Als Grenzgänger auf den Spuren der Römer

Als Grenzgänger auf den Spuren der Römer

Meine Wanderung im Zeichen des Limesturms

entlang des Obergermanisch-Raetischen Limes

22. Tag Walldürn

Von Walldürn nach Miltenberg -  20 Tageskilometer  -  401 Gesamt






Ich verließ Walldürn nordostwärts. Gestern, und auch heute wieder, sah ich einige Bildstöcken am Wegesrand. Der heutige Tag sollte -  im Nachhinein betrachtet  - dann auch eher ein Wallfahrts- als ein Grenzgängerweg gewesen sein.





Martin Buller
Zuerst passierte ich vor dem Marbach den "Kreuzschlepper", dann den Hl. Nepomuk und nur wenige Schritte weiter eine kleine Säule aus Bundsandstein von 1649, die mit ihrer umlaufenden Inschrift daran erinnert, dass der unglückselige Martin Buller am frühen Morgen des 15. März 1649 beim Wein holen hier im ehemaligen See (deshalb heute auch Seestraße) ertrunken sei.








Ich überquerte die Bahnstrecke und die Bundesstraße 47 auf einer Fußgängerbrücke und hatte von ihr noch einmal einen schönen Blick auf die Stadt mit ihrer Basilika.
Gleich dahinter stand schon der nächste Bildstock, der der 14 Heiligen Nothelfer (von 1871) und wiederum 100 m weiter ein Bildstock von 1666 (Christoffel-Bildstock).




















An der ehemaligen "Hochgerichtsstätte" ( = Galgen) führte mein Weg ebenso vorbei wie an der Laurentiuskapelle von 1726.
Die Häufung dieser "heiligen Stäten" waren sicherlich dem Wallfahrtsort geschuldet!


Leider ein geschotterter Waldweg










Endlich, erreichte ich wieder den Limes, die Limeslinie, der ich nun auf einer Strecke von gut 2 km nordwestwärts folgte.



Turmstelle 7 - 35









Turmstelle 7 - 33
Die ehemalige Turmstelle 7-35 (Linding-Süd) war schnell erreicht; hier sind die konservierten Fundamentreste und der Ringgraben deutlich zu sehen, ebenso an der Turmstelle 7-33.















Turmstelle 7 - 32
An die Turmstelle 7-32 erinnert in einer Lichtung nur noch ein Traufgraben an den ehemaligen Wachturmstandort.









Auf einem breiten Waldweg durch lichten Tannenwald ging ich weiter bis zum ehemaligen Wachposten 7-31. Hier sind ebenfalls konservierte Fundamentreste und der Ringgraben zu sehen. Außerdem sind die Grundmauern eines Nebengebäudes zu sehen, weshalb diese Stelle mit "Steinernes Haus" bezeichnet wird.
Turmstelle 7 - 31








Zusätzlich steht nur wenige Meter davon entfern ein Nachbau einer wuchtig wirkenden, einige Meter langen Palisadenwand.

von 1552
von 1554
Ich passierte ein Wegkreuz (das Weiße Kreuz von 1773), keine 100 m weiter ein weiteres, reich mit Symbolik verziert (das Rote Kreuz von 1738).

Nach insgesamt 6 km erreichte ich den Ort Neusaß  - mit einem Golfplatz!!! Auch hier steht, allerdings durch eine Scheunenwand gut geschützt, ein alter Bildstock, vermutlich von 1552.

An dem Wegkreuz 1917 erstellt bog ich in den "Toten Weg" ein und kam bals wieder an einem Bildstock von 1554 vorbei.


Kurz hinter der nicht sichtbaren Turmstelle 7-24 machte der Limesweg einen Knick nach Norden. Dem gerade verlaufenden Weg folgte ich bis zur Schutzhütte und weiter Richtung Reinhardsachsen.
Das junge Reh hatte mich so fasziniert, dass ich die folgende Wegmarkierung übersah / verpasste und - zu meiner Überraschung hinter dem Wald auf einmal auf der gegenüberliegenden Höhe das ehemalige Kleinkastell Haselburg sehen konnte. Zu ihm lief ich dann, um auf der leichten Anhöhe eine kleine Pause einzulegen.


























In Reinhardsachsen passierte ich ein Bildhäuschen (von 1864) sowie einen Bildstock von 1603.

Durch offenes Feld ging ich weiter bis zur Turmstelle 7-17, von der nur eine leichte "Bodenwelle" im Wald sichtbar blieb.
Nach 12,5 Tageskilometer erreichte ich die Landesgrenze Baden-Württemberg / Bayern und kurz danach die Turmstelle 7-16, die, so vermutet man, nur ein ein steinernes Gebäude gewesen sein soll.









Die Turmstelle 7-15 konnte ich ausmachen, da hier im Waldboden Steine "herum liegen".
Auch die etwas abseits des Wanderweges liegende Turmstelle 7-13 beinhaltet zwei sichtbare Stellen, die des ehemaligen Steinturms, der mit Unterstützung des Rotary-Clubs Miltenberg rekonstruiert wurde und diejenigen eines "Nebengebäudes", die nur noch als flacher steinerner Schutthügel auszumachen ist.







An der 600 m nördlicher anzutreffende Wachturmstelle 7 -12 ist eine rekonstruierte, u-förmige Rekonstruktion der Turmfundamente zu sehen.









Ehe ich Wenschdorf erreichte, war ein anderer Turm permanent im Blickfeld; der Fernsehturm.

















Vor keinem passenderen Haus könnte die Information zu "Essen und Trinken in der römischen Provinz" besser angebracht werden, als vor dem örtlichen Gasthaus.



In der Ortsmitte traf ich wieder auf einen alten Bildstock, eingebunden in eine steinerne Rundsitzbank und keine 200 m weiter auf eine Lourdes-Grotte.
Entlang der Landstraße und dann über einen Wiesenpfad führte mich der Weg weiter nordwärts.








Danach ging es steil, oft sehr steil den alten Walldürner Weg nach Miltenberg hinunter. Zum Glück war der Weg trocken und nicht durch Regen nass und rutschig. Diese Passage hätte m. E. die Bezeichnung "Kniebrecher-Weg" oder so ähnlich verdient.  An einigen Passagen war der alte, teilweise ziemlich tiefe Hohlweg noch gut zu erkennen, der Limes lief stellenweise parallel.
An einigen Stellen zeigte sich der Pfad allerdings auch ziemlich zugewachsen. In diesem Dickicht konnte ich dennoch wieder ein Wegkreuz ausmachen.
Im weiteren Verlauf war echt was los! Vor der Wegkreuzung "Wenschdorfer Steige" steht das Bettendorf-Kreuz von 1686 und nur ein par Meter weiter stehen zwei etwa 1 m hoche quadratische Steinsäulen, allerdings ohne Inschrift. Ein ehemaliger Wegweiser, Grenzstein?

Ich war froh, endlich wieder einmal etwa 50 m rechts des Wanderweges die rudimentären Grundmauern eines ehemaligen römischen Wachturms (Stelle 7-6) zu sehen. Allerdings konnte ich zwei Stellen ausmachen; stand hier früher auch einmal ein Nebengebäude, oder war es die zweite, zeitlich versetzte Turmstelle?

Dem ehemaligen Limesverlauf stieg ich nun rasch hinab, passierte ein letztes Bildhäuschen von 1732, das Schützenhaus und war dann in der Ortsrandbebauung von Miltenberg und damit  - aus ehemals römischer Sicht  - am "nassen Limes", dem Main angekommen.

Nach einer kleinen Erholungspause ging ich in die Altstadt.

Ich war zwar jetzt in der Region Churfranken angekommen, in der es neben gehaltvollem rubinrotem Spätburgunder auch leicht fruchtig blumige Portugieser, samtig-fruchtige Frühburgunder, rassige ... (laut Werbung) geben soll,  sondern außerdem noch diverse Biersorten der ortsansässigen Brauerei.
Und da ich nach meiner Wanderung doch etwas größeren Durst hatte, entschloss ich mich, doch besser von letzterer zu probieren.













Am frühen Abend besuchte mich noch ein lieber Freund; gemeinsam genossen wir bei warmem Wetter das gute Essen und das Bier vom ersten Haus am Platz, dem ältesten Gasthaus Deutschlands.

Eigentlich wollte ich morgen die Etappe des "nassen Limes" per Schiff / Zug überspringen,
doch mein Freund bot mir an, mich morgen hier in Miltenberg abzuholen und mich zu ihm bis nach Großkrotzenburg mitzunehmen.

Ein Angebot, was ich nicht ausschlagen konnte!


Mein Wanderweg
von Walldürn nach Miltenberg
(20 Tageskilometer)



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