Als Grenzgänger auf den Spuren der Römer

Als Grenzgänger auf den Spuren der Römer

Meine Wanderung im Zeichen des Limesturms

entlang des Obergermanisch-Raetischen Limes

07. Tag Ellingen

Von Ellingen nach Gunzenhausen  -  24 Tageskilometer  -  114 Gesamt


Nach dem gestrigen "Ruhetag", der eigentlich gar keiner war, machte ich mich etwas müde aber gut gestärkt auf, um Neues zu entdecken und sah, ja, das Hinweisschild für den Limes-Radweg von Holland bis nach Rumänien.

Mit dem Zug (ja tatsächlich, trotz GDL-Streik) fuhr ich am Morgen dann zuerst eine Station bis nach Ellingen, um von hier wieder den Limeswanderweg aufzunehmen. Das Schloss hatte noch geschlossen.
Leider ging ich zuerst etwa drei Kilometer entlang der Landstraße Richtung Norden. Ich kam an einer 700 m langen Photovoltaik-Freiflächenanlage vorbei. Hier wird statt Landwirtschaft Energiewirtschaft betrieben!

Als ich den großen Golpfplatz zu meiner Rechten sah, fiel mir wieder ein, was ich bei meinen literarischen Vorbereitungen zu dieser Reise gelesen hatte, nämlich, dass sich in unmittelbarer Nähe des Limes viele Golfplätze befinden. Schon irgendwie auffallend - diese Affinität zueinander.

Nach weiteren 300 m durfte ich endlich die Teerstraße nach links verlassen, unterquerte die Eisenbahnlinie und war nun  mit der mich umgebenden Natur wieder alleine unterwegs - ohne Autoverkehr! Das Gelände stieg "leicht" an, als ich wieder dem ehemaligen Limesverlauf folgte. Bis ins 19. Jahrhundert hinein sollen in diesem Bereich viele sichtbare Überreste der "Teufelsmauer“ gestanden haben, ehe sie im Straßenbau Verwendung fanden.
Anscheinend geht diesen Weg hier so gut wie kein Mensch, denn zwei mal kamen mir Rehe entgegen. Ich verhielt mich ruhig und konnte sie sogar fotografieren.

Ich passierte das im Wald liegende, so gut wie keine sichtbaren Spuren hinterlassene Kleinkastell Gündersbach, an dem bisher auch noch keine offiziellen Ausgrabungen durchgeführt wurden.

Südwestlich vom Weiler Gündersbach traf ich am Waldrand auf die ehemalige Turmstelle 14-24. Nicht nur der Schuttwall der Limesmauer sind noch deutlich auszumachen, sondern auch  der ehemalige Hügel des Holzturmes mit seinem Ringgraben.


Von den im weiteren Verlauf ehemals vorhandenen Wachtürme ist auf der weiteren Strecke leider nichts Sichtbares mehr erhalten geblieben.
Nur hin und wieder finden sich Informationstafeln am Wegesrand.





So kam ich nach weiteren stillen Kilometern durch Feld und Wald in den kleinen Ort Dorsbrunn, in dem ich mir unbedingt den Friedhof mit seinen Holzkreuzen ansehen wollte.
Gleichzeitig mit mir kam ein älterer Herr bei der Kirche an und fragte mich, ob ich mal hineinschauen wolle, in die Kirche; er möchte zwar nur am schwarzen Brett etwas aufhängen, aber soviel Zeit hätte er.


Der letzte Grabstein sei weggenommen worden, als er noch kleiner Messdiener gewesen sei,.












Beim Ausruhen (auf einem Friedhof gibt es immer Wasser und mindestens eine Ruhebank) fiel mir der römische Spruch ein:
Memento moriendum esse!  
Bedenke, dass Du einmal sterben wirst!
oder 
 Mors certa hora incerta.
Der Tod ist gewiss, seine Stunde ungewiss, 

[Ja, ja, ich hatte in der Schule einmal Latein!]

Nachdenklich und dankbar, dass hier alles erleben zu dürfen zog ich weiter. 
Dabei kam mir noch das "Memento-Gedicht" von Mascha Kaléko in den Sinn, in dem sie u. a. schrieb: 
„Bedenkt: Den eignen Tod, den stirbt man nur;
doch mit dem Tod der andern muss man leben.“

Der Weg führte mich nun leicht bergan, und ehe ich in den lichten Hochwald eintrat, traf ich auf die Turmstelle 14-20. Der Fundamentsockel war restauriert und sichtbar aufgemauert.


Als ich den Wald wieder verließ, musste ich scharf links auf den ehemaligen Limesverlauf einbiegen. Schnurgerade zog sich der Weg.







Nach einiger Zeit erreichte ich die Turmstelle 14-17; auch diesen Fundamentsockel hatte man restauriert. Eine gute Fernsicht ins "Barbaricum" und ins Imperium lohnte hier zum Verweilen.
Turmstelle 14-16
Schnur- geradeaus führte der Weg weiter, der ehemaligen Limeslinie folgend. 




















Erst nach gut 2,5 km
folgte ich der links abknickenden Wegführung, diese aber auch wiederum der früher so verlaufenden römischen Grenzführung. Einige Informationstafeln gaben detaillierte Hinweise zu Wachtürmen und Bauphasen im Rahmen der "Limesgeschichte". 



Trotz aufziehenden Regenwolken war die Sicht (noch) gut. Bis zum Hesselberg, den ich in drei Tagen erklimmen möchte, konnte ich sehen. 

Ehemaliger Wachtumstandort 14-14.
Von hier konnte man früher bis zum nahen Kastell und vielen anderen Wachtürmen sehen.









Drei Pfähle als Palisadenmarkierung, oft zu sehen in dieser Region.
















Ich querte die kleine Ansiedlung Gundelshalm, kam am Informationspunkt (wieder eine Stange mit roter Fahne) zum ehemaligen Turmstandort 14-11 vorbei,  um wieder zwischen Feldern und am Waldesrand weiter gehen zu können, kerzengeradeaus!


Von meinem Standort (Bild links) konnte ich die Strecke visuell zurückverfolgen, die ich am Limes gegangen war. Selbst der kleine Knick bei
Turm 14-4 war ebenso deutlich zu erkennen wie noch die (im herangezoomten Bild rechts) die Turmstelle 14-17.











Im Wald vor Gunzenhausen wurde es noch einmal richtig (römisch) interessant. Geländebedingt standen hier früher einmal auffallend viele Wachtürme. Ich erreichte die ehemalige Turmstelle 14-6. Nach den derzeit gültigen Vermessungen war diese Stelle gleichzeitig auch der nördlichste Teil des Raetischen Limes. Der Hügel der Reste des ehemaligen Holzturmes sowie die original Grundmauern des Steinturmes sind hier ebenso zu sehen wie der frühere Verlauf der steinernen Grenzbefestigung (heute ein überwachsener Schuttwall). 

Über diese Mauerreste wäre ich beinahe gestolpert, da direkt am Wanderweg gelegen.
Die ausgelegten Baumstämme markieren den den Standort des ehemaligen Holzturmes.



















Auch von dem ehemaligen Kleinkastell am "Hinteren Schlossbuck", das keine 100 m  weiter liegt, sind noch deutliche Spuren erhalten. Ebenso ein Gedenkstein mit der Inschrift "Castrum Romanum".


Nach 500 m traf ich auf die Turmstelle 14-5.
Sie wurde zuletzt 2007 konserviert, nachdem die Grundmauern 1980 teilweise rekonstruiert wurden. Besonders auffallend ist, das dieser Steinturm schiefwinkelig, also nicht wie sonst üblich, im rechten Winkel zur Limesmauer stand.
Auch die Reste des nächsten steinernen Turms 14-4 wurde bereits 1980 konserviert und teilrekonstruiert, so dass heute Grundmauern und Limesmauer deutlich zu sehen sind. Aber auch diese Mauern wurden 2007 erneut saniert und daneben eine kurze Palisade aus Eichenstämmen errichtet.









In unmittelbarer Nähe, am Weg, steht der 1901 errichtete "Bismarckturm", ein Denkmal mit der Inschrift: „aus Steinblöcken einer alamannischen Ringmauer und aus Steinen der Römermauer “.














Über "die Himmelsleiter" leicht bergab ging ich weiter durch den Wald  Richtung Gunzenhausen. Am Ortseingang passierte ich einen ehemaligen jüdischen Friedhof mit einem Holocaust-Mahnmal (und einer leider nicht ganz rühmlichen Geschichte). Das Taharahaus ist heute von Efeu umrankt. 





Mein Weg führte mich noch gut einen Kilometer durch die Stadt, vorbei am Storchenturm, der bereits um 1450 erbaut, aber um 1750 schon zu Wohnzwecken umgebaut sein soll.














Jakobspilger vor der Kirche
Nachdem ich mein Übernachtungsquartier erreicht hatte und mich wieder fit fühlte, unternahm ich noch einen kleinen Stadtrundgang. Ich begann am Ansbacher Tor mit dem Blasturm von etwa 1600, vorbei an alten Fachwerkhäusern zum Marktplatz und weiter bis zum Färberturm, ein Rundturm, aus dem 14. Jahrhundert. Auf meinem Rückweg kam ich an der evang.-luth. Stadtkirche St. Marien vorbei. Sie und ein früherer Klosterbau der Benediktiner wurde an der Stelle errichtet, wo früher einmal ein römisches Kleinkastells stand, wobei wir wieder bei den Römern angelangt wären, 


 Die ev. Kirche mit einem Christophorus-Bild aus dem Jahr 1498














Z.Z. benötige ich leider keine Schuhe, wäre aber sicherlich hier gut bedient worden.

Leider war ich dann zu spät, um noch in das archäologische (Heimat-)Museum hinein zu schauen, das u. a. Funde aus der Umgebung und der Stadt selbst zeigt, insbesondere diejenigen, die der ehemalige Streckenkommissar der Deutschen ReichslimeskommissionDr. Heinrich Eidam, ausgraben ließ.
Auf dem "Heimweg" passierte ich am Marktplatz die webcam von Gunzenhausenvielleicht habt ihr mich ja gesehen, als ich nach diesem Wandertag  - sicherlich doch recht müde wirkend -  in die Kameralinse gewunken habe  :-)



Meine Wanderstrecke von Ellingen nach Gunzenhausen  -  24 Tageskilometer 

























































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