Als Grenzgänger auf den Spuren der Römer

Als Grenzgänger auf den Spuren der Römer

Meine Wanderung im Zeichen des Limesturms

entlang des Obergermanisch-Raetischen Limes

13. Tag Böbingen

Von Böbingen nach Lorch -  26 Tageskilometer  -  242 Gesamt

Um viele interessante Eindrücke reicher verließen wir Aalen. Bärbel fuhr mich wieder zu meinem vorgestrigen Etappenstopp nach Böbingen an der Rems, damit ich von hier meine Limeswanderung entlang des Obergermanisch-Raetischen Limes fortsetzen konnte.

Parallel zur Landstraße ging ich mehr oder weniger am Waldrand entlang westwärts. Ich machte an der nur wenige Meter abseits des Wanderweges liegenden Lourdes-Grotte kurz Halt.














Weiter über Wiesen und durch kleine Waldstücke führte der Weg. Nach gut 3 km traf ich wieder auf die originäre Limesführung. An einigen Stellen wurde der Wanderweg zu einem zugewachsenen Pfad, an anderer Stelle schien man sich hinsichtlich der Ausschilderung nicht einig zu sein; der Wegweiser führte ohne sichtlichen Weg einfach quer über eine Wiese. Anhand den nicht vorhandenen Trittspuren konnte ich sehen, wie "stark frequentiert" zumindest dieser Wegabschnitt entlang des Limes ist  -  überhaupt nicht!
Nach dem Weiler Burgholz, den ich passierte, folgte ein  kurzer Anstieg; Ruhebänke luden zwar zum Verweilen ein, doch die Aussicht war heute nicht sehr gut. Gestern Abend und die ganze Nacht über hatte es geregnet, und jetzt waren überall tief hängende Wolken und Nebelschwaden zu sehen. 

Ich wanderte durch den südlichen Ortsteil von Herlikofen. Ich kam an einer kleinen Kapelle vorbei, die im Volksmund "der Kerker" genannt, weil in ihr Christus im Gefängnis dargestellt wird.  Ja, sogar eine Kerkerstraße gibt es.




Zuerst führte der Wanderweg nicht nur auf der originären Limeslinie weiter, sondern gleichzeitig auch noch auf der Straße mit der Bezeichnung  "Am Limes",







Durch Tannenwald ging ich weiter und kam an ein großes Werksgelände, dem Werk 2 der ZF Lenksysteme GmbH, einem deutschen Automobilzulieferer.
Genau gegenüber, etwa 150 m im Wald. lag das ehemalige Kleinkastell Orthalde, an der Turmstelle 12-33. Die Natur hat sich hier jedoch alles zurück erobert!

Ich passierte den Schießtalsee und ein besonderes Schwimmbad.









Nach bisher 10 Wanderkilometer erreichte ich Schwäbisch Gmünd. Ich ging an der Justizvollzugsanstalt vorbei, die im ehemaligen Dominikanerinnenkloster Gotteszell untergebracht ist. Die Gründung des Klosters datiert etwa auf das Jahr 1240; es hatte Bestand bis zu seiner Aufhebung im Jahre 1803 im Rahmen der Säkularisation. Im Jahre 1808 waren die letzten Bewohner des Klosters ausgezogen, worauf eine Umwidmung zum württembergischen Landesgefängnis erfolgte. Bis heute ist ein Großteil des klösterlichen Baubestandes erhalten und in Benutzung. Anschauen wollte ich mir "die JVA Gotteszell" (welch eine Bezeichnung) trotzdem nur von außen!


Trotz sehenswerter Altstadt (lt. Tourismusführer) blieb ich vor der Stadt und wanderte auf dem Remstal-Höhenweg weiter. Der steile Anstieg führte zu einer Schutzhütte mit heute leider nur diesiger Fernsicht auf Schwäbisch Gmünd. Lüftungskamine des Gmünder Einhorn Tunnels konnte ich ausmachen. Der Abstieg folgt aber sofort wieder. Ich umrundete einige älteren Villen im Taubental, um anschließend wieder steil aufzusteigen. Ich befand mich nun wieder am originären Limesverlauf und fragte mich wiederholt, warum die römischen Limeskontrukteure sich wohl für eine solche Grenzziehung entschieden hatten.

Es hätte sicherlich einfachere gegeben. Das Dorf Wüstenried streife ich nur, ehe ich wieder durch Wiesen und Wald dem letzten Teilstück des raetischen Limes folgte. Nach einem etwa 500 m langen steilen Abstieg erreichte ich die ehemaligen römischen Provinzgrenzen (Obergermanien / Raetien). Hier im Tal des Rotenbachs, 90 m vor dem jetzigen Bachlauf, trafen die beiden römischen Grenzsicherungssysteme der letzten Ausbaustufe aufeinander. Die Raetische Mauer, die Teufelsmauer, der ich bisher folgte und das Wall-Graben-System, wie es in Obergermanien angelegt war, das die hölzernen Palisaden als sichtbare Grenzziehung ablöste. 

Da an dieser Stelle der Grenzüberquerung absolut nichts zu sehen war, es keinerlei Hinweise der Grenzquerung gab, ich hingegen wusste, dass es etwa gut einen Kilometer südwärts mehrere Informationstafeln und Nachbauten geben sollte, plante ich diesen Umweg mit ein. Und hier ein Teil des Gesehenen:


























































Und dann die Provinzgrenzen


Germania superior mit Palisade und Raetien mit der Steinmauer













































































Nach dem steilen Abstieg ging es im Tannenwald nun wieder ebenso steil hoch. Ich erreichte die Stelle, an der heute eine Nachbildung eines römischnen Altarsteines aufgestellt ist und die damit auch gleichzeitig die tatsächliche Grenze der beiden Provinzen markiert.

Auf einem Sockel befindet sich die Nachbildung
eines römischen Altarsteines aus Stubensandstein
 Das Original, 1895 bei Ausgrabungsarbeiten gefunden,
befindet sich im 
Limesmuseum in Aalen (ich hatte es gesehen!)

An einigen Stellen im Wald
ist das Wall- und Grabensystem noch deutlich zu erkennen
Leider führte mich der ausgeschilderte Wanderweh in einem Bogen um den ehemaligen Standort des Kleinkastells Kleindeinbach, ob ich etwas verpasst habe?


In dem nun folgenden Ort Kleindeinbach suchte ich im "Gasthaus Frieden" Frieden mit meinen Füßen und gönnte ihnen und mir eine kleine Wanderpause. Danach folgte ich wieder dem Remstaler Höhenweg mit streckenweise "schön diesiger" Aussicht.

Ich passierte die ehemalige Turmstelle 12-19, an der heute eine Holzlagerstätte ist. Gleichzeitig wurde hier Holz gespalten.








Turmstelle 12-18, mitten im Wald,
über einem Loch stand einmal eine Holzhütte, die aber auch in sich verrottet zusammengefallen war.









Ach ja, und dann noch ein paar Wegimpressionen

Dachziegel
zugewachsen































Selbst ein Military-Parcour sieht anders aus und ein Wanderer hatte, nachdem die Holzrücker hier tätig waren, auch kein Durchkommen.

 Ich wusste gar nicht, das ich schon so weit war!
 Das passte dann schon eher

Danach führte der Weg im Wald auf Zickzack-Kurs abwärts, zuerst ins Hasselbachtal, dann ein Stück entlang des Tals des Schweizerbachs, ehe ich auf dem Hermann-Löns-Weg wieder mäandernd aufstieg.


Auf einer Bank beim Ausruhen hatte ich Zeit, über Hermann Löns nachzudenken. Er war nicht nur "Heide-Schriftsteller", sondern signierte ab 1905 seine Werke oft auch mit der liegenden Wolfsangel.

Ehe ich mein heutiges Etappenziel erreichte, begegneten mir noch zwei "Schatzsucher" mit Spaten und Elektro-Metalldedektoren.
Etwa Raubgräber am Limes?







Ich erreichte zwar noch nicht die Stadt Lorch, doch schon von weitem konnte ich das Kloster Lorch auf einem Bergvorsprung über dem Remstal ausmachen.






Auf das erste, was ich jedoch traf war ein von der Stadt Lorch errichteter Holzturm. Dieser römische Wachturm-Nachbau steht an exakt der Stelle, wo man einen steinerner römischen Wachtum vermutet. [wissen sollte man: am gesamten obergermanischen Limes südlich von Miltenberg wurde KEIN römischer hölzerner Wachturm nachgewiesen!] Dennoch, als Aussichtsturm ins Remstal ist er genial, trotz diesigem Wetter.

Hier traf ich auch Bärbel wieder und gemeinsam besichtigten wir Teile der alten Klosteranlage und der Kirche.








Zuvor jedoch noch einmal ein Größenvergleich
(Mensch - Palisade)













Das Kloster etwas weiter vorn gelegen wurde bereits 1102 von Friedrich I., dem ersten Staufer auf dem schwäbischen Herzogsthron, sowie seiner Frau Agnes von Waiblingen (Tochter von Kaiser Heinrich IV.) als Grablege der Staufer gegründet. Tatsächlich begraben in der "Staufertumba", die sich im Mittelschiff der Kirche befindet, sind u. a. Herzog Friedrich I. von Schwaben, Judith Welf (Mutter von Kaiser Barbarossa), König Heinrich (VI.), sowie Königin Irene Maria von Byzanz (ab 1197 die Frau des jüngsten Sohnes Friedrich Barbarossas).

Die Staufertumba








Eine Stauferstele, 2008 am Eingang zum Kloster errichtet, erinnert an "Das Hauskloster und die Familiengrablege der Staufer".

















Quelle: Kloster Lorch
Eine ausgiebige Besichtigung wollte ich mir nicht entgehen lassen. So stieg ich ein, in die Geschichte des ehemaligen Benediktinerklosters und verweilte anschließend noch in dem eindruckdvollen Klostergarten.






































Heute befindet sich in den ehemaligen Gebäuden des Klosters ein Diakonisches Institut für soziale Berufe und ein Altenpflegeheim.



Hier kerhrten wir zum Abschluss meines Wandertages ein

Meine Wanderetappe von Böbingen (an der Rems) bis nach Lorch   -  26 Tageskilometer
























Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen