Als Grenzgänger auf den Spuren der Römer

Als Grenzgänger auf den Spuren der Römer

Meine Wanderung im Zeichen des Limesturms

entlang des Obergermanisch-Raetischen Limes

39. Tag Bendorf-Sayn

Von Bendorf-Sayn nach Segendorf -  17 Tageskilometer  - 699 km Gesamt

Rheinsteig
Ich verließ meine Unterkunft bei schon recht warmen Temperaturen und musste auch gleich schon wieder „etwas“ ansteigen.
Zum Glück führte der Weg recht bald durch schattigen Wald. So gelangte ich an die Schutzhütte „Bismarckhöhe“. Auch an ihr trafen sich wieder jede Menge unterschiedliche Fern- und örtliche Rundwanderwege. Nur dem Rheinhöhenweg bzw. dem Limeswanderweg wollte ich weiter folgen.


Ich passierte die am Wegesrand ausgewiesene Wachpostenstelle 1-49, die zwar vermutet, aber nie nachgewiesen werden konnt.





Weiter ging ich auf weichem Waldweg zu der Turmstelle 1-48 "Auf dem Hormorgen“ .
Sie ist insbesondere deshalb interessant, weil es gleich drei nachweisliche Turmstellen nebeneinander gab, zwei davon sogar in sechseckiger Bauweise. 



Turmstelle 1 - 48 (rechts)




An der folgenden
Wegekreuzung traf ich auf das Antonenkreuz
und seiner "Hintergrund-geschichte".






Ich folgte weiter direkt der Limeslinie und kam so an die ehemalige Turmstelle 1-47
"Am Huheld". Hier gab es einmal zwei Turmstellen; dort, wo ein steinerner Turm gestanden hat, ist das Areal sogar wieder mit Pflöcken abgesteckt und als "Archäologisches Denkmal" gekennzeichnet.



















Kurz danach ging ich durch ein hallstattzeitliches Hügel-Gräberfeld der "Laufelder Kultur", ehe ich die nächste Turmstelle erreichte.
[Georg Loeschcke (siehe gestern) hatte das Gräberfeld untersucht und darüber berichtet.]

Diese trägt dann auch berechtigter Weise die Bezeichnung
"Im Gräberfeld". Nach sichtbaren Spuren habe ich hier nicht gesucht.
Die Römer hatten mitten durch das
aus über 50 Einzelgräbern bestehende Areal den Limes gezogen.




Ich folgte nicht dem Limesweg auf der Asphaltstraße, sondern orientierte mich weiterhin direkt an Wall und Graben. So kam ich an die Turmstelle 1-45 "Am Burghoffeld"; zu sehen gab es für mich nichts!


Doch etwas anderes konnte ich dann plötzlich wahrnehmen, einen Ball, einen Golfball, von links kommend!

Ein Golfball einer bekannten Ausrüstermarke!
Keine 2 m vor mir "rollte" er auf einmal vor mir seine Energie aus, abgeschlagen auf dem Golfplatz links neben mir.
(Wieder ein Golfplatz in unmittelbarer Limesnähe)

Ich hingegen genoss die Ruhe und die Tatsache, wieder einmal im Graben des Limes laufen zu dürfen.

















Auf meinem weiteren Weg passierte ich den wahrnehmbaren Schutthügel mit Grabungsloch der Turmstelle 1-44.

Der Limesverlauf änderte sich nun wieder mehr Richtung Westen. Ich folgte dem Limes und kam so an die Turmstelle 1-43.

Hier gab es - wie so oft - mehrere Turmstandorte nebeneinander.








Vom westlichen Turmstandort ist derzeit dieser Hügel zu sehen, 









vom östlichen hingegen diese rekonstruierten Grundmauern. 











Das Limes-Team der Bürgergemeinschaft Pro Heimbach-Weis e.V. war einst aktiv, um die Stelle zu dem zu machen, was der interessierte Wanderer jetzt vorfindet.
Nachzulesen auch mit diesem Klick.






Komplett angetan war ich jedoch von dem, was ich beim Verweilen in diesem Areal noch entdeckte!


Spontan dachte ich, diesen lieben Mitmenschen müsste ich für ihr ehrenamtliches Engagement und ihren Einfallsreichtum doch einfach einmal "Gut gemacht!" oder auch nur "Danke" sagen können, denn ihnen obliegt  - bezogen auf fast meine heutige Tagesetappe auch die Wegebeschilderung und -Markierung; und diese fand ich ebenso hilfreich und lehrsam.


Auch etwas aus der Werkstatt des Vereins







Wenig später sah ich die ebenfalls noch erkennbare Turmstelle 1-42
Immer wieder entlang des gut sichtbaren Limesverlauf (mit oft hohem Wall- und Graben).
Dem Rheinhöhenweg bzw. dem Limeswanderweg folgte ich bis zur Wegespinne "Heidegraben". 
Das Kleinkastell Anhausen liegt etwa 100 links des Wanderweges, ist aber gut ausgeschildert.













 Auch der Grundriss der römischen „Niederlassung“ ist im "modellierten" Geländeprofil deutlich erkennbar.
Foto: A. Zils




Ja, und wie ich so zur nächsten Turmstelle gehen möchte, wer sitzt da auf einer Ruhebank? Der Vorsitzende der Bürgergemeinschaft Pro Heimbach-Weis
mit einem Teil seines Helferteams.
Am Wachposten 1-43 hatte ich u. a. auch die Bilder sehr intensiv "studiert" und so erkannte ich die Herren sofort.
Jetzt konnte ich meinen Dank doch noch persönlich loswerden - und wurde dafür auch noch zu einem Trunk eingeladen.





Nach einer geraumen Zeit zog ich weiter zur naheliegenden Turmstelle 1-41. Die sichtbare Bodenerhebung vergaß ich leider im Bild festzuhalten.

Kurze Zeit später passierte ich die Turmstelle 1-40, einen erkennbaren Schutthügel eines ehemaligen sechseckigen Steinturms.

















Der Hinweis zu dieser Turmstelle steht leider am Wegesrand, aber nicht in direkter Flucht zum tatsächlichen Standort. Ihn fand ich im fotografisch schlechten Halbschatten; auch Steine sind an dieser markanten Stelle deutlich erkennbar. 
Hier hatte man früher auch einmal den Pfahlgraben ausgegraben und so den Palisadenverlauf nachweisen können.

Durch einen Hohlweg ging ich abwärts.
Das letzte Stück des Weges war von mir wieder einmal als Abkürzung gedacht!  ;-)

Der nun abwärts führende Weg brachte mich zum Gasthaus am Pilz, ein Ausflugslokal, das geradezu zur Rast einlud.

Aber: alles war verschlossen, selbst die Aussichtsterrasse nebst Notausgang.



Weiter ins Aubachtal ging ich, passierte eine weitere kleine Schutzhütte, von der man eine gute Sicht auf Oberbieber und weiter hat.









Ich ging durch Oberbieber hindurch. Außer einem Metzger, der sogar einen Mittagstisch anboot waren alle Lokale geschlossen.
So ging ich weiter Richtung Melsbach. Ich kam an den Resten der ehemaligen Kreuzkirche aus dem 7. Jahrhundert vorbei, in der sogar der Reformator Philipp Melanchton gepredigt haben soll.

















Dort, wo der Limes die Straße kreuzt, hält ein steinerner Soldat Wache.





Um zur Turmstelle 1-33 mit einer Wanderliege zu gelangen, musste ich erst um ein kleines Wäldchen herum gehen, da der direkte Weg über eine Wiese abgesperrt war. Die Ecken der Grundmauern des Turmfundaments wurden nachgebildet, sind aber aufgrund von starkem Wildbewuchs kaum zu erkennen.






Der Blick von der Turmstelle 1-33, in der Mitte verlief der Limes.







Und mitten im Feld dann wieder eine Limesstele.











Der Wachtposten 1-31, auf den hier hingewiesen wird, wird hier vermutet, nachgewiesen hat man ihn nicht.










Ich folgte weiter dem Limeswanderweg und kam über die heutige Straße „Am Limes“ zum ehemaligen Kastell Niederbieber. Das, was sichtbar erhalten ist, wurde vor über 25 Jahren restauriert, incl. den Grundmauern des Kastellbades. Vor gut 100 Jahren jedoch lag der gesamte Kastellbereich noch frei und war zugänglich; heute ist das Areal leider nahezu komplett überbaut.


Kurios sicherlich ist die "Vorgartenansicht" eines Einfamilienhauses. Die konservierten und rekonstruierte Grundmauern der Porta Praetoria (Nordtor des Kastells) führen direkt zum Eingang dieses kleinen Privathauses. Es ist damit sicherlich das meist fotografierteste Objekt dieser Gemeinde.

















Ehe ich meine Übernachtungsstätte aufsuchte, passierte ich noch die „Erdzeitenuhr“ von Adolf Hörcher, die in Stein gelegten Epochen der Erdgeschichte (4,5 Milliarden Jahre, dargestellt in 24 Stunden).
Leider holt auch hier die Natur sich schon einiges wieder zurück. Flechten überwachsen die wenigen Schriften.











Auch weisen sehr viele Steine schon einen
dichten Belag auf, und
Erläuterungsschilder haben
leider auch Liebhaber oder
Sammler gefunden.


Und für den Leser, der bis hier her alle Bilder durchgescrollt hat und mich als Überraschung kurz vor meiner Unterkunft dann noch diese Begegnung:








Meine Tagesetappe von Sayn nach Segendorf  -  17 Tageskilometer

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen