Als Grenzgänger auf den Spuren der Römer

Als Grenzgänger auf den Spuren der Römer

Meine Wanderung im Zeichen des Limesturms

entlang des Obergermanisch-Raetischen Limes

29. Tag Pohlheim

Von Pohlheim nach Butzbach -  15 Tageskilometer  - 494 Gesamt


Ich startete am Marsteiner Hof, gegenüberliegend zum Limeshof und kam bereits nach 800 m an die ehemalige Turmstelle 4-49.













Zuvor erreichte ich jedoch den Barbarenstein, wie er im Volksmund genannt wird. Denn schon 1910 hatte der gießener Psychatrieprofessor Robert Sommer hier ein Grundstück gekauft, mit einem noch gut sichtbaren Teilstück des Limes, d. h. mit Wall und Graben. Alleiniger Zweck: dessen Erhalt: Dort ließ er dann 1912 einen Gedenkstein u.a. mit der Inschrift errichten


MEMORIAE ROMANURUM BARBARUS
Zum Andenken der Römer, ein Barbar.

Bereits 1967 hatten neben dem ehemaligen Fundament des römischen Wachturms (auch heute noch deutlich als Bodenwellen erkennbar) die Gemeinde Watzenborn-Steinberg, die Heimatvereinigung Schiffenberg und das Land Hessen einen steinernen Wachturm erstellt. Im fehlt zwar - aus heutiger Erkenntnissicht -   ein Stockwerk und sonst entspricht er auch nicht dem neuesten Wissensstand (deshalb nur ein Nachbau und keine Rekonstruktion), aber als Aussichtsturm ist er gelungen! Ruhebänke, ein Stück Pallisadenwand und eine Informationstafel runden diesen "Erinnerungsort" ab.



Der Turm wurde 2012 restauriert, eine zu Ehren von Prof. Sommer angebrachte Gedenktafel jedoch nach 4 Wochen entwendet.

Hier sieht man den aus Basalt errichteten Wachturmnachbau mit einem Zugang (Der Graben wurde für einen Übergang verfüllt).












Quelle:













Blick vom Wachturm
Richtung Norden lag das ehemalige Kloster Schiffenberg zum Greifen nahe;
es gehörte vorübergehend sogar einmal dem "Deutschen Orden".

Von diesem Standort führte der Limes mehr als 8 km schnurgerade bis zum Kastell in Butzbach.

Entlang dieser Limeslinie verlief nun auch mein Weg. Keine 400 m durch offenes Feld weiter erreichte ich die ehemalige Turmstelle 4-48a; da das Gras dort sehr hoch war, konnte ich in der Wiese leider nichts erkennen.


Heute plante ich zwei Umwege ein; der erste war etwa 1,5 km lang und führte mich zu einer 1713 errichteten Windmühle, von der heute nur noch ihr steinerner Unterbau steht und dieser im Volksmund "Hoinkdippe" (Honigtopf) genannt wird.
Blick nach Westen
Die Windmühle hatte eine drehbare Dachhaube, wurde jedoch schon nach 80 Jahren wieder außer Betrieb genommen.

1963 restauriert und zu einem Aussichtsturm umgebaut, ist sie einen Besuch wert, denn von dem unter Grüninger Warte bekannten Aussichtspunkt, der unter Denkmalschutz steht, hatte ich trotz diesigem Wetter eine herrliche Fernsicht
nach Süden, zum Feldberg im Taunus mit seinen drei Türmen im Südwesten,
nach Westen zum Stoppelberg, der Hessenklinik in Wetzlar, 
nach Nordwesten  nach Gießen und bis zum Dünsberg,
nach Norden bis zum Schiffenberg östlich von Gießen,
nach Nordost bis nach Lich,
und im Osten bis zum Taufstein sowie dem Hoherodskopf  mit dem Fernsehturm.

Nur schwer konnte ich mich von dem rundum gut 30 km reichenden Weitblick in diese Gegend trennen, in der ich selbst einmal viele Jahre verbracht hatte.
Dabei wurde mir bewusst: früher wäre ich ein Barbar gewesen, ein wilder Germane, da ich "außerhalb" der Reichsmauer geboren wurde; nur wenige Kilometer, aber dennoch außerhalb!
Und damit das alles passt, habe ich auch noch eine BARBARA geheiratet.  ;-)

Schnurgerade entlang einer Limeshainhecke nach süd-west führte mich meine Wanderstrecke zu einer leichten Geländeerhöhung, der ehemaligen Turmstelle 4-47

Auch hier war der Bewuchs leider sehr hoch, so dass ich keine einzelnen Details erkennen konnte.

Nun, da ich heute schon vermehrt rechts und links des ausgeschilderten Limesweg Ausschau nach Besonderheiten hielt, wanderte ich auch noch zu dem etwas rechts am Waldrand gelegenen Altvaterturm-Gedenkstein mit Rastplatz.

















Nach nur wenigen Meter weiter südlich kam ich zum ehemaligen Kleinkastell "Holzheimer Unterwald". In den 1990er Jahren wurden die Grundmauern konserviert und ein etliche Meter tiefer Brunnen wurde ausgegraben und neu gefasst. Im Kastellinneren fand man fünfundreißig Münzen, die ältesten aus der Zeit von 69 n. Chr. (Vitellus). Bekannt wurde der Fund unter den Numismatikern unter dem Begriff  "der Münzschatz von Holtzheim".

An diesem Standort wurden nicht nur die Außenmauern als Fundamente rekonstruiert, sondern auch die Maße der Contubernia abgesteckt. So konnte ich mir die tatsächliche "Größe" dieses Kleinkastells sehr gut vorstellen. (Es muss ganz schön beengt zugegangen sein!)

Gut 2 m hoch war an manchen Stellen heute noch der Wall des Limes, dem ich weiterhin schnurgerade im Wald folgte.











An der Turmstelle 4-45 sah ich leider nur noch einen "halben Standort", der andere wurde vom Waldweg geschnitten.
Etwa 600 m weiter überquerte ich die Autobahn A 45 und passierte wenig später die als Schutthügel sichtbare Turmstelle 4-44, die ebenso vom Waldweg "angeschnitten" war. Auch hier konnte ich für viele Meter wieder den sichtbar hohen Limeswall zu verfolgen.

Wenn ich es nicht gewusst hätte, an welcher Stelle ich genau hätte Ausschau halten sollte, ich hätte die Turmstelle 4-43 nicht gefunden; sie ist ebenfalls stark vom Waldweg "angeschnitten".
Während der offizielle Wanderweg nun am Waldrand weiter verläuft, führt der alte, derzeit sehr starkt zugewachsene "Trampelpfad" direkt auf der Wallkrone des Limes zur deutlich erkennbaren Turmstelle 4-42. Im weiteren Verlauf, dort wo die Turmstelle 4-41 vermutet wird, ist nur der sehr hohe Wall des Limes sichtbar  -  und beeindruckend!





Kirch-Göns mit MAGNA-PARK
Heute ist hier der ehemalige Grenzverlauf zwar bewaldet, doch das westlich verlaufende Areal wird landwirtschaftlich genutzt, ist somit bewuchsfrei; die Sicht von der Wallkrone nach Westen wird zwar etwas durch das lichte Ast- und Blattwerk gemindert, doch die Sicht in die vor einem liegende Landschaft ist schon etwas besonderes!













Etwa 400 m weiter durchquert der Waldweg den ehemaligen Standort des Kleinkastells Dicker Wald. Mit viel Wohlwollen konnte ich an dieser Stelle nur einen flachen Schuttwall ausmachen.

Eine Infotafel erklärt, dass das Areal im Abstand von etwa 2 km zur Grenzlinie in der nördlichen Wetterau frei von ziviler Besiedlung war; Gutshöfe waren stattdessen ansässig, um die Nahrung für die Zivilbevölkerung und die Armee sicher zu stellen.





















Und noch etwas anderes wird an einigen Stellen erklärt und mit wachsamen Auge kann man es auch deutlich sehen:
nicht nur der Limes mit Wall und Graben verlaufen hier schnurgerade, sondern auch noch die die Wälle und Gräben, die im Rahmen der Landwehr in unmittelbarer Nähe zum Limes aufgeschüttet / ausgehoben wurden.

Schon 300 m weiter traf ich auf die ehemalige Turmstelle 4-40, ein gut erhalteren Steinschutthügel.

Die den Limes nun kreuzende Eisenbahnstrecke der Main-Weser-Bahn zwang mich zum Verlassen der Limeslinie, doch nach dem Überqueren der Bahnlinie war ich nach etwa 1,2 km wieder am Limesverlauf und auch gleich an der ehemaligen Turmstrecke 4-39. Einen flachen Schutthügel hätte ich erkennen sollen, doch der "Wildkräuterbewuchs" war zu stark und sehr dicht.

Von dem ehemaligen Turm 4-38 etwa 700 m weiter ist ca. 20 m hinter dem Limesverlauf noch deutlich ein Schutthügel zu sehen, allerdings auch sehr stark zugewachsen.







So, das waren sie erst einmal, die römischen Hinterlassenschaften, für heute, denn die Turmstelle 4-37 wird nur vermutet, d.h. Spuren davon sind heutzutage nirgends sichtbar und eine weitere Turmstelle ist höchst wahrscheinlich dem Bau der Bundesstraße zum Opfer gefallen.



Während der Limesweg die Stadt Butzbach umgeht bzw. mehr oder weniger Richtung süd-west der Limeslinie folgt, wollte ich die Stadt besichtigen, die nicht nur einen historischen, sehr gut erhaltenen und schmuck restaurierten Stadtkern hat.


















Das Kastell Butzbach, auch Kastell Hunneburg genannt, war ein bedeutender römischer Truppenstandort am Wetterau-Limes. Die Lage des ehemaligen Kastells mit Kleinkastell Degerfeld und dem Kastellvicus ist hier zu sehen. In dem Stadtgebiet selbst finden sich heute keine sichtbaren Spuren mehr, wohingegen ausgegrabene Fundstücke im Museum der Stadt Butzbach zu besichtigen  sind: u.a. im Themenkomplex "Der Butzbacher Raum in der Römerzeit".

Mein Wanderweg von
Pohlheim nach Butzbach
(15 Tageskilometer)











































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