Als Grenzgänger auf den Spuren der Römer

Als Grenzgänger auf den Spuren der Römer

Meine Wanderung im Zeichen des Limesturms

entlang des Obergermanisch-Raetischen Limes

37.Tag Bad Ems

Von Bad Ems nach Hüttenmühle  -  20 Tageskilometer  - 658 Gesamt



Auf dem Areal der heutigen Stadt Bad Ems waren auch schon die Römer militärisch präsent.
So verlief der Limes selbst mitten durch die heutigen bebauten Stadtgebiete. Allerdings konnte man aufgrund der bereits vorhandenen neuzeitlichen Bebauung keine vollständigen Ausgrabungen und dementsprechende Zuordnungen mehr treffen. Gewiss ist, dass es ein Kleinkastell und ein Kastell Ems gegeben hat.
Das überbaute Kleinkastell auf der Schanz befand sich gegenüber dem Touristen-Pavillon.
Darauf steht heute das Haus, in dem ich übernachtete.

Von dem ehemaligen Kastell Ems  aus der trajanischer / hadrianischer Zeit ist im heutigen Stadtbild nichts mehr zu finden.

In dem „Kur- und Stadtmuseum Bad Ems“, in der Römerstraße 97 gelegen, gibt es eine Permanentausstellung, in der die römische Vergangenheit der Stadt sowie deren näheren Umgebung gezeigt werden.  [Öffnungszeiten: April-Okt.. Di.-Fr., So. u. Feiertage 14-17 Uhr, Nov.-März Mi. u. Fr. 14-17 Uhr, der Eintritt ist frei).

Auf der Baederlein-Brücke, die die Lahn quert, kann man durch ein "Stereoskop" sehen. Man sieht das Leben an dieser Stelle vor 1800 Jahren. Grundlagen dieser historisch nachempfundenen Darstellung sind die hier gemachten Bodenfunde.

Ja, und was die Römer damals sicherlich schon nutzen und zu schätzen mussten. das waren die auch heute noch bis zu 57 °C warmen Heilquellen. Sie sind vorwiegend fluoridhaltige "Natrium-Hydrogencarbonat-Thermalsäuerlinge" und werden für Trink- und Badekuren sowie
zur Herstellung der Emser Pastillen genutzt.

Das Vorhandensein der Quellen führte dazu, das Ems bereits im 17./18. Jahrhundert als einer der berühmtesten Badeorte Deutschlands galt.
Zaren, Kaiser und Könige haben in dieser Stadt nicht nur Ihre Spuren hinterlassen , sondern von hier aus auch regierten.

 So wurde z.B. an dieser Stelle die "Emser-Depesche" verfasst und veröffentlicht, die mit Ursache für den Ausbruch des Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 war. Ein Gedenkstein in der Stadt erinnert sogar noch an diesen Vorgang.


Und gerade in der heutige Zeit wieder interessant:
1876 unterzeichnete Zar Alexander II. im Haus „Vier Türme“ den Emser Erlass, der den Gebrauch der ukrainischen Sprache unter Strafe stellte. Auch hier erinnert ein Gedenkstein an das historische Ereignis.

1874 / 1876 wurde in Lahnnähe eine russisch-orthodoxe Kirche errichtet, die der Märtyrerin und Gemahlin des römischen Kaisers Diokletian, Alexandra, geweiht ist, wobei wir wieder in der Zeit der Römer angekommen sind.

Natürlich duften in der Bäderstadt der Neuzeit die Künstler und "Schöngeister" ihrer Zeit nicht fehlen. Sie alle hatten ihre Vorliebe für Bad Ems entdeckt.
So wirkte z. B. der Komponist Jacques Offenbach (1819 - 1880) 12 Jahre als Konzertmeister in Bad Ems, und die russischen Schriftsteller Fjodor Dostojewski, (1821 - 1881) und Nikolao Gogol (1809 - 1852) ließen sich hier während seiner Kuraufenthalte inspirieren.
Auch Richard Wagner (1813 - 1883) weilte und wirkte längere Zeit in dieser Stadt.
Viele weitere namhafte "Größen" kamen immer wieder nach Bad Ems, so z. B.
der deutsche Komponist Carl Maria von Weber (1786 - 1826),
der französische Schriftsteller Victor Hugo (1802 - 1885) 
und natürlich Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832).
Nicht vergessen darf man in dem bunten Reigen der Aufzählungen von "bedeutenden Persönlichkeiten" den österreichischen Künstler, Friedensreich Regentag Dunkelbunt Hundertwasser (1928 - 2000).
Die bunten Keramikelemente für die "Hundertwassergebäude" und die bunten Skulpturen in aller Welt wurden / werden in einem Bad Emser Keramikbetrieb hergestellt.



Beeindruckt von dieser "kleinen" Stadt verließ ich Bad Ems. Ich querte die Lahn, konnte noch einmal einen morgendlichen Blick auf die fast leere Kurpromenade werfen, ehe der Weg über die Grabenstraße und anschließend den schmalen Pfahlgraben rasch an Höhe gewann.















Dort oben, bei Turm Nr. 2-1 war ich gestern gewesen.

Als ich heute morgen wieder steil ansteigen musste, kam mir folgender Gedanke:
Eigentlich kann das Kastell bzw. das Kleinkastell in der heutigen Gemarkung von Bad Ems doch nur ein "Nachschublager" gewesen sein. Denn: sollte ein Alarm aufgelaufen sein, die römischen Soldaten sich gerüstet haben und los marschiert sein (egal, in welche Richtung entlang des Limes), spätestens auf der Höhe müssen sie fix und fertig gewesen sein, frei nach der
"Blechbüchsenarmee der Ausgburger Puppenkiste"
Zwei, drei, vier,
marschieren wir
im schnellen Lauf
den Berg hinauf,
oben dann,
halten wir an,
weil wir keine Puste "ham".

Zum Kämpfen hatten diese Soldaten dann sicherlich keine Puste mehr;
mir fehlte sie schon auf halber Strecke!

Nach etwa einem Kilometer kam ich, einem Hohlweg ähnelnd, an einer Stelle vorbei, an der paralell zum Weg ein Stück einer Palisadenwand an den Limesverlauf erinnerte. Hinweisschilder gaben dazu mit Text und Bild auch wieder Auskunft und erläuterten, dass sich hier der ehemalige Wachturm 1-93 befunden haben soll.



Aufgrund dieser Nomenklatur kann der bisherige fleißige Mitleser erkennen, dass ich mich nun auf dem für mich letzten, von der Reichs-Limeskommission festgelegten Abschnitt Nr. 1 befand, der bis nach Rheinbrohl führt und heute vom Westerwald-Verein e.V. betreut wird.





Leicht aber doch stetig ansteigend (den Pfad zur Linken nehmend) führte der Weg weiter bergwärts.









Info an der Turmstelle 1-93








Hier fehlt für den Unwissenden
leider eine nähere  Erläuterung.



















Ein flacher Schutthügel aus oberflächlich sichtbaren Steinen ist im Laubwald zu erkennen. Ein Hinweisschild beschreibt die gute Fernsicht, die die Römer von diesem Turm aus gehabt haben sollen.
Das Hinweisschild am Boden weist zumindest auf die Turmstelle hin und lässt die Richtung erahnen.











Die Turmstelle 1-92






Wenige Meter südlich der Turmstelle 1-92, direkt neben der Straße, weist wieder ein Schild auf die in die Jahre gekommenen Palisaden und damit auf die ehemalige Lineslinie hin.
















Weiter durch den Wald führte der Weg; vorbei am Ort Kemmenau erreichte ich wieder die ehemalige Limeslinie. Danach wird der Wanderweg im hohen Mischwald nur noch zu einem Wanderpfad.








Dank einem Hinweisschild und der Tatsache, das der ehemalige Standort des Turmes 1-88 mit dicken Pfosten abgesteckt ist, ist diese Wachturmstelle wieder leicht auszumachen, zwischendrin sind leider keine ehemaligen römischen Wachpostenstellen mehr sichtbar. 










Auch die nächsten, vermuteten Turmstellen sind nie eindeutig nachgewiesen worden.
Durch Wald führte der Weg weiter.





















An einem Wander-Parkplatz, an dem ich vorbei kam, steht diese Informationstafel und die Stele "Limes kreuzt".




An der ehemaligen Wachturmstelle 1-86 findet man diese Info,












Ich nutzte die Gelegenheit, sie war zwar mit einem kleinen Umweg verbunden, um  zum "Köhlerdenkmal Welschneudorf" zu gehen. Zur Erinnerung an drei am Kohlenmeiler verbrannte Köhler stehen an dieser Stelle im Wald drei Kreuze.


Deutlich waren die zusätzlichen Gräben und der dazugehörige Wall zu sehen.











Ja, und da wollte ich dann auch hinauf. Nach einem kurzen und steilen Anstieg erreichte ich am "Großen Kopf" die ehemalige Wachturmstelle 1-84.










Seit 1954 steht hier am höchsten Punkt der Region der sogenannte Stefansturm, ein Turm-Nachbau. Wanderliegen laden zum Ausruhen und Verweilen, während die 360 Grad Rundumssicht auf die Wälder und Felder des Westerwaldes phänomenal ist.
Blick vom Turm

Blick von der "Wanderliege"

Hier hätte ich länger bleiben können, doch der Weg rief. Meine nächste Station sollte die im Tal liegende Kirche sein, die nebst Friedhof über ein Kastell gebaut worden ist.
So wanderte ich wieder abwärts, vorbei an weiteren Ruhebänken und Informationstafeln, der Römerquelle, die früher das nahe gelegene Kleinkastell mit Wasser versorgte.







Auf dem Abstieg von dem Stefansturm.




Nach gut 600 m erreichte ich den kleinen Ort Arzbach - Bierhaus, Hier war früher einmal das Numeruskastell, das nur in Teilen ausgegraben, damit aber nachgewiesen wurde. Vieles wird heute an dieser Stelle nur vermutet bzw. ist leider auch durch neuzeitliche Bebauung (romanische Kirche und Friedhof) zerstört, so das von eventuellen römischen Hintgerlassenschaften derzeit oberflächlich nichts zu sehen ist.



In unmittelbarer Nähe zur Kirche jedoch sind viele Grabkreuze aus dem "Kirchspiel" aufgestellt; sie datieren von 1598 - 1751.











Kurz hinter dem Ort, beim "Alten Bierhaus" (Landgasthaus) führte der Wanderweg schon wieder steil mäandernd nach oben. Zum Glück gibt es Ruhebänke, so, das man zumindest zum "Verschnaufen" kurz Rast einlegen kann. Nach wieder einer längeren Teilstrecke im Wald erreichte ich die Kadernbacher Schutzhütte. Auch hier wieder eine Wanderliege neben dem steinernen Hinweis, dass an dieser Stelle einmal der Limes entlang führte.

Durch Wald führte der Weg weiter, und als ich ihn verließ, hatte ich rückblickend noch einmal einen Blick auf den Stefansturm. Ich passierte die mitten in der Wiese stehende Kapelle "Maria in der Augst", und den etwa 100 m nördlich des Wanderweges befindlichen, sichtbaren Schutthügel der Turmstelle 1-78 mit einem kleinen Steinturm.


Die von Süden kommende Wanderrichtung folgte der ehemaligen Limeslinie nun wieder westwärts. Ich querte die Bundesstraße (B 49) und traf kurze Zeit später auf die ehemalige Limesführung (Hinweisschild) und die ehemalige, gut erhaltene Turmstelle 1-75 (rekonstruierte Grundmauern).











Um den Text lesen zu können, musste ich erst das Schild etwas säubern.

Auch der Zahn der Zeit hatte an dem Geländer der Zuwegung schon beachtlich genagt.
(ein leider von mir oft beobachtetes Phänomen; einmal installiert, erstellt  - und das mit sicherlich nicht geringem personellen und finanziellen Aufwand -  und dann "vergessen"!)



Der Hinweis zu "Eisenzeitlichen Siedlungsstätten" (Hallstattsiedlung) direkt in dieser Gegend durfte im Zusammenhang mit der Limesführung nicht fehlen.

Nun ging es wieder leicht abwärts ins Plätzerbachtal, wo ich in der Hüttenmühle Quartier bezog.


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