Als Grenzgänger auf den Spuren der Römer

Als Grenzgänger auf den Spuren der Römer

Meine Wanderung im Zeichen des Limesturms

entlang des Obergermanisch-Raetischen Limes

14. Tag Lorch

Von Lorch nach Kaiserbach  -  21 Tageskilometer  -  263 Gesamt



Die heutige Stadt Lorch mit ihrer Kirche und dem Stadtzentrum wurde genau auf den Fundamenten des ehemals römischen Kastells LAVREACVM errichtet. Für mich bedeutete dies, dass ich erst gar nicht auf Spurensuche gehen brauchte.

So verließ ich die Stadt Lorch Richtung Nord-West und hatte eine der abwechslungsreichsten Strecken vor mir, bezogen auf  noch vorhandene römische Hinterlassenschaften. Dazu zählten nicht nur Wachturm-Fundamente, sondern auch das gut erhaltene Wall-Graben Sytem. Aber der Reihe nach.

Nach noch nicht einmal einem Wanderkilometer kam ich an der Turmstelle 12-13 vorbei
Für einen ehemaligen Turm war er mit einem quadratischen Grundriss von 10,5 Meter zu groß, eher für ein sehr kleines Kastell, eine sog. Feldwache, oder?

Gestern war es Hermann Löns, heute durfte ich auf einem Abschnitt des Eduard Mörike Wanderweges laufen.
(Er wohnte einmal eine kurze Zeit in Lorch).






Oberhalb der Götzenmühle erreichte ich wieder die ehemalige Limesführung. Eine Betonstele, wie sie lt. Konvention künftig am gesamten obergermanisch-raetischen Limes als einheitlich aussehender Hinweis auf den Limesverlauf aufmerksam machen soll, steht am Kreuzungspunkkt (Limes / Strasse).













Es folgten ein paar Hinweise zum Limes in diesem Bereich.

Den mitten im Wald liegenden Schutthügel von Turm 12-12 ließ ich bewußt aus.
Dafür dauerte es nicht lange, da traf ich auf die ehemalige Turmstelle 12-11; hier hatte man die Fundamente einen 3/4 m hoch konserviert / rekonstruiert.









Auf der heutigen Etappe ganz besonders ersichtlich das verbliebene Wall- und Grabensystem. Oft führte der Wanderweg direkt auf dem Wall, während der durch die letzten Regentage oft sogar mit Wasser gefüllte Graben seitlich verlief.














Keine 700 weiter wanderte ich dann  an der Turmstelle 12-10 vorbei; auch hier wieder das selbe Bild; auf etwa die gleiche Höhe konservierte Fundamentmauern.




















Auch die bald erreichte Turmstelle 12-9 sah genau so aus. Sie wird im Volksmund "Bemberlesstein" genannt.













Wenige 100 m weiter traf ich auf den Hinweis, dass auf der möglichen römischen Straße Gleisrillen (Fahrrillen von schweren Wagen) in den Stein eingefahren wurden.
Oder stammen sie doch erst aus dem Mittelalter?





Auch die Turmreste 12-8 wurden früher untersucht und konserviert.




















Selbst die Bodenerhebung in der Wiese kann das geübte Auge als ehemalige Turmstelle 12-7 noch ausmachen.


Ja, und ein am Waldrand stehendes Auto hatte dieses Schild hinter der Frontscheibe.



Schon bald darauf erreiche ich die Ortsbebauung von Pfahlbronn. Ich folgte der originären Limeslinie bis in die Ortsmitte, und kam an dem bemerkenswerten RATH-HAUS von Pfahlbronn vorbei. Der Straße folgend (und damit auch der Limesführung) bog ich in der Ortsmitte links ab und verließ damit nicht nur den Ort, sondern auch die von der Deutschen Reichs-Limeskommission (RLK) festgelegte Strecke Nr. 12.
Die dem westlich gelegenen Odenwaldlimes zugeordnete Strecke Nr. 11: Bad Wimpfen–Köngen (die sog. Neckarlinie) und die Strecke Nr. 10 Wörth am Main–Bad Wimpfen (die ältere Odenwaldlinie), beides also ältere, ehemals rückwärtig gelegene Grenzlinien bis etwa 150 n. Chr. lagen ja nicht auf meiner Route, so dass ich mit dem nächsten Ort auch die nächste Streckennummerierung "betrat", die Nr. 9: von Jagsthausen–Welzheim–Haghof führend,.

Ich passierte den Petershaldenhof und kam so wieder auf den Fahrradweg, dem ich nach links, westwärts folgte. Gegenüber dem wenige Meter weiter befindlichen Umspannwerk soll früher einmal ein römischer Wachturm gestanden haben, was besagt, dass ich mich weiter der nun nach Westen folgenden Limeslinie befinde. Heute ragt an dieser Stelle die Stahlkonstruktion eines Fernmeldeturmes in den Himmel (im Bildhintergrund).
Doch sofort knickt der Limes auch schon wieder nach Nord-West ab und führt direkt nach Haghof.

Etwa 300 m vor dem Weiler dann etwas besonders. Ich kam an der von der RLK mit Turm-9-138, gleichzeitig aber auch mit 12-1 gekennzeichneten Wachturmstelle vorbei. 1825 sollen hier noch Reste eines röm. Wachturmes sichtbar gewesen sein, dessen Steine zwischenzeitlich jedoch zu anderen Bauzwecken entwendet wurden. Gleichzeitig lag vor mir wieder ein Golfplatz (der Leser möge sich an meinen dritten Wandertag erinnern) ...
hier noch einmal zum Nachsehen
... und was konnte mein mittlerweile geübter Blick feststellen: quer über dessen Green verläuft heute noch sichtbar als Bodenwelle der nun
nach Nord-Nord-West verlaufende ehemalige römische Grenzwall, -graben.

































Hier, an dieser Stelle beginnt also der
Limes, wie mit einem Lineal gezogen über 81 km bis kurz vor Walldürn.


Also verließ auch ich meine bisher eingeschlagene Wanderrichtung, bog zum Haghof rechts ab und folgte im gebührenden Abstand der quer über den Golfplatz führenden Limeslinie.

Kurz hinter dem Golfplatz passierte ich die Turmstelle 9-136; ich sah kein Hinweisschild, keine Reste. Auch war der "Wanderweg" in diesem Waldabschnitt nicht gerade "wanderbar".

























Etwa 1 km weiter erreichte ich die 1979 konservierten Grundmauern des Turms 9-134, im Volksmund auch "Göckelersturm" genannt. [Demjenige, der den Schrei des Hahnes in der Neujahrsnacht hört, der auf den Resten des Turms sitzt, dem ist das Glück hold.]

Der Weg mäandert der "langen Linie" folgend durch lichten Tannenwald.
Und dann gab es das; im wahrsten Sinne: Kunst am Weg.











Nach dem Verlassen des Waldes passierte ich das Klärwerk und stand auch schon direkt vor dem imposant wirkenden östlichen Numerus-Kastell. Das Westkastell von Welzheim ist heute fast vollständig überbaut. Beeindruckend für mich zuerst die Größe des Areals, angedeutet durch die "Ummauerung" und dann die Tor-Rekonstruktion im Westen.




Rekonstruiertes Westtor des Westkastells
















Quelle: Ausstellung Museum Aalen
Quelle: Ausstellung Museum Aalen









Quelle: Ausstellung Museum Aalen





















Durch das West-Tor verließ ich das ehemalige römische Areal. Einen kurzen Absteher nach Welzheim brachte mich an der Volksbank vorbei, die heute noch von einem Römer bewacht wird.










Dann folgte ich wieder der ausgeschilderten Limeswanderroute und einem kleinen Stück des Flußes Lein, einem linken Nebenfluss der Kocher, um nördlich von Welzheim auf einer leichten Anhöhe auf das Kleinkastell Rötelsee zu treffen. Einige rekonstruierten Merkmale eines Kleinkastells (Mauern und umlaufender Spitzgraben) veranschaulichen deutlich deren frühere Funktionen. Heute insbesondere durch seinen Bewuchs im freien Feld erkennbar.


Auf dem Fahrweg, der den ehemaligen Limes überbaute, wanderte ich weiter gen Norden.
Ich wanderte durch bewirtschaftete Felder, leicht wellig und dennoch eben war es. Während sich der Limesverlauf schnurgerade durch die Landschaft zog, musste ich dem vorhandenen Wegesystem Tribut zollen. Ich konnte dem Limes nur noch mäandernd folgen. So passierte ich den Campingplatz am Aichstruder See mit den ruhig gelegenen und zum Verweilen einladenden Gasthof Seeblick. Dieses Hochwasserrückhaltebecken der Lein liegt idyllisch, doch in der Hochsaison wollte ich hier keine Ruhe suchen wollen.
Meine Wanderetappe
von Lorch nach Kaiserbach  -  21 Tageskilometer 
Da im weiteren direkten Verlauf der ehemaligen Grenzführung keine sichtbaren Stellen von Wachtürmen o. ä. mehr vorhanden sind (nicht mehr sichtbar / nur vermutet), steuerte ich auf direktem Wege Kaiserbach, mein Etappenziel  an.








































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