Als Grenzgänger auf den Spuren der Römer

Als Grenzgänger auf den Spuren der Römer

Meine Wanderung im Zeichen des Limesturms

entlang des Obergermanisch-Raetischen Limes

35. Tag Laufenselden

Von Laufenselden nach Pohl  -  13 Tageskilometer  - 616 Gesamt


Leider war die evangelischen Kirche in Laufenselden mit ihren schönen, in blau und rot gehaltenen Malereien, insbesondere die figürlichen Darstellungen auf der Holzgewölbedecke, verschlossen.
So verließ ich kurzerhand den Ort bei kuriosem Wetter. In der Nacht hatte es ein heftiges Gewitter gegeben, der Morgen war zwar angenehm frisch, doch gleichzeitig nass feucht und überall stand noch Wasser auf den Wegen. Die Wolken hingen tief, der Himmel war ziemlich dunkel, so, als ob es bald wieder regnen wolle. Aus diesem Grund beschloss ich, relativ schnell mein Ziel erreichen zu wollen, nicht unbedingt jede Turmstelle "mitnehmen zu müssen", wenn sich das Wetter nicht bessern würde. So verließ ich den Ort auf dem Limesradweg und nicht auf dem Feldweg, denn in den Spurrillen der Traktoren stand ebenfalls das Wasser.
So kam ich an der Stelle vorbei, an der sich eigentlich die sichtbare Turmstelle 2-38 hätte befinden sollen.
Ich gestehe, ich fand sie nicht!
Da sich das Wetter stabilisierte, schwenkte ich nordwärts wieder auf den offiziellen Limeswanderweg ein und erreichte die von Osten kommend Limeslinie, die jetzt mehr oder weniger der östlichen Höhenlinie (500 m) folgt.
Den ehemaligen Wachposten 2-35  mit einer auch für mich wieder sichtbare Turmstelle passierte ich.
Heute wollte ich besonders auf die Wegweiser achten, damit ich nicht noch einmal am Limes bzw. zwischen den Limeslinien herum irre.


Fahne am Kastell in Pohl
Nach gut 3 Kilometern verließ ich Hessen und betrat Rheinland-Pfalz.

Die Wegebeschilderung änderte sich damit erneut.









In kurzer Distanz zum Windpark Heidenrod orientierte ich mich an der Limeslinie. Kurz darauf erreichte ich das ehemalige  Kohortenkastell Holzhausen.
Dank einer kürzlich vorher stattgefundenen "Säuberungsaktion" der örtlichen Cicerones waren die Mauern gar nicht so zugewachsen, wie dies oft an anderen Stellen anzutreffen war.


Porta praetoria
Insbesondere die rekonstruiert / konservierten Westmauern und der davor befindliche Graben zeugen wieder von der Mächtigkeit dieser Anlage, zumal auch die Eingangstore [Porta praetoria, porta decumana, porta principalis dextra und porta principalis sinistra]
sowie die Grundmauern des Fahnenheiligtum ihren sichtbaren Platz einnehmen.









Porta sinistra




Aufgefallen ist mir auch die angedeutete, geradlinige Wegführung ab den jeweiligen Toren.










Nach einer ausgiebigen Besichtigungstour begab ich mich wieder auf den Weg, ohne im Wald nach weiteren Spuren von Vicus bzw. Kastellbad zu suchen. Etwa 150 m hinter dem Kastell traf ich auf eine Schutzhütte, weitere 200 m weiter, abseits vom Wanderweg gelegen, auf den flachen Schutthügel der ehemaligen Turmstelle 2-34; auch die Limeslinie mit Wall und Graben war wieder sehr deutlich zu sehen.
Parallel zu Wall und Graben führte der Weg nun in südwestlicher Richtung weiter zur sichtbaren Turmstelle 2-33.





Hier stand einmal Turm 2 - 31
In der weiter Folge sind außer Wall und Graben keine römische Relikte mehr sichtbar

Ehe ich Holzhausen an der Haide erreichte, durfte ich noch ein Stück auf dem ehemaligen Bahndamm der "Schmalspurbahn" laufen, die bis 1957, damals natürlich mit Dampf betrieben, von St. Goarshausen kommend den Taunus bis zum Zollhaus erschloss.



Selbst bis kurz vor dem Ort stehen hier die hohen Windräder.




Nicht nur, dass auf einen "Drei-Kastelle-Rundweg" hingewiesen wird, es gibt jede Mange andere ausgeschilderte Wege, so dass ich wieder aufpassen musste, um nicht MEINEN Weg wieder zu verlieren.








Am Ende des Ortes kam ich an dem Museum vorbei, in dem u.a. Originalmotoren von dem Miterfinder des Viertaktprinzips Nicolaus August Otto ausgestellt sind. [= Ottomotoren]. Er wurde 1832 in diesem Haus geboren und war auch der Mitbegründer der Deuz AG.




 Ab jetzt gibt es sogar noch gps-kodierte Wegweiser!


Etwa 700 m hinter dem Holzhausen passierte ich die angenommene, aber nie nachgewiesene Turmstelle 2-29. Das wiederum nur 800 m weiter westlich gelegene Kleinkastell Pfarrhofen, von dem im Wald noch schwache Schütthügel zu sehen sollen, ließ ich aus, da es etwas abseits auf der anderen Straßenseite im Wald lag und - mal ehrlich: hatte ich bisher nicht schon genug Erd- bzw. Schutthügel gesehen?

Die Turmstelle 2-28 ist heuzutage nicht mehr sichtbar, zumal sie mitten in einem bewirtschafteten Feld liegt. Vom Wachposten 2-27, an dem einmal zwei Holztürme und ein Steinturm gestanden haben. sind der Steinschutthügel ebenso deutlich zu erkennen wie die etwas südlicher gelegenen Holzturmstellen mit Ringwallgraben. Die Limeslinie mit mächtigem Wall und Graben lässt sich in diesem Waldstück wieder gut ausmachen.




Vorsicht:
Da komme ich her, ich muss in die entgegengesetzte Richtung!



Ich ging an Obertiefenbach vorbei und kam "im Pohler Wäldchen" an die Turmstelle 2-25 mit teilrekonstruierten Fundamentmauern des ehemaligen Steinturmes sowie Erdhügel und Wall an der Holzturmstelle.



Turmstelle 2 - 25




Wall und Graben an der Turmstelle 2 - 25
















Nach 13 Wanderkilometern erreichte ein besonderes Highlight meiner Grenzwanderung, den im Herbst 2011 fertig gestellten authentischen Nachbau eines römischen Holz-Erde-Kastells, das Kleinkastells Pohl mit Wachturm 2-23; etwas westlich versetzt vom ehemaligen Standort. [ab Mai 2015 täglich von 10 bis 18 Uhr. Montags allerdings Ruhetag]. Mit sehr viel Liebe zum Detail hat hier der Förderkreis Limeskastell Pohl e.V. nach Befundplänen ein wirklich sehenswertes, "schmuckes Museumsstück" geschaffen.







































Überrascht hat mich allerdings die tatsächliche Bauweise. Wie auch sonst hatte ich bei dem Anblick des Turmes und der Wehrmauer angenommen, sie seien aus Steine gemauert, verputzt, weiß angestrichen und mit roten "Steinfugen" versehen.
Nichts dergleichen! Alles Blendwerk!
Ganz normale dicke Bretter, weiß getüncht; allerdings die horizontalen  Fugen sind in dünn eingefrästen Linien rot nachgezeogen.



Die Tagesetappe bis nach Bad Ems wäre für mich zu weit gewesen, zumal im weiteren Verlauf der Strecke es wieder einiges zum Ansehen geben wird. Eine nahe Unterkunft war jedoch auch nicht zu bekommen und so fragte ich bei dem "familieneigenen rollenden Hotel" an. Bärbel kam, und gemeinsam besichtigten wir noch dieses sehenswerte Kleinkastell.

Meine Tagesetappe von Laufenselden nach Pohl  -  13 Tageskilometer






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