Als Grenzgänger auf den Spuren der Römer

Als Grenzgänger auf den Spuren der Römer

Meine Wanderung im Zeichen des Limesturms

entlang des Obergermanisch-Raetischen Limes

27. Tag Inheiden

Von Inheiden nach Pohlheim -  19 Tageskilometer  - 479 Gesamt


Von dem ehemaligen Numerus-Kastell Inheiden, nordöstlich des Ortes Inheiden gelegen, sind keine sichtbaren Spuren erhalten; ehemals luftbild-archäologische Untersuchungen brachten jedoch interessante Details zum Vorschein. Ich verließ Inheiden Richtung Nordwest und fühlte mich verlassen  -  von der Ausschilderung des Limeswanderweges. Dafür fand ich die Wegbezeichnungen des Europäischen Fernwanderwegs E3 (der über 7500 km vom Atlantik bis ans Schwarze Meer führt und an dessen Wegführung noch "gebastelt" wird, dem alten Pilgerweg nach Santiago und eine neue, modernere Variante eines Teilkstücks eines Jakobsweges.




Doch Dank GPS fand ich meinen Weg durch die Felder bis zum ehemaligen, heute noch sichtbaren Standort des Kleinkastells im Feldheimer Wald, im ehemals nördlichen Limesbogen gelegen. Auf einem kurzen Stück konnte ich auch wieder die leichte Bodenwelle des Limesverlaufes ausmachen, ansonsten hat der intensive Ackerbau hier alle Spuren verwischt. So auch vom Kleinkastell Langsdorf.


















Auf der Suche nach dem exakten Standort des Kastells scheuchte ich einen WALD-Hasen auf.












Durch offenes Feld führte mich mein Weg nach Bettenhausen, das ich nach insgesamt 6 Wanderkilometern erreichte.

Rückblickend sah ich den Hühnerhof, der mich aus der Ferne an römische Bauten erinnerte. Ansonsten sah ich die "Kornkammer" der Wetterau, so weit das Auge reichte, flach!
Streuobswiesen im Osten und Norden des kleinen Dorfes prägen die Region dort, ansonst ist auch hier alles flaches Feld. Die Kirche des Ortes stammt mit dem spätromanischen Wehrturm noch aus dem 13. Jahrhundert; der Anbau ist allerdings neueren Datums  -  Barock, aus dem 18.Jahrhundert. Aber: diesen Ort soll es urkundlich nachgewiesen  (im Lorscher Codex)
schon 771 gegeben haben!

Eingangstür zu einem alten Bauernhof.



Den kleinen Ort verließ ich in nordwestlicher Richtung, wieder durch Felder. Von Weitem sah ich schon den auf einer leichten Anhöhe an der ehemaligen Turmstelle 4-62 errichteten stählernen Aussichtsturm, der in seinen Umrissen dem eines römischen Wachturms nachempfunden wurde.





Aussichtturm  -  heran gezoomt













Die Aussicht von dort ist allerdings grandios (für die relativ flache Wetterau!).






Im Südwesten  - in der Ferne -  ist der Taunus mit Feldberg zu erkennen, wesentlich näher hingegen die Ruine der Burg Münzenberg, die wegen der zwei gewaltigen Rundtürme im Volksmund auch "Wetterauer Tintenfass" genannt wird. Erbaut zur Zeit von Kaiser Friedrich I. Barbarossa um 1160, ist sie eine der größten deutschen Burganlagen. Sie soll von den Burgen des hohen Mittelalters die bedeutendste neben der Wartburg sein.
Ja, und mehr oder weniger direkt in entgegengesetzter Richtung sah ich die Stadt Lich.














Burg Münzenberg








Blick vom Turm zurüch Richtung Süd-Osten, Bettenhausen, bei unwirklichen Lichtverhältnissen; keine zwei Minuten später fing es auch zu regnen an.

Keine 600 m weiter wanderte ich durch den kleinen Ort Birklar. Auch dieser Ansiedlung wurde bereits vor 791 gegründet, denn auch dieses Datum steht in Zusammenhang mit dem Ort in der Auflistung der damaligen Güter des Klosters Lorsch.


Gut 1,5 km nach Birklar erreichte ich die großflächige Anlage des Klosters Arnsburg, nachdem ich das etwas abseits liegende Areal des ehemaligen Kohortenkastell Arnsburg ausgelassen hatte. Es war das nördlichste Kastell am Limes, von dem oberflächlich nur die rekonstruierten Grundmauern des Nordtores sichtbar sein sollen. Allerdings haben die Steine des Kastells auch Geschichte geschrieben, denn nicht nur in einer nahen Burg fanden sie Verwendung, sondern auch in dem klösterlich entstandenen Zisterzienserkomplex. 







































Ich nahm mir die Zeit, einen Teil des Klosters bzw. das, was von ihm noch erhalten ist, anzusehen.

Nachdenklich wurde ich beim Gang durch die Kriegsgräberstätte; während in Jagsthausen der SS-Gedenkstein entfernt werden musste, liegen hier Kriegsopfer, unbekannte und namentlich genannte neben dem "Volkssturmmann", dem einfachen "Soldaten", dem "Gefreiten", dem Feldwebel" , ... auch "SS-Soldatenen" und "SS-Rottenführer".
Opfer, "Täter" - nebeneinander!



Ein kurzes Stück an der Wetter führte mich nun der ausgeschilderte Limesweg.
Ich folgte ihm weiter westwärts, vorbei an dem großen Perterseen. Auch hier wieder ein defektes Schild; es ist sicherlich eine Frage der Zeit, bis auch hier noch "Edelstahlräuber" ihre Zeit erkennen.



Auf breitem Weg ging ich durch lichten Hochwald, bis ich zu meiner Rechten wieder auf den Limeswall stieß.





















Ihm folgte ich bis zur ehemaligen Turmstelle 4-56, von der rekonstruierte Grundmauern zu erkennen sind.

Dem weiterhin sichtbaren, ehemaligen Limesverlauf konnte ich wieder ein gutes Stück folgen. Nun, ich war im Wald und nicht auf landwirtschaftlich genutzter Fläche; in letzterem sind die Erhaltungsspuren durchgängig wesentlich besser.












An der auch sichtbaren Turmstelle 4-54 macht der Limesverlauf nun einen leichten Bogen nach Nord-west.
Kurz vor der Landstraße bzw. der dahinter verlaufenden Autobahn A 5 muss ich jedoch die ehemalige Trassenführung des Limes verlassen 
Kurz vor der Autobahn besuchte ich dann aber doch noch den ehemaligen Standort der Turmstelle 4-53. Der nahe dahinter verlaufende Wall des Limes ist ebenso deutlich zu erkennen wie die vielen Grabungsspuren an den Stellen, wo insgesamt einmal 5 Wachtürme (zeitlich versetzt) gestanden haben sollen.)

Nachdem ich die sehr geräuschintensive Autobahn unterquerte und zwischenzeitlich im Wald leicht anstieg, erreichte ich nach einem weiteren Kilometer die ehemalige Turmstelle 4-52. Sichtbar die Spuren des ehemaligen Holzturmstandortes mit Teilen des ehemals umlaufenden Graben. Auch von dem wenige Meter daneben errichteten Steinturm sind die "Standortspuren" sichtbar als markante, wellige Bodenerhebungen.

Nur wenige Minuten später verließ ich den Waldes und trat in die große Ebene bei Pohlheim. 
Obwohl vom Limesverlauf noch der Wall erkennbar, ist sowohl vom Turm 4-41 oberflächlich ebenso wenig zu sehen wie vom ehemaligen Kleinkastell Hainhaus. Bei letzterem geben jedoch Luftbildaufnahmen wieder Details Preis. Die Luftbild-Archäologen sagen dazu: "In der Erde versteckt - von den Pflanzen verraten" oder "was Bewuchsmerkmale aufzeigen".

Leider verriet auch der sehr hohe Grasbewuchs, dass in letzter Zeit auf diesem Teilstück des Weges so gut wie kein Wanderer durchgegangen ist.
























Hier, unweit des heutigen Limeshofes, stand ich nun am
nördlichste Punkt des Obergermanisch-Raetischen Limes (50.5215  /  8.7269).

Gleichzeitig war es auch der nördlichste, rechtsrheinische Punkt,
den das Imperium Romanum dauerhaft besetzt hielt,
na ja, zeitweise zumindest.

Und dann wartete auf mich noch ein Überraschungsmoment.
Mein Schwager mit Familie wohnt nicht unweit und hatte mir angeboten,
mich hier an dieser Stelle abzuholen,
um bei Ihnen Quartier beziehen zu können.
Die Freude war groß, als mich OBELIX in Empfang nahm.






In trauter familiärer Runde wurde mir dann auch noch dies gereicht:


Also dann: zum Wohl!

Mein Wanderweg von Inheiden nach Pohlheim  -  19 Tageskilometer







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