweigmuseum des Archäologischen Landesmuseum von Baden-Württemberg) in der Stadt geben sollte, das über einer 1976 entdeckten römischen Thermenanlage erbaut wurde. Dieser Ausstellung stattete ich dann noch einen Kurzbesuch ab.

Das eigentliche, große Kohortenkastell (etwa aus der Zeit ab 160 n. Chr.) wurde leider überbaut und ist nicht mehr sichtbar. Zahlreiche Funde aus diesem Kastellareal sind jedoch im Reiss-Engelhorn-Museum in Mannheim ausgestellt.









Mein Wanderweg von Jagsthausen nach Osterburken
(22 Tageskilometer)






1 Kommentar:

  1. Sehr nett geschrieben - mit Zeit und Liebe zum bzw. fürs Detail abgewandert. Eine tolle Vorlage für Nachmacher
    Ich schreib' auch noch eine Mail !
    Johannes

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