Als Grenzgänger auf den Spuren der Römer

Als Grenzgänger auf den Spuren der Römer

Meine Wanderung im Zeichen des Limesturms

entlang des Obergermanisch-Raetischen Limes

23. Tag Miltenberg

Miltenberg

Im Bereich Miltenberg existierten einmal zwei Kastelle. Etwa 300 m vor dem Zusammentreffen der Limeslinie mit dem Main stand einmal das "Numeruskastell-Ost", vermutlich um das Jahr 160 n. Chr. zeitgleich mit dem 2,5 km Main abwärts gelegenen "Kastell Miltenberg-Altstadt" errichtet. Vom östlichen Kastell sind heute keine Reste mehr sichtbar, da das Gelände komplett von Einfamilienhäusern überbaut wurde.

Das Kastellareal "Miltenberg-Altstadt" liegt heute etwa 1,5 km nordwestlich von Miltenberg zwischen der Bahnlinie und dem Main und ist teilweise überbaut. Das Gelände befindet sich in Privatbesitz.
Die verbliebenen, sichtbaren Reste eines römischen Badegebäudes befinden sich direkt gegenüber von einem Biergarten, mehr oder weniger direkt am Bahndamm.






Die Steine des "Kohortenkastell Miltenberg-Altstadt" wurden jedoch schon im Hochmittelalter, z. Z. der Stadtgründung abgetragen, um den Ort "Walehusen / Wallhausen" zu errichten. Interessant in diesem Zusammenhang: der Mauerstumpf der ehemalige Kirche der Gemeinde Walehusen, errichtet über der ehemaligen Principia des Kastells, ist etwa 100 m  nördlich des ehemaligen römischen Badegebäudes noch zu sehen. Sie wurde nachweislich mit römischen Steinen errichtet!



Die Streuobstwiese war akkurat gemäht; im direkten Bereich des Mauerstumpfes der ehemaligen Kirche stand jedoch das Gras brusthoch!


Funde aus beiden Kastellen sind im Städtischen Museum Miltenberg "Am Schnatterloch" ausgestellt.



Nachdem ich den Standort des ehemaligen Kohortenkastell-Altstadt besichtigt hatte, ging ich zurück zum Städtischen Museum. Hier hätte ich nicht nur Stunden, sondern sicherlich Tage verbringen können, denn zusätzlich zur gerade stattfindenden Sonderausstellung (Landjuden in Unterfranken) gab es jede Menge Informationen zur römischen und noch viel mehr zur Entwickungsgeschichte der Stadt selbst. Wunderbar thematisch, didaktisch und museumspädagogisch aufbereitet und dargestellt.
Diorama: Szenen am Limes - von Edgar Stephan (Großkrotzenburg)
Römische Ziegelei von Großkrotzenburg



 - ich kam in den insgesamt 26 Räumen nur langsam weiter.











Diorama: Szenen am Limes - von Edgar Stephan
Transport


Hier erfuhr ich auch, das in der Zeit von 1440-1520 der Turm des Frankfurter Doms von St. Bartholomäus überwiegend aus Miltenberger Sandstein erbaut wurde und das zwischen 1615-1629 in Miltenberg die Hexenprozesse besonders stark wüteten.


Ich wollte mir aber das Eine oder Andere der Stadt noch ansehen, mich noch einmal in ein Straßenkaffee setzen, ... , doch all diese Pläne wurden beim Verlassenwollen des Museums jäh zunichte gemacht. Ich sah und bemerkte etwas, was die Landwirte sehnlichst herbei gesehnt hatten:
es regnete!

Es regnete aber nicht nur ein bisschen, nein, es goß wie aus Eimern.


















Das ist kein Wasserspeier der St. Jakobuskirche, sondern die Dachrinne fasste die Wassermengen nicht mehr.

















Die Terrasse des nahen Straßenkaffees war menschenleer (logischerweise).
















Die innerstädtische Flaniermeile zum Marktplatz:
ebenso menschenleer!

Wie viele andere suchte auch ich ein Kaffee auf, um die "Regenzeit" zu überbrücken.
Dabei entschloss ich, die Besichtigungstour von Miltenberg für beendet zu erklären, rief meinen Freund an und bat um Abholung.









Von Miltenberg nach Großkrotzenburg


Der Obergermanisch-Raetische Limes folgte von Miltenberg bis Großkrotzenburg dem Verlauf des Flusses Main, dem sog. "Nassen Limes", auch "Mainlimes" genannt. Ungefähr 90 n. Chr. errichteten die Römer am linken Mainufer Kastelle. Von den entlang des Mains vermuteten Wachttürmen konnte man allerdings bisher nur einen südlich von ´Obernburg am Main´ sicher nachgewiesen.
Eine durchgehende Sperranlage aus Palisaden sowie später gar Wall und Graben hat es entlang des Mains nie gegeben.

Von den römischen Befestigungsanlagen entlang des Mains bzw. in seiner unmittelbaren Nähe ist nur wenig erhalten geblieben; nur wenige Standorte wurden nicht überbaut. Etwaige Funde sind leider auch nicht zentral, sondern in den örtlichen Museen ausgestellt.




So ließ ich wandermäßig die von der Reichs-Limeskommission festgelegten Strecken (von Süden kommend gesehen)
6b: Miltenberg - Trennfurt (Klingenberg am Main) und
6a: Wörth am Main - Seligenstadt (ältere Mainlinie) aus

und werde erst wieder mit Beginn der östlichen Wetteraustrecke, der
Strecke 5: Großkrotzenburg - Marköbel starten.

In Großkrotzenburg, jetzt allerdings auf der rechten Seite des Mains, begann wieder die ehemalige Grenzsicherung im schon bekannten Muster. Wachtürme und Kastelle hinter einer zusammenhängenden Grenzlinie, weiter nach Norden bis in die Wetterau reichend.

Ich wurde abgeholt und verließ so die letzten Ausläufer des Spessarts. Es wurde nicht nur flacher / bzw. flach, nein, in Großkrotzenburg hatte es NICHT geregnet.

So statteten wir dem örtlichen Museum noch einen kurzen Besuch ab. Ich wurde nicht nur vom Museumsleiter Ralf Eltner (Arbeitskreis Römisches Großkrotzenburg) des Heimat- und Geschichtsverein Großkrotzenburg e.V. persönlich empfangen, sondern auch noch vom Ehrenmitglied Edgar Stephan (rechts im Bild), der u.a. nicht nur für Museumsführungen zuständig ist, sondern die Dioramen im Miltenburger Museum "gebaut" hatte.  Das sich dabei eine kleine "Fachsimpelei" entwickelte, versteht sich nahezu von selbst; ebenso eine anschließende, kurze Privatführung.



So wurde z. B. die Frage kontrovers diskutiert: ist das nun hier in Großkrotzenburg eine Latrine im Kastell oder doch eher ein Bau aus nachfolgenden Jahren?



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Für den Transport, die anschließende Möglichkeit der Übernachtung und den gemeinsamen Abend mit Peter und Elke an dieser Stelle noch einmal: Herzlichen Dank!




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