Als Grenzgänger auf den Spuren der Römer

Als Grenzgänger auf den Spuren der Römer

Meine Wanderung im Zeichen des Limesturms

entlang des Obergermanisch-Raetischen Limes

34. Etappe Neuhof

Von Neuhof nach Laufenselden  -  27 Tageskilometer  - 603 Gesamt


Es dauerte leider einige Kilometer, bis ich durch offenes Feld wieder die Limeslinie und am Heidenkopf gleichzeitig einen am Waldrand gelegenen Rastplatz erreichte, von dem man eine gute Fernsicht hat.

Um es vorweg zu sagen:
heute war es zum Wandern eigendlich VIEL zu heiß!

Vielleicht war das auch ein Grund, weshalb ich auf die sehr zahlreichen Hinweisschilder nicht so sehr achtete (sehen sie doch alle gleich aus, nur den informativen Inhalt sollte man halt lesen) und so prompt einmal auf einen Rundwanderweg einschwenkte!
Da es in dieser Region eine alte und eine neue Limeslinie gibt, an beiden der eine oder andere Turmhinweis vorhanden ist, führt die Beschilderung dann doch in die Irre, wenn man sich nur auf den Wegweiser LIMESTURM des Taunusklubs verläßt; er kennzeichnet in diesem Bereich leider beide Wege! Zur Veranschaulichung meiner Misere deshalb heute einmal etwas mehr Hinweisschilder (mit denen ich mich zwecks Wegfindung dann leider selbst intensiver beschäftigen musste).
An den Rändern der Straßen, die ich am heutigen Tages querte und die direkt auf der Limeslinie liegen, macht man mit diesen Zeichen auf den Limes aufmerksam. In Bayern und Baden-Württemberg waren es Betonstelen.

Nur wenige Meter westlich des Rastplatzes kam ich auch schon an einer Turmstelle vorbei; von den ehemals zwei steinernen Türmen 3-11 konnte ich auf Anhieb den westlichen aufgrund der stark zugewachsenen Steinschüttung ausmachen.
Die Turmstelle 3-10 hingegen konnte ich nicht eindeutig zuordnen (trotz GPS). Auf dieser lichten Waldstelle waren leider nicht nur irgendwann einmal zuviele Bäume mitsamt Wurzeln umgefallen, so dass dem entsprechend jede Menge Erdaufwerfungen zu sehen waren, sondern das frische Grün der Wildkräuter und Brombeeren verdeckte nahezu alles.
Ich folgte im Wald der ehemaligen Eisenstraße, die leider um die Turmstelle 3-9 einen südlichen Bogen macht, so dass ich erst an der Turmstelle 3-8 wieder auf deutlich sichtbare (jedoch nicht konservierte) Spuren in Form eines bewachsenen Steinhaufens stieß. Danach führte der Limeswanderweg glücklicherweise im Schatten nahezu einen Kilometer schnurgerade am Waldrand entlang, querte in einer Senke einen Bachlauf, um dann leicht ansteigend wieder durch Hochwald zu mäandern. Danach kündete ein Hinweisschild den sichtbaren Steinhügel der Turmstelle 3-6  an. Die Turmstelle 3-5 hingegen, zugewachsen mit Brombeeren, war wieder nur mit Hilfe des vor Ort aufgestellten Informationsschildes auszumachen.

Ab dieser Stelle muss ich dann irgendwie "falsch" gegangen sein, denn an dem zugewachsenen Durchgang zu dem dahinter befindlichen Schild sah ich wieder einmal auf mein GPS-Gerät. Ich war an der Turmstelle 3-4* angekommen, ein ehemaliger Wachturm an der älteren Limeslinie!



Nun, ich musste mich "nur"  -  wie die Römer damals -  etwa 300 m weiter nördlich wenden und dort traf ich dann auch auf die Turmstelle 3-4 der letzten Limesausbaustufe.


Die Fundamentmauern wurden 2011 rekonstruiert.



























Die folgenden römischen Turmstellen liegen / lagen mitten in bewirtschafteten Wiesen und Felder; von ihnen ist deshalb oberirdisch nichts Sichtbares erhalten geblieben.
Dafür sah ich dieses Farbenspiel:
ein ganzes Feld mit blühendem Schnittlauch!







Auch von dem im Pohlbachtal ehemals befindlichen Standort des Kleinkastells Adolfseck ist oberirdisch nichts Sichtbares erhalten geblieben.
Die Eisenbahnlinie und die Aar machten mir es unmöglich, auf kurzem Weg zum Justinus-Felsen zu gelangen. Einen mindest 2 Kilometer langen Umweg wollte ich deswegen und erst recht nicht bei der heutigen Hitze in Kauf nehmen. Man geht davon aus, dass sich in dem Fels direkt neben der heutigen Bahnlinie in Augenhöhe ein Römer mit seinem Namen verewigt hat. IANUARIUS IUSTINUS soll dort eingeritzt sein, allerdings zur besseren Kenntlichmachung heutzutage mit roter Farbe nachgezogen.


So verließ ich Adolfseck nach einer kurzen Rast, denn der Weg sollte wieder ansteigen und ich hatte gerade erst einmal gut ein Drittel meines vorgesehenen Tagespensums absolviert.

Ab Adolfseck beging ich den Limesabschnitt Nr. 2 der RLK, der sich bis Bad Ems erstrecken sollte.















Nach knapp 1,5 km passierte ich Lindschied, und hatte etwas oberhalb rückblickend eine schöne Aussicht auf das LEICHT hügelig-wellig durchwanderte Gebiet.







Blick auf das in der Senke liegende Lindschied













Haus Claire
Haus Claire mit Rhododendrongarten













Auf der Bergkuppe erreichte ich den Gebäudekomplex des Therapiedorfes "Villa Lilly" (ab 1987) . Von dem "Bierkönig“"Adolphus Busch ab 1891 und seiner späteren Frau Lilly Anheuser (1844-1928) erbaut, deswegen Villa
Lilly, schufen sie in Amerika ein Bier-Imperium [Anheuser-Busch] und kamen immer wieder in den Taunus zurück. Mr. Busch starb in der Villa, wurde

Villa Lilly

aber nach St. Louis überführt.

















Im Schatten großer alter Bäume
konnte ich mich ein bisschen
von der heutigen Hitzetappe erholen.

Schilderwald

Nach etwa 600 m auf weiter leicht ansteigendem Asphaltweg erreichte ich den gut 100 rechts vom Weg im Wald gelegenen Turm 2-52, von dem noch ein mächtiger Schütthügel sichtbar ist.
Zurück auf dem Limesweg bot sich mir rückblickend eine gute Fernsicht bis zur Hohen Wurzel (618 m)  - im Südosten -  mit seinem hohen Fernmeldeturm.

Um den nun folgenden und eingezäunten Wind- und Energiepark musste ich einen Bogen machen, Die Errichtung der Windräder war und ist umstritten und hat mich an die Vorgehensweise in meinem Heimatort erinnert.

Direkt am Galgenkopf an den hohen Windrädern entlang führte mich der Weg in den Ort Kemel, den ich passierte. Von dem ehemaligen Numeruskastell sind keine sichtbaren Reste vorhanden, da im Ortskern um die Kirche herum alles überbaut wurde. Dafür gibt es in diesem Ort nicht nur eine große Mehrzweck-Römerhalle, sondern auch noch einen Aussichtsturm, einem römischen Wachtturm nachempfunden.

Dieser Turm steht in unmittelbarer Nähe zu den früher auf der Bergkuppe befindlichen Kleinkastellen, von denen auch nichts Sichtbares mehr erhalten ist.

Hier an dieser Stelle macht die Limeslinie wieder einen kleinen Knick nach Nord-Nord-West.















Was die Römer damals nicht sahen:
Windräder!

Der Blick vom Turm Richtung Nordost

Die Kirchturmspitze



Hier konnten sie jedoch hinein sehen, in die Weite Germaniens

Der Blick vom Turm Richtung Nordost


Für gut einen Kilometer folgte ich nun der Limesführung nach Norden.
Kurz nachdem ich den Hochwald verlassen hatte, machte ein kleines Hinweisschild auf das "Naturdenkmal Wachholderhain" aufmerksam. In der näheren Umgebung wachsen die letzten Wacholderbüsche, die letzten Reste in der "Kemeler Heide", die bereits im späten Mittelalter durch Schafbeweidung entstanden war.









In Huppert verlief ich mich heute ein zweites Mal. Ich wollte weiter Richtung Norden, nach Laufenselden und dabei zum ehemaligen Standort des Kleinkastells Dösterberg sowie vorher zur Turmstelle 2-45, östlich des Ortes gelegen.
Von diesem Turm ist heute zwar nichts Sichtbares erhalten, dafür weiß man, dass an dieser exponierten Turmstelle der Limes abrupt seine von Süden kommende Richtung nach Westnordwest änderte. Ich folgte wieder einmal einer Beschilderung, doch es war die falsche  -  es war der örtliche Limes-Rundweg!

Da die Spuren des Limes in Form von Wall und Graben in dieser landwirtschaftlich geprägten Region nicht zu sehen sind, kann man sich auch nicht an ihnen orientiereen. Aber auch selbst im Wald findet man keinen Hinweis, soll die Limeslinie in diesem römischen Grenzabschnitt doch die ganze Zeit nur aus Palisaden bestanden haben.



Als ich dann allerdings an diesem Schild vorbei kam, wusste ich, das ich den faschen Weg gewählt hatte.
Da nützte es auch nichts, das ein  weiteres Hinweisschild zur Versorung der römischen Soldaten angebracht war.











Ich ging also direkt am Waldrand am Dorsbach entlang und nicht wie vorgesehen im Wald. Zurück wollte ich heute nicht mehr und querfeldein auch nicht. So ließ ich das ehemaligen Kleinkastells Dörsterberg aus.


Nach gut einem Kilometer querte ich den Dörsbach und wanderte rechts von ihm nach Laufenselden, wo ich Quartier nahm.


Meine Tagesetappe von Neuhof nach Laufenselden  -  27 Tageskilometer






















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