Als Grenzgänger auf den Spuren der Römer

Als Grenzgänger auf den Spuren der Römer

Meine Wanderung im Zeichen des Limesturms

entlang des Obergermanisch-Raetischen Limes

03. Tag Kipfenberg

Von Kipfenberg nach Titting -  23 Tageskilometer  -  66 Gesamt

Um es gleich vorweg zu sagen: es war sicherlich mit eine der dümmsten Entscheidungen in meinem Leben, diesen Limes ablaufen zu wollen, dachte ich, als ich nach wiederholt steilen Abstiegen unverzüglich auf der anderen Talseite wieder "brutal" hoch musste, schnurgerade, so wie die Römer die Teufelsmauer hier gebaut hatten, und dass oft auch noch auf den spitzen bzw. nassen Kalksteinen, mit denen damals die Mauer erstellt wurde. Jetzt kann ich den Spruch nachvollziehen: "Die spinnen, die Römer!" Unvorstellbar; wie mit der Richtschnur gezogen, ohne Rücksicht auf Hügel, Täler, Bachläufe, einfach gerade hindurch / hinüber. Aber auch sie hatten doch das Baumaterial in dieses hügelige Terrain bringen müssen.

Zum Glück sah ich in einem kleinen, sehr liebevoll gepflegten Vorgarten eines Häuschens in einem ebenso kleinen Ort ein selbstgemaltes Schild mit dem handschriftlichen Text:


Du brauchst nur in die Welt hinein schauen,
die Natur lächelt zurück!



und so war´s!


Ich startete mit einem kleinen Umweg und verließ Kipfenberg Richtung Böhming, konnte meinen Proviant noch in dem am Ortsausgang gelegenen Einkaufsmarkt auffüllen und erreichte nach etwa 3 km Böhming, wo früher ein Kastell stand, dessen "Umwallung" heute noch sehr gut im Gelände sichtbar ist. 



Die freistehende Kirche "St. Johannes der Täufer" mit dazugehörigem Friedhof, Mesnerhaus und seinem Nebengebäude - ebenfalls von der Mauer umgeben - wurden im Hochmittelalter in dem südöstlichen Teil des Kastellareals errichtet; Teile des Kastells wurden damit überbaut bzw. zerstört.
Doch schon seit 1426 gehört Böhming zur Pfarrei Kipfenberg.















Vieles ist bisher nicht endgültig ausgegraben, doch einige Fragmentfunde, u.a. reliefverzierte Terra-Sigillata-Gefäßformen, konnten gesichert werden. Leider werden die nicht bebauten Flächen des Kastells heute landwirtschaftlich genutzt.

Ich querte die Altmühl und folgte kurz einem steil ansteigenden Pfad, ehe ich wieder auf den weiter ansteigenden, eigentlichen Limeswanderweg traf.
Der Himmel war bedeckt, aber es war extrem schwülwarm. Kein Lüftchen regte sich, dafür jede Menge kleine Mücken und Fliegen, sicherlich von dem "Geruch" des Wanderers angelockt.
Nach diesem bisher schon schweißtreibenden Aufstieg folgte ein zweiter, der direkten Limeslinie folgend. Hoch hinaus wollten sie damals, die Römer und unsereins folgte ihnen Schritt für Schritt.

Da kam der Rastplatz an der Turmstelle 14-78 gerade recht.























An dieser ehemaligen Holzturmstelle 14-78 hatte der Fremdenverkehrsverein von Kipfenberg bereits 1996 einen hölzernen Nachbau als Aussichtsturm erstellt und die vorgefundenen Fundamente des steinernen Turmes etwa 80 cm hoch "nachkonstruiert".

Vom damaligen Wachturm hatte man freie Sicht bis zum Kastell Böhming, was auch vom neuzeitigen Nachbau bewiesen werden kann.









Die "sanierten" Fundamente des Steinturms
mit Bewuchs im Innenbereich.
Ja, und so sehen die Palisaden aus, wenn sie schon längere Jahre im Boden standen: abgefault! Bei den Römern muss es noch schneller gegangen sein, denn die Eichenstämme waren bei ihnen halbiert.







Dann führte der Wanderweg auf der Limeskrone schnurgeradeaus durch den Wald. Oft war der ausgeschilderte Weg nur ein schmaler, zugewachsener Pfad, jedoch mit Lichtblick "am Ende des Blättertunnels".





















Ich passierte eine mehr als marode Schutzhütte, ehe ich an den nur mit einem geübten Blick wahrnehmbaren Turmstelle 14-77 vorbei kam.




Vermeintlich ging ich kerzengeradeaus weiter, so war es auch, nur mein GPS-Kompass zeigte mir an, dass sich hier in der Limesführung ein KLEINER Knick befand.
Die ehemalige steinerne Grenzbefestigung, die Teufelsmauer, ist in dem folgenden Teilabschnitt sichtbar erhalten. Ebenso der Schutthügel des Turms 14-75, der allerdings etwas abseits des Wanderweges am Waldrand liegt und eingezäunt ist. Die Natur konserviert ihn durch ihren Bewuchs.




Auch nach dem Überqueren einer Landstraße führt der Wanderweg, dem Limes folgend, wie mit einem Lineal gezogen, weiterhin geradeaus, während von den folgenden, früher sicher einmal existenten Turmstellen, heute nichts mehr zu sehen ist.













Der Bewuchs des Feldrains, an dem der Wanderweg entlang führt, zeigt hier schon aus der Fernde deutlich den Limesverlauf an; aus der Nähe betrachtet sind die Steine der Teufelsmauer ihre Grundlage.
Hier: eine Hecke in der Gemarkung Pfahlheg nörlich von Pfahldorf.





So passiere ich Pfahldorf, stets an der Limeslinie entlang laufend und lief auf Hirnstetten zu. Der Wegeführung folgend musste ich am Ortsanfang notgedrunngen die Ideallinie verlassen, doch kurz hinter dem Ort war ich wieder "in der Spur".












Erst östlich von Hegelohe ist wieder ein Turmstandort, der des Turms 14-68 sichtbar (links neben der Bank).


Den Weiler Hegenlohe hatte ich schnell passiert, und nach einem kurzen Stück auf der Landstraße entlang lief ich an dem ehemaligen Kleinkastell Hegenlohe vorbei.

Im weiteren Wegverlauf galt es wieder einmal, ein tiefes Tal zu überqueren. Wie schon eingangs beschrieben, ließen sich die römischen Bauherren des Limes nicht davon nicht beeindrucken; ich war es, allein schon beim Ablick des steilen Abstieges.


Und ihre steinerne Grenze verlief auf der gegenüberliegenden Talseite den steilen Hang wieder hinauf. Hier wählte ich einen gut 700 m langen "Umweg" auf die andere Talseite, um auf der Anhöhe zum ehemaligen Standort des Kleinkastell (Kleinkastell Biebig) und der Turmstelle 14-66 zu kommen. Die Naturhistorischen Gesellschaft Nürnberg hatte auch diese Turmreste restauriert, doch mittlerweile sind auch sie wieder verfallen, aber noch sichtbar.


Ja konnten die Römer nicht einmal im Tal bleiben;
auch hier führte der Limes wieder einmal schnurgerade,
wenn auch allmählich nach oben.

So kam ich zur Turmstelle 14-65, wild zugewachsen, aber dennoch sind beide
"Grundmauerstellen" zu  erkennen. die des Holzturmes und die Reste eines Steinturmes.
Steinturm-Standort









Zerwült aussehender Standort des ehemaligen Holzstandortes.















Gut 500 m weiter traf ich auf die Turmstelle 14-64, konserviert ist sichtbar erhalten geblieben, ebenso der Limesverlauf in diesem Bereich.











Auch hier war die Naturhistorische Gesellschaft aus Nürnberg 1964 zur Konservierung einmal tätig.












Wenig später kam ich wieder an einem "Maxlstein" vorbei.


















Am Ortseingang von Erkertshofen kam ich zu einem begehbaren Steinturm-Nachbau aus dem Jahr 1992.






















Pollenstaub umhüllt die Wanderschuhe

Hier, in der ländlichen Zivilisation, versuchte ich mich erst wieder einmal so richtig sauber zu machen, von Pollen.
Der war insbesondere im Wald so schlimm "unterwegs", dass ich zuerst dachte, es sei Rauch von einem Feuer, doch ich roch nichts.








Pollenflug
An einem Waldrand konnte ich dann folgendes Schauspiel bewundern:




Pollenflug












Danach verließ ich für heute die Limeslinie und machte ich mich müde und abgekämpft auf nach Titting auf, wo ich übernachten  wollte.

In Titting steht ein ehemaliges fürstbischöfliches Wasserschloss. Es befindet sich ebenso wie die ehemalige fürstbischöfliche Brauerei (ab 1707) im Besitz der Familie Gutmann (seit 1855).

Und zu meiner Freude konnte ich zum Tagesausklang meinen Durst mit einem Getränk dieser ortsansässigen Brauerei Gutmann löschen.


Mein Wanderweg von Kipfenberg nach Titting  -  23 Tageskilometer 







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