Als Grenzgänger auf den Spuren der Römer

Als Grenzgänger auf den Spuren der Römer

Meine Wanderung im Zeichen des Limesturms

entlang des Obergermanisch-Raetischen Limes

Wachturm, Graben, Wall und Pallisade

am Obergermanisch-Raetischen Limes

Die Wissenschaft ist sich heute einig, dass durch den Limes eigentlich "die Einreise" in das Römische Imperium nur erschwert und der Grenzverkehr kontrollierte (= Zoll) werden sollte. Ein unüberwindbares Hindernis stellte die Macht demonstrierende Anlage nie dar!
Ursprünglich ein auf einer Waldschneise angelegter Weg ermöglicht es römischen Patrouillen, sich schnell und ungehindert entlang des Grenzverlaufs zu bewegen. Soldaten auf nahezu 900 Wachttürmen können die Grenzanlage einsehen und jedes Überschreiten mit Hilfe optischer und akustischer Signale weiterleiten.
Im Laufe der Jahre wurde jedoch der Grenzübertritt durch die Errichtung und den kontinuierlichen Ausbau von "Sperranlagen" erschwert. Es lassen sich am gesamten Limes vier / fünf Ausbaustufen feststellen:

Erste / zweite Ausbaustufe, etwa 110

In den Wald wird eine Sicht-Schneise geschlagen und auf dieser ein Postenweg angelegt. Von hölzernen Wachttürmen aus, die jeweils in Sichtkontakt zueinander stehen, überwachen Soldaten ihren einsehbaren Schneisenabschnitt und meldeten "Grenzgänger" an den Nachbarturm bzw. die Besatzung des nächsten (Klein-) Kastells.
Die Höhe der Türme betrug zwischen 8 - 10 Meter, einen umlaufenden Graben umgab den Turm.
Aus Sicherheitsgründen lag der Zugang zu den Türmen meist im ersten Stock (Leiter erforderlich!). Das Erdgeschoss wurde später, als man die hölzernen Türme gegen steinerne ersetzte, als Vorratsraum, der erste Stock als Wohn- und Schlafbereich genutzt. Der zweite Stock mit umlaufendem Balkon diente als Wachraum. In der Regel waren in einem Wachturm 3 - 4 Soldaten stationiert, später, in den Steintürmen bis zu 8 Soldaten
Die Trajanssäule in Rom  [112/113 n. Chr. errichtet] zeigt u.a. Wachtürme auf Abbildungen des Reliefbandes vom Dakerfeldzug. Es ist anzunehmen, das die Türme entlang des Obergermanisch-Raetischen Limes genauso wie am Limes der mittleren Donau, der moesischen Donaulinie, ausgesehen haben.


Quelle: http://www.gunzenhausen.info/roemer/signaluebertragung/










Entwicklungsphasen des Limes

von Veleius (Eigenes Werk)
[Public domain],via Wikimedia Commons
dritte Ausbaustufe, etwa 120 z. Z. Hadrians
Parallel zum vorhandenen Postenweg wird im Bereich des Obergermanischen Limes eine Palisade aus oben zugespitzten, längs gespalteten Eichenstämmen (Nadelhölzer am Raetischen Limes) errichtet. Die glatten Spaltseiten der Stämme zeigen nach außen ins Barbaricum. 
Damit eventuelle Eindringlinge nicht einfach den halben "Baumstamm" herausziehen können, werden die Innenseiten (zum röm. Imperium zeigend) mit Querhölzer verbunden.
Am Rätischen Limes kommen Nadelhölzer zum Einsatz, die jedoch rund verbaut werden, also nicht gespalten sind.
vierte Ausbaustufe, etwa 145 z. Z. Antoninus Pius
Alle bisher aus Holz errichteten Bauten – Wachtürme, Kleinkastelle und Kastelle werden durch steinerne Bauten ersetzt. (Sie verwitterten bzw. wurden morsch und zerfielen!) Sie werden sogar verputzt; in der Putzschicht befinden sich tief eingeritzte Scheinfugen, die rot ausgemalt werden.
Ein Teilstück der Obergermanischen Limesführung im Odenwald wird etwa um 155 östlich "vorgeschoben", auf die "Vordere Limes-Linie".
Turmmodell im Heimatmuseum von Großkrotzenburg
fünfte Ausbaustufe, etwa ab 160 
Auch die langsam zu verrottenden Holzpalisaden werden nun ersetzt. Hinter der Palisade, auf römisch beanspruchtem Territorium also, wird ein Graben ausgehoben und mit dem Aushub ein Wall aufgeschüttet. Dadurch entstand ein neues Grenzhindernis. Es sollte den Übertritt für Reiter und Warentransporte zumindest erschweren, wenn nicht verhindern. Dieses Wall-Graben-System gab es jedoch nur in der Provinz Obergermanien (mit einer Ausnahme, siehe weiter unten), im südlich gelegenen Raetien stattdessen verband eine durchgehende Steinmauer (Teufelsmauer) die Türme.

Die Ausnahme in Obergermanien:
Auch auf der Strecke zwischen Jagsthausen und Bofsheim (nördlich von Osterburken) wurde hinter dem Wall-Graben-System eine etwa 1,20 m breite Steinmauer errichtet, die von Wachturm zu Wachturm verlief, aber nicht an diese angebaut wurde. So entstand jeweils kurz vor der Turmmauer ein freier Durchgang.






Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen