Als Grenzgänger auf den Spuren der Römer

Als Grenzgänger auf den Spuren der Römer

Meine Wanderung im Zeichen des Limesturms

entlang des Obergermanisch-Raetischen Limes

30. Tag Butzbach

Von Butzbach nach Langenhain-Ziegenberg -  17 Tageskilometer  - 511 Gesamt


Es hatte sich gelohnt, in Butzbach Station zu machen.
Beim gestrigen Rundgang durch die (Kern-)Stadt ist mir jedoch  u.a. aufgefallen, dass hier besonders viele "Stolpersteine" von Gunter Demnig verlegt wurden.









Ab Butzbach folgte ich nun der Ausschilderung, für die der Taunusklub verantwortlich zeichnet.


Viele ältere, hölzerne Hinweispfeile mit Entfernungsangaben sind leider so gut wie nicht mehr zu entziffern.






Ich wandte mich westwärts, musste etwas ansteigen und kaum hatte ich die Ortsrandbebauung verlassen, traf ich auch schon wieder auf die ersten römischen Spuren, den ehemaligen Standort des Limes-Wachturm- 4/33* von der älteren, rückwärtigen Limeslinie mit dem Kleinkastell Am Schrenzer.















Der Hügel des ehemaligen Holzturms mit umlaufendem Graben ist deutlich zu erkennen.

Etwa 300 m weiter nord-westlich befindet sich die ehemalige Turmstelle 4-33. Ein nicht korrekter Nachbau wurde über der Fundstelle des jüngeren Holzturms errichtet. Der seitlich davon befindliche Standort des ehemals steinernen Turms ist durch flache, konservierte Grundmauern kenntlich gemacht










Auch ein Stück
Palisadenwand wurde hier erstellt.





Kaum war ich wieder im Wald, folgte ich nun nicht nur der Ausschilderung des Limesweges, sondern gleichzeitig auch der des Taunushöhenweges sowie dem des Europäischen Fernwanderweges E3. Beide werde ich aber im nächsten Ort schon wieder verlassen, da sich der Limesweg natürlich näher an dem ehemaligen Grenzverlauf orientiert. Die Richtung aller bleibt vorerst die gleiche.


Langsam verließ ich die von Löß geprägte Wetterau und stieg nun allmählich in die Höhen des Taunus auf.
Mein Weg führte mich dabei eine ganze Zeit lang entlang der Krone des Limeswalls. 



























Oft war der Graben mit Wasser gefüllt, fast schon sumpfig, und wies an vielen Stellen "Besuchsspuren" von Wildschweinen auf.
An "Durchlässen" musste ich steil runter und dann wieder hoch auf die Wallkrone.













Auf der schnurgeraden Dammkrone des Limes führte der Pfad weiter Richtung süd-westen.


Die ehemalige Turmstelle 4-32 war derart mit Laub zugedeckt, dass ich sie erst in letzter Sekunde ausmachen konnte. Hilfreich waren nicht nur die sichtbar verstreut herumliegenden Bruchsteine, sondern auch eine Hinweistafel!




An der ehemaligen Wachturmstelle 4-31 gab es sowohl eine Holz- als auch südwestlich davon einen Steinturm. Vom Standort des Holzturms war ein sehr flacher Ringgraben auszumachen, von der Steinturmstelle ein kleiner Schutthügel.











Kurze Zeit später erreichte ich den Ort Hausen, und etwa 1 km weiter südlich das Kleinkastell Hunnenkirchhof. Das ehemaligen "Holz-Erde-Kastell" konnte ich gerade noch ausmachen;








der komplett umlaufende Wall des später erbauten, etwas weiter östlich gelegenen steinernen Kastells ist jedoch wesentlich deutlicher.












Es regnete heute schon während der ganzen Strecke, mal mehr, mal weniger, im Wald aber nahm ich es nicht so wahr.
Nach einer kurzen Rast (eigentlich hatte ich hier eine Schutzhütte erhofft) nahm ich wieder einen Abstecher vom Limes unter meine Wanderschuhe. Ich stieg zum 486 m hohen Hausberg auf. Der Anstieg war schon etwas beschwerlich,
doch der Regen machte es noch schwieriger. Noch ehe ich den Turm erreichte, hingen die Wolken tief, der Regen wurde wesentlich stärker, so dass ich beschloss, den Turm nicht zu besteigen.

Von der  - bei schönem Wetter  -  komplett möglichen Rundumsicht von dem Aussichtsturm hätte ich heute nicht viel gehabt.

Wer den Weg dorthin nicht gehen will / kann, darf dank der vorhandenen acht webcams trotzdem den Rundblick genießen, wie ich in Natura gehabt hätte. Einfach einmal anklicken.
Es ist wirklich beeindruckend!





Ein Blick zurück beim Abstieg auf den Aussichtsturm nach etwas nachlassendem Regen.









An Hoch-Wesel vorbei führte mich mein Weg nach Münster, wo ich auch wieder auf den Limesweg traf. Zwischenzeitlich hatte ich keine ehemalige römische Stätte versäumt; in dem landwirtschaftlich genutzten Areal ist schlichtweg nichts Sichtbares erhalten geblieben.








In Wiesental:
Eine Flagge im Garten aus echten Blumen.



Durch Feld und Wald führte mich nun mein Wanderweg nach Wiesental, ein Ort, der eine besondere Vergangenheit aufweist. Nicht nur, dass dieser kleine Ort erst 1948 von bzw. für Heimatvertriebene aus dem Sudetenland gegründet wurde, sondern
am Ortsausgang von Wiesental, in der Kurve nach Ziegenberg, standen einmal die Häuser, in denen nicht nur das Oberkommando der Wehrmacht, sondern auch der Reichsleiter und selbst Hiltler wohnten.

Hier existierte nämlich von 1939 - 1945 "Adlerhorst 2"  -   Ziegenberg / Wiesental, von Albert Speer geplant und unter Leitung der Organisation Todt gebaut.

Ursprünglich war diese Befehlsstelle als Führerhauptquartier [FHQ] für die Invasion von England (Operation Seelöwe) vorgesehen. die jedoch 1940 zeitlich verschoben wurde. 1941 trat das Vorhaben durch die Vorbereitung und die Durchführung des Angriffs auf die Sowjetunion ("Unternehmen Barbarossa") in den Hintergrund. So standen die Gebäude in Ziegenberg / Wiesental sowie das Schloss zunächst leer, bis sie von 1941 bis 1944 als Heeres-Genesungsheim für verwundete Offiziere genutzt wurden.
Hitler bezog den "Adlerhorst" am 11. Dezember 1944 zur Führung der Ardennenoffensive, nachdem im Nachbarort Ziegenberg das Schloss dem Oberbefehlshaber West (Generalfeldmarschall von Rundstedt) schon ab Oktober 1944 als Hauptquartier diente. (Quelle: Bundesarchiv)
Der Führer verbrachte allerdings nur kurze Zeit hier; er reiste am 15. Januar 1945 ab, um den Bunker der Reichskanzlei in Berlin zu beziehen.

Im angrenzenden Wald ging ich etwa 1 km weiter, passierte kurz vor Ziegenberg das ehemalige HAUS NR. 7, das Bunkerhaus des FHQ. Keine 700 m weiter erreichte ich die Zufahrt zum Schloss Ziegenberg, das ebenfalls eine sehr wechselvolle Geschichte aufzuweisen hat.

Bereits 1897 kaufte die wohlhabende Frankfurter Industriellenfamilie von Passavant-Gontard, - hugenottischer Abstammung -  das Schloss, und nutzte das Anwesen als idyllischen Sommersitz; 1939 wurden sie enteignet.

Die Position des Hauptquartiers (mit Schloss) blieb den Alliierten bis März 1945 unbekannt. Erst am 19. März bombardierten amerikanische Jagdbomber Schloss Ziegenberg und setzten es in Brand, die getarnten Häuseranlagen bei Wiesental blieben jedoch verschont.

Am 28. März befahl General Kesselring die Evakuierung und Zerstörung des Komplexes Adlerhorst.
Viele Jahre lag die Schlossruine danach brach; ein Investor renovierte in den 70iger Jahre einen Teil der Schlossanlage, Feste wurden gefeiert und sogar ein Spielfilm der ARD gedreht. Nach seinem Tod wurde das Schloss zwangsversteigert und erst die teilweise historisch getreue Wiederherstellung eines Privatiers mündete 1992/1993 in der Errichtung von Eigentumswohnungen.

Das dahinter liegende Gelände wurde lange Jahre von der US-Armee genutzt. Anfang der 60iger Jahre ging die Nutzung an die Bundeswehr über, die dort ein großes Munitionslager errichtete. Ab 2007 stehen diese 57 ha zur Disposition, sind aber immer noch "off limits"




























Und so sieht es an einien Stellen derzeit hinter dem Zaun aus.

Die ehemaligen Bunker bzw. -zugänge  - hier bereits stark zugewachsen -  wurden zwecks Tarnung sogar im Landhausstil mit einer Bruchsteinmauer "verblendet".


In Langenhain-Ziegenberg bekam ich glücklicherweise Quartier; in diesem kleinen Ort gab es einmal zwei Hotels und eine Gaststätte.
Die Gaststätte schließt nach der Sommersaison endgültig, ein Hotel ist seit längerer Zeit schon "dicht" und in meiner "Bleibe" hat gerade der Besitzer gewechselt, der erzählte, nur von Monteuren zu leben, die bei ihm regelmäig übernachten.

Östlich der Ortsbebauung stand einmal das römische Kohortenkastell Langenhain, von dem in den Feldern heute jedoch keine sichtbaren Spuren vorhanden sind; allein ein Hinweisschild gibt Auskunft.

Mein Wanderweg von
Butzbach nach Langenhain-Ziegenberg
(17 Tageskilometer)




























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