Als Grenzgänger auf den Spuren der Römer

Als Grenzgänger auf den Spuren der Römer

Meine Wanderung im Zeichen des Limesturms

entlang des Obergermanisch-Raetischen Limes

01. Tag Eining

Von Eining nach Altmannstein  -  17 Tageskilometer  -  17 Gesamt


Dort, wo der Grenzziehung des Raetischen "Festland-Limes" auf den sogenannten "nassen Limes", die Donau, trifft, die in ihrem weiteren Verlauf bis kurz vor Singidunum (dem heutigen Belgrad) die Grenzfunktion übernahm, dort wollte ich meine Wanderung beginnen. Besser gesagt, in Eining, am ehemaligen linksrheinischen Kastell Abusina, die bisher einzige, nahezu komplett freigelegte römische Wehranlage in Bayern.

Ausgiebig nahm ich bei Regen in dem frei zugänglichen Gelände die verbliebenen und 2010/2011 ausstellungsdidaktisch neukonzepierten sowie konservierten Reste des erst um 430 n. Chr. "untergegangenen" Kastells in Augenschein.
Moderne "Zeitfenster" geben Erklärungsversuche und Informationstafeln Einblicke in das vor dem Betrachter liegende archäologische Gelände.





Als ich durch das Westtor auf die dort errichtete Aussichtsplatform zuging, überraschte mich Schlachtlärm aus einem gut versteckten Lautsprecher über mir (´ne sog. "Hördusche").
So soll es sich angehört haben, als sich vor vielen Hunderten von Jahren römische Soldaten mit ihren Schwertern und Schutzschildern in der Schlacht befanden.
Nun, das Herstellen des Geländes mit der Aussichtsterasse und den vielen Informationen kostet(e) Geld.Ich werde versuchen, hin und wieder auch darüber zu berichten, wenn mir Infos darüber zugänglich. So z. B. hier: Die Stadt Neustadt a.d.Donau hatte für das Projekt (Römerkastell Abusina – Archäologische Sicherung und Inwertsetzung in einer einzigartigen Kulturlandschaft, Laufzeit 2009 - 2011) insgesamt Kosten von 891.000 € geltend gemacht. Fördermittel gab es vom Land in Höhe von 307.000 € und der Bund steuerte 297.000 € hinzu.  [Quelle: DLK, der Limes 01 2012.pdf, Seite 33]

Und welchen Eindruck hat dies auf mich hinterlassen (abgesehen von den römischen Aspekten):
Nun, die Aussichtsplattform steht nahezu am tiefsten Punkt des Geländes und die Informationstafeln sind mit hell- bzw. mittelgrauem Hintergrund und weißer Schrift gehalten, und an vielen Stellen leider nahezu unlesbar (nach 4 Jahren schon durch UV verblasst?).

Um nun endgültig meine Wanderung entlang am Festland-Limes zu starten, musste ich zuerst die Donau überqueren. So ging ich Richtung Fähranleger und sah, dass auch diese Stätte ihre "Befreiungshalle" (füa de "Deandl") hat, die m.E. zumindest in die Rubrik "Kuriositäten" einzuordnen ist; anzutreffen direkt neben dem kleinen Biergarten der Gaststätte "An der Fähre".
Die "Bieselhalle" ("füa de Mannsbuilda") findet man auf der Rückseite! Und da befand sich noch etwas, Wasser und ein Schild:
"Achtung Hochwasser"
Was ich dann jedoch sah, wollte ich zuerst nicht glauben.
Nun, die Donau war an dieser Stelle "etwas" über ihre Ufer getreten und hatte nicht nur schon von dem größten Teil des Biergartens und einem Teil der Trinkhalle Besitz ergriffen, sondern auch den Fährmeister genötigt, den Fährbetrieb einzustellen und die Fähre doppelt und dreifach zuvertäuen.

Zum Glück war Bärbel mit dem "rollenden Hotel" noch in der Nähe, wollte sie doch meine Überfahrt "miterleben"; so konnte ich ihr signalisieren, das ich eine Fahrgelegenheit benötige, um  - wie auch immer - auf das gegenüberliegende Donauufer zu kommen.

So sah die Fähranlegestelle dann von der gegenüber liegenden Seite,
in Hienheim, aus.








Und in Hienheim selbst stand ebenfalls die Anlegestelle schon  leicht unter Wasser. 



Also startete ich nun hier, ohne Fährübersetzung: es lagen jetzt ~166 km des raetischen Limes (von Hienheim bis ins Rotenbachtal bei Schwäbisch Gmünd) und ~382 km des germanischen Limes (vom Rotenbachtal aus zunächst in nördlicher, dann in westlicher Richtung bis nach Rheinbrohl am Rhein verlaufend) vor mir.





Das Wetter zum Start meiner Wanderung Anfang Mai hatte ich mir etwas anders vorgestellt; sehr niedrige Temperaturen, kalter Wind, leichter Regen, diesige Sicht; nun, ein Engländer würde sagen: "weather isn´t just playing ball" und ein echter Römer am Limes hätte von dem südländischen Wetter seiner Heimat geträumt, aber hier, in Raetien, am Rande zum Barbaricum, ...


Nass war es heute den ganzen Tag,
auch die Wegmarkierungen zeugen davon!

Entgegen der Ausschilderung des Limeswanderweges, die den Wanderer ein kurzes Stück auf einem sehr zugewachsenen und heute zumindest nassen oder gar bereits überschwemmten Pfad der Donau entlang schickt, ging ich direkt in den Ort Hienheim und besichtigte zuerst die  - in Teilen aus dem 12. Jahrhundert bestehende  - Pfarrkirche St.Georg, mit einem Glockengeläut von 1947, ehe ich kurz nach dem Ortsausgang ein besonderes "Denkmal" aus dem 17./18. Jahrhundert passierte, die "Eiserne Hand".


Eine Näherin soll -  der örtlichen Sage nach -  auf ihrem Weg zur Arbeit an dieser Stelle stets einem Wolf begegnet sein, den sie mit einem Stück Brot fütterte. Als sie jedoch einmal kein Brot dabei hatte, soll der Wolf sie zerfleischt, ja aufgefressen haben, außer ihrer rechten Hand, die ihn immer gefütterte.









Ehe ich jedoch nahezu kerzengeradeaus von der Donau bis nach Altmannstein gehen konnte, passierte ich allerdings noch die "Hadrianssäule", die den Beginn des Raetischen Limes markiert, ein vom Bayerischen König Maximilian II 1861 an der Straße nach Kelheim errichtetes Denkmal, das im Volksmund auch "Maxlstein" genannt wird.
Diese Hadriansäule steht in Reihe zu ein paar großen Birken, wie wiederum auf dem sichtbaren Wall Richtung Donau stehen.

Ein paar Jakobspilger, die in entgegengesetzter Richtung pilgerten und die ich hier an dieser Säule traf, waren "erschrocken" gar entsetzt zu hören, dass der Fährbetrieb wegen Hochwasser eingestellt sei.

Direkt an der Donau beginnt (oder endet) die Grenzziehung der römischen Provinz Raetien, die bis zum Rotenbachtal bei Schwäbisch Gmünd führte, zuletzt ausgeführt als breite Steinmauer. Sie bekam den Namen Teufelsmauer.


Und dann auch das noch; das der Jakobsweg nur Richtung Santiago ausgeschildert ist, kann ich verstehen, doch der Limeswanderweg nur von Nord nach Süd  -  zumindest was die Entfernungsangaben betrifft?
Ich kam von Eining!

Kurz nachdem ich also die "schöne blaue Donau" (von wegen; grau-braun war ihr Wasser durch die letzten Regentage und jede Menge Gras, Äste und gar Baumstämme schwammen auf dem Hochwasser führenden Fluß) verließ, lief ich zuerst am Hienheimer Forst entlang, dann durch ihn hindurch. Er war in früheren Jahrhunderten für seine Eichen berühmt. Im Mittelalter wurden sie sogar zum Bau des Chorgestühls im Kölner Dom verwendet.

Ich brauchte nicht weit zu laufen, um auf die ersten Erinnerungen an römische Zeiten zu stoßen, die ehemalige Wachturmstelle 15-46die eigentlich nur als bewachsene, minimale Erderhebung bzw. Verbreiterung der Limeslinie erkennbar ist. Besser hingegen ist da schon der Wachturm-Nachbau wenige Meter weiter. Von 1975 bis 2009 stand an der Stelle des heutigen Limeswachtturmes ein hölzerner Turm, der leider durch Brandstiftung zerstört wurde.
Der "neue", jederzeit frei zugängliche Turm (von einem Römer mit Schwert und Schild bewacht) wurde in Anlehnung an das Römerkastell Abusina in Eining in Stahlskelettbauweise, allerdings mit einer Holzhülle erstellt und kostete insgesamt 235.000 Euro (zu Kosten, Investitionen und Fördergeldern entlang des Limes später einmal mehr).

Das erste mal, gleich zu Beginn meiner Wanderung also hoch auf / in solch einen Wachturm. Er war schon ganz schön hoch und die Weitsicht die ich von ihm hatte, - trotz Regenwetter - beeindruckend, wenn auch nur "zurück ins Reich, ins römische". Das "Barbaricum" auf der anderen Seite war komplett bewaldet. (Hienheimer Wald eben!). Vom Turm aus bestand sogar Blickkontakt bis ins Kastell Abusina.






Ein Stück weiter auf dem Wanderweg sollte linker Hand des Weges jedoch von Feldfurchen überdeckt ein ehemaliges Kleinkastell liegen. Kalksteinbrocken auf der Oberfläche des Feldes zeugten bei Untersuchungen vor drei Jahren noch von "zerpflügtem Mauerschutt". Eine archäologische Ausgrabung hat hier an dieser Stelle bisher jedoch nie stattgefunden!


In diesem Zusammenhang möchte auch ich gleich zu Beginn auf Folgendes hinweisen, denn "dank" mancher Raubgräber und Sondengänger ist heute leider viel Geschichtsträchtiges verloren gegangen.

Kastelle, Kleinkastelle, Wachtürme sowie der Limesverlauf selbst sind als eingetragene Bodendenkmale geschützt. Nachforschungen sowie gezieltes Sammeln sind erlaubnispflichtig, auch Zufallsfunde sind den Denkmalbehörden anzuzeigen! 




Reste des Steinturms 15-44.
Das Steinturmfundament wurde vor Jahrzehnten restauriert / konserviert, aber bereits in den 80iger Jahren des letzten Jahrhunderts schon wieder verfallen.
Als Limeswanderer kann man es aber dennoch nicht übersehen, liegt es doch direkt in der Flucht des gerade verlaufenden Wanderweges.








Schwierig war es dennoch, den Weg zu genen. Da es nass war, waren nicht nur die restlich verbliebenen Kalksteine der Teufelsmauer, auf denen ich zeitweise ging, sehr rutschig, sondern auch die immer wieder quer über den Weg gewachsenen Baumwurzeln entpuppten sich mehr als einmal als glattes Hindernis.









Auf den Feldern kurz vor Laimerstadt wird Hopfen angebaut; ein Hopfen-Lehrpfad mit Informationstafeln gibt nicht nur dem wissbegierigen Wanderer Erklärungen.

Vorbei an dem kleinen Ort folgte ich dem Limes, der wieder kerzengerade Richtung west-nord-west zieht.



Bis zum nächsten Ort Hagenhill konnte ich außer den Resten der Limesmauer nichts Römisches mehr ausmachen. So bog ich nach Hagenhill ein, denn dort lockten gleich zwei Gasthöfe für eine Pause im Trockenen. Früher sollen in dieser Gegend im Tagebau Eisenerze gewonnen worden sein, heute dominiert die Landwirtschaft, ansonsten arbeitet man im nahen Ingoldstadt.


Mit Sicherheit etwas zu gut gemeint,
die Ausschilderung an dieser Weggabelung.



























Bis hier in den Wald sind die bezuschussten Fördermaßnahmen leider noch nicht vorgedrungen.

Hinter dem Ort folgte ich wieder einem Stück des originären Limesverlaufs, ehe der Wanderweg mich auf den Kochberg (495m) führte. Den ausgeschilderten Jakobsweg, der jetzt rechts abgiegt und dem ich schon seit der Hadrianssäule folgte, hätte ich direkt nach Altmannstein gehe können, doch ich wollte weiter auf römischen Spuren wandern.
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Reste der Teufelsmauer am ehemaligen Wachposten 15-33.











Dort, wo früher der Wachturm 15-32 gestanden haben soll, ist ein deutlicher Knick des Limesverlaufs in östliche Richtung wahrzunehmen. Kurz vor den sichtbaren Spuren von Wachtum 15-31 konnte ich auch "Maurerreste" der Teufelsmauer auszumachen. Nach Altmannstein ging es dann steil berab. In diesem Ort, in dem man sich im örtlichen Museum u. a. über die Entstehung und Funktion des Limes informieren kann, legte ich in der Privatpension Forster meinen ersten Übernachtungshalt ein.

Die aus dem 13. Jahrhundert stammende Burgruine Altmannstein  mit ihrer wechselvollen Geschichte ist zu besichtigen. Vom Burghof hatte ich einen weiten, aller diesigen Blick auf den Ort und den Anfangsteil meiner morgige Strecke.


Mein Wanderweg von Eining nach Altmannstein   -  17 Tageskilometer
(nur das mit der Fähre und entlang der Donau stimmt nicht!)









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