Als Grenzgänger auf den Spuren der Römer

Als Grenzgänger auf den Spuren der Römer

Meine Wanderung im Zeichen des Limesturms

entlang des Obergermanisch-Raetischen Limes

32. Tag Obernhain

Von Obernhain nach Glashütten  -  21 Tageskilometer  - 553 Gesamt

Von Obernhain führte mich mein morgendlicher Weg zuerst wieder zum Kastell Saalburg. Da ich das rekonstruierte Kastell mit seinem sehenswerten Museum von früheren Besuchen kannte, nahm ich - ohne hier lange zu verweilen -  meinen Wanderweg entlang am Limes-Erlebnispfad wieder auf. 
















Parallel zur ehemaligen Limesführung, zum sichtbaren Wall wandernd erreichte ich die ehemalige Turmstelle 3-63, an der viele frei liegende Steine sichtbar sind. 
Von zwei ehemaligen Holzturmstellen sind direkt an der Limesführung Schutthügel zu sehen. 







Südöstlich davon, also im Barbaricum, sind große Felsen auszumachen (Weißestein), die jedoch nicht nur mit Brombeeren zugewachsen sind, sondern in einem "Birkenwald" nahezu verschwinden.










Kurz vor der Turmstelle 3-63 bog ich vom Limesweg nach Süden ab. Ich wollte auf verschlungenen Pfaden im Hochwald zum 591 m hohen Herzberg mit seinem 1911 erbauten 25 m hohen Aussichtsturm.

Bei gutem Wetter soll man mit weiter Fernsicht (über 100 km von Süd-Ost bis Süd-West) über die Rhein-Main-Ebene hinweg bis zum Odenwald, Spessart und der Wetterau belohnt werden.
Allerdings kamen nach morgendlich wolkenlosem Himmel immer mehr Wolken auf; es war für eine schöne Fernsicht leider auch viel zu diesig.
Auch ein Ausflugslokal (Berggasthof) ist dort und ich hoffte zumindest, es geöffnet vorzufinden. So war es, doch noch etwas improvisiert, da gerade der neue Pächter / Besitzer neu anfing.
Der kleine Abstecher hatte sich gelohnt, auch wenn die Sicht nicht das bot, was sie hätte versprechen können.


Der Ausblick nach Süden, mit Mainhatten etwas links im Bildzentrum
Blick Richtung Gr. Feldberg
Und zu diesem Berg in der Bildmitte, dem Feldberg, da wollte ich heute noch hin.

Einmal eine etwas andere
Wegekennzeichnung
Bald war ich jedoch schon wieder am Limes und an der ehemaligen Turmstelle 3-60 (3-61 hatte ich umgangen / ausgelassen).
Hohe konservierte Grundmauern sind sichtbar erhalten. Besonders interessant jedoch die nur wenige Meter westlich befindlichen Reste der in Form einer Trockenmauer errichteten Limesmauer, die hier das Wall- und Grabensystem ersetzte.
An der gut 500 m westlich gelegene Turmstelle 3-59 konnte ich von den ehemals zwei Steintürmen auch deren Standorte ausmachen, Grobe Steine liegen jeweils an den Schutthügeln. Auch der ehemals östliche Holzturmstandort ist durch eine leider stark zugewachsene Bodenerhebung noch erkennbar.
















Auf der Krone des Limeswalls ging ich zeitweise weiter. Bis zum Kleinkastell Heidestrock war es nun nicht mehr weit. Es wurde erst 2009 neu konserviert.



Kleinkastell Heidenstock









Der Waldweg führte mich entlang des Limes, der hier zumindest auch teilweise aus Steinen bestanden haben muss, denn oft waren in dem Wall (= Schuttwall) sehr viele Quarzitsteine zu erkennen.



 An der Turmstelle 3-55 (am Klingenkopf mit 681 m Höhenmetern) konnte ich nicht nur ein stark zugewachsenes, konserviertes Steinturmfundament ausmachen, sondern auch noch den Schutthügel des ehemaligen Holzturmstandortes. Im weiteren Verlauf sind auch immer wieder Wall und Graben deutlich zu erkennen.







Auch Grenzsteine sah ich ab und zu wieder; 

hier derjenige mit den Insignien KH (Kurfürstentum Hessen-Kassel),  HN (Herzogtum Nassau) sowie GH (Großherzogtum Hessen-Darmstadt).
(Ein Dreiländereck!)



Ich passierte das heute in einer Lichtung, etwa 100 m vom Wanderweg liegende Kleinkastell Altes Jagdhaus. Auch diese Anlage wurde erst 2009 restauriert und beinhaltet neben deren Umfassungsmauer / Erdwall noch die konservierten Fundamente eines Jagdhauses, dass wahrscheinlich im 16. Jahrhundert im Inneren des ehemaligen Kleinkastells errichtet wurde.


Auf 669 m Passhöhe erreichte ich den Sandplacken. Der Pass bzw. die Straße stellt eine natürliche Verbindung nach Norden Richtung Lahntal und Weilburg dar. 
Einen Halt, verbunden mit einer kleinen Pause hatte ich mir verdient, zumal ich auf dieser Anhöhe sogar zwischen zwei Lokalitäten auswählen konnte.
Leider war hier absolut keine Ruhe, denn Motorradfahrer scheinen diese Region zu lieben und wollen anderen zeigen, wieviel PS in ihrer Maschine steckt.

Ehe ich dem Wanderweg nach Westen folgte, querte ich die "Kanonenstraße".
Als diese Passstraße 1871/77 gebaut wurde, versah man sie mit einem derart soliden Unterbau, dass künftig auch schwere Fahrzeuge sie bei widrigen Wetterverhältnissen hätten meistern konnten. Das Volk vermutete jedoch, dass nun auch schweres Kriegsmaterial  - wie Kanonen z.B.  -  diesen Weg nehmen könnten; deshalb ihre "Bezeichnung".


Hinter dem großen Parkplatz (Sandplacken) traf ich wieder auf die sichtbare Limeslinie. Wanderweg und Limes (mit sichtbarem Wall und Graben) führen durch hohen Mischwald bis zur Turmstelle 3-52, die wieder mit rekonstruierten Fundamenten deutlich sichtbar ist.
(Bild rechts: vorne der Graben, in der Mitte der Wall und dahinter die sichtbaren Turmfundamente)

Turmstelle 3 - 52













Turmstelle 3 - 51
Nach weiteren 600 m erreichte ich die Hochtaunusstraße; kurz vorher kam ich an der rechts liegenden Turmstelle 3-51 vorbei; einen moos- und laubbedeckten Schuttwall und Mauerresten konnte ich ausmachen.








Ich verließ hier den ausgeschilderten Limeswanderweg und schlug die Richtung zum Großen Feldberg ein, den ich nach etwa 1,5 km und steilem Anstieg erreichte.
Auf den letzten Metern merkte die dünnere Luft  ;-)


Gemäß meinem Blog-Thema hätte ich ausrufen können:

Salvete amici montium taunensium
Seid gegrüßt, Freunde des Taunus! 

Hier stand ich nun, auf dem Monte Tauno, wie ihn Tacitus und die Römer nannten und er damit später Namensgeber für die Ganze Region (Taunus-Region) werden sollte, auf der Bergkuppe mit ihrem Sende- und Aussichtsturm. Beide konnte ich während meiner letzten Wandertage immer wieder sehen. Ein Schild am Gipfelkreuz besagt 879,5 m. Es sollte der höchste Erhebung auf meiner Wanderung sein und auch bleiben, obwohl sich für den weiteren Verlauf noch einige Höhenmeter ankündigten.





Hier, wo sich 1868 der "Bund der Feldbergläufer" als einer der ersten Wandervereine Deutschlands gründete und aus dem sich später der heutige Taunusklub entwickelte,
E 1
E 3
hier, wo sich der Europäische Fernwanderweg E1 ("Nordkap - Sizilien") und der Europäische Fernwanderweg E3 ("Istanbul - Cabo de São Vicente" [Portugal]) treffen!

Der Feldberghof lud nach dem bewältigten Anstieg zwar zur verdienten Rast ein, der 40 m hohe Aussichtsturm zum Rundblick;
da sich jedoch das Wetter extrem wechselhaft und launisch zeigte, es sehr kalt und extrem windig war, wollte ich so bald wie möglich wieder in den doch etwas schützenden Wald.

Sehr steil fiel der Wanderpfad nun Richtung südwest; mein Schritttempo verlangsamte sich. Ich passierte einen Brunnen (Feldberg-Born) und sah mich wenige Meter weiter mehreren ausgeschilderten Wandermöglichkeiten gegenüber.
















Ich wählte ein Stück des Weges von E1 und passierte so auf immerhin noch 740 m Höhe die Weil-Quelle.  Sie wurde 1911 vom Taunusclub gefasst, 1963 erneuert und speist den ca. 45 km langen linken Nebenfluss der Lahn



Und auch das gab es wieder einmal: 

"Kunst am Weg"




Nach weiteren gut 200 m erreichte ich auf jetzt etwa 700 m den ehemaligen Standort vom Kastell Kleiner Feldberg, nördlich von der Bergkuppe des Kleinen Feldbergs gelegen. Es ist aufgrund seiner abgeschiedenen Waldlage ein sehr gut erhaltenes / restauriertes Numeruskastell und auch das höchst gelegene am gesamten Obergermanisch-Raetischen Limes. In seiner Nähe sind auf einem Rundweg zu mehreren Themen unterschiedliche Informationstafeln aufgestellt; einige ihrer Themen:
  • Die Weilquelle: Wasser für das Felsbergkastell
  • Ziviles Leben an der Grenze
  • Das Feldbergkastell  -  Eine Festung aus Stein
  • Römische Zivilisation am Feldberg
  • Im Römerlager
  • Das Kastellbad  -  Eine römische Freizeitanlage


Auch die 2004/2005 rekonstruierten Grundmauern eines nordwestlich vom Kastell befindlichen Kastellbades sind sehenswert, geben sie doch auch wieder die ehemalige Größe dieser Gesamtanlage wieder.













Blick in das Kastellinnere vom Südtor















Nach einer kurzen aber intensiven Besichtigung ging ich in der Nähe des ehemaligen römischen Dorfes und Gräberfeldes auf einem breiten Waldweg westwärts und erreichte nach gut 700 wieder die ehemalige Limesführung  und die Passhöhe "Rotes Kreuz", die in das Weiltal führt. Die sichtbare Turmstelle 3-45* soll sich etwa 150 m südöstlich des dortigen Traditions-Gasthauses befinden.






Steil, wieder sehr steil und lange hinunter führt mich der Weg nun Richtung Glashütten. Nach 800 m kam ich an einem Hinweis zu "Historischen Glasöfen" vorbei.
Zuerst wollte ich jedoch zur Turmstelle 3-44, dessen Schutthügel, bedeckt mit viel Laub, ich  jedoch nur dank der GPS-Koordinaten fand.



Danach ging ich zum ehemaligen Standort der spätmittelalterlichen Glashütte (13. Jahrhundert), an dem Infotafeln über dessen Geschichte Auskunft geben und deren Grundmauern teilrekonstruiert wurden.







Ich folgte nun u.a. dem  waldGLASweg (Info zum Nachlesen).
Nach nur wenigen Metern passierte ich einen Rastplatz mit der "Gottschalk-Fichte" (Warum sie diesen Namen trägt, blieb mir leider verborgen!) Hier war auch Station 5 des Glasweges (Glas-Rast).












Turmstelle 3 - 43
Etwas weiter kam ich an der als bewachsener Schutthügel noch sichtbaren Turmstelle 3-43 vorbei, dann an weiteren "Glasstationen", ehe ich nach gut einem weiteren Kilometer den Limes mit Wall und Graben und kurz danach die Ortsrandbebauung von Glashütten erreichte.

Ich verließ den Hochtaunus-Kreis und kam nun in den Rheingau-Taunus-Kreis. Ein "Limes-Informations-Pavillon" empfing mich am Waldrand. An ihm endete der Limeserlebnispfad, damit auch die Zuständigkeit der gGmbH und der Taunusklub zeichnete wieder bis Bad Ems für die Wegführung zuständig.















 Und so sah das heute von mir absolvierte
Höhenprofil aus!




Meine Tagesetappe von Obernhain nach Glashütten  -  21 Tageskilometer









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