Als Grenzgänger auf den Spuren der Römer

Als Grenzgänger auf den Spuren der Römer

Meine Wanderung im Zeichen des Limesturms

entlang des Obergermanisch-Raetischen Limes

06. Tag Weißenburg

Weißenburg in Bayern  -  ein Ruhetag?

"Kulturelle Höhepunkte" und "Fränkisches Altstadtflair"
 verspricht die Werbung dieser Stadt; also "schau´n wir ´mal"!


Da ich ja primär während dieser Tour auf den Spuren der Römer unterwegs bin, war es nahezu eine Selbstverständlichkeit, nein Pflicht, in Weißenburg zuerst dem ehemalige Garnisionsort, dem Kastell Biriciana einen Besuch anzustatten. Er liegt westlich, etwas außerhalb der Stadt, auf einem freigehaltenen Areal, das außerdem als archäologische Schutzzone ausgewiesen ist.








Die Lage der ehemaligen Garnisionsstadt im Rahmen der Kastelle am Limes der unterschiedlichen Ausbaustufen (Bild rechts).

Beeindruckend war für nicht nicht nur das rekonstruierte Nordtor, durch das man in die Anlage eintreten kann, sondern  die etwas westlicher gelegenen, baulich gesicherten und überdachten Ausgrabungen der römischen Thermen.





Das Nordtor - Innenansicht
Das Nordtor - Außenansicht











So soll das Reiter-Kastell einmal mit all seinen Gebäuden ausgesehen haben.





























Hier die im Westen vom Kastellstandort gelegene große Thermenanlage der Römer.
Viele Detailinformationen erklären die Ausgrabungen und Konservierungen, ja sogar Rekonstruktionsversuche.

Sehenswert nicht nur die überdachte Anlage ansich, sondern auch die vielen Kurzfilme zur Funktionalität, aber auch dem Niedergang von Kastell und Vicus.
Und wer bis dato noch nicht wusste, wie das Heizungs- und Badsystem der Römer funktionierte, hier kann er "alle Baustufen" sichtbar nachvollziehen.


Der Eintrittspreis von 4 € ist es wert!













Die Funde, die man u. a. im Kastell und in seiner Umgebung gemacht hatte, befinden sich heute in dem Weißenburger Römermuseum , im Bayerischen Limes-Informationszentrum in der Stadt.
Da das Museum nicht nur Exponate aus der Römerzeit zeigt, sondern gleichzeitig auch eine Zweigstelle der Archäologischen Staatssammlung München ist, kann der Interessierte obendrein Fundstücke aus nahezu allen Epochen [von der Steinzeit bis ins späte Mittelalter] finden, sofern das Museum geöffnet ist.
Seit dem 03. November 2014 ist es jedoch wegen "aufwendiger Sanierungsarbeiten am Gebäude (das selbst unter Denmalschutz steht) und einer Neugestaltung der Ausstellung" geschlossen und die Wiedereröffnung erst für Frühjahr 2016 geplant. SCHADE!





So konnte ich mich ab jetzt ganz der Stadtbesichtigung widmen.

(Ich kann allerdings nur von einigen wenigen sehenswerten Stellen / Gebäuden / Plätzen der Stadt berichten. Es gibt ein Vielfaches mehr davon, aber vielleicht animiert Sie es, selbst einmal hier Urlaub zu machen).

Weißenburg war über fünf Jahrhunderte lang Freie Reichsstadt und damit nur dem Kaiser unterstellt. Die Stadtbefestigung mit 38 Türmen und das Reichsstadtmuseum zeugen von seiner Blütezeit.

Scheibleinsturm
Auf meinem Weg wieder in die Stadt, den Stadtkern, passierte ich den Scheibleinsturm, der einzige noch existente runde Turm der Stadtmauer, der früher auch einmal als Gefängnis diente.


Stadtmauer

http://www.schneider-bier.de/brauerei_03_1_chronik.php

In das historische Wirtshaus "Zur Kanne" der
Brauerei Schneider wollte ich natürlich nach einer solch langen Stadtbesichtigung erst einmal einkehren. Das "Seidla", gefüllt mit dem hier gebrauten süffigen Märzen, soll gut tun!



Die Stadtmauer stammt teilweise noch aus dem 14./15. Jahrhundert. Auch der Stadtgraben ist an einigen Stellen nahezu vollständig erhalten.

Vorbei ging ich am Fünfeckturm, der früher auch einmal die Funktion des Pulverturms hatte. Er ist auch einer der 38 noch erhaltenen Türme der ehemaligen Stadtbefestigungen.

Gleich daneben liegt das Stadttor, das Ellinger Tor.  Auf der rechten Seite des Torturms befindet sich das erste Stadtwappen von 1241, links gegenüber das zweite Wappen Weißenburgs aus dem Jahr 1481.

Ellinger Tor
Ellinger Tor - Außenansicht

Ellinger Tor- Ansicht aus dem Stadtkern


Die geschichtsträchtige, spätgotische, ev. Stadtkirche St. Andreas mit dem nahezu frei stehenden Andreasturm und der Türmerstube hatten es mir besonders angetan.
Ein besonderes Moment auch: beim Betreten der leeren Kirche fing der Organist an, mächtig das Windspiel der Orgel zu fordern.


Das Luther-Denkmal

Es soll nicht nur daran erinnern, das er selbst und Melanchthon in dieser Stadt weilte, sondern die Stadtbewohner 1530 selbst darüber abstimmten, welchem Glauben sie angehören wollen.
Die sieben Einwohner, die weiterhin den katholischen Glauben behalten wollten, verließen bald daraufhin die Stadt.











"Alte Lateinschule"
Nachdem die Stadt protestantisch wurde, riss man eine kleine Kapelle ab und erbaute dem reformatorischen Vorbild entsprechend 1580  an ihrer statt dieses Fachwerkgebäude, was lange Jahre als Lateinschule diente.


Das Einhorn-Apotheken-Museum mit vielen Exponaten noch aus dem 19. Jahrhundert sah ich mir allerdings nur von außen an;












ebenso das dreigeschossige Gebäude des Alten Rathauses, (da keine Besichtigung möglich!) Es wurde bereits zwischen 1470 / 80  aus wuchtig wirkenden Sandsteinquadern erbaut.
Im Erdgeschoss sind jedoch jede Menge Geschäfte, Kioske, ...



























Besonders beeindruckend wirkten auf mich die Schießgraben- und Seeweihermauern der ehemaligen Stadtbefestigung. Gerade vor dem letzten Segment ist auch heute noch der geflutete Graben vorhanden. Ruhebänke luden zum Verweilen. Enten waren auf und Karpfen im Wasser zu sehen.

Meine Füße hätten auch gerne die fränkische Gastlichkeit genießen wollen; aber wie es so ist, das "Braustüberl" hatte um 14 Uhr geschlossen - und bis zur Wiedereröffnung am frühen Abend wollte ich natürlich nicht warten!

In dem Zusammenhang fällt mir noch ein bzw. fiel mir auf: im Altstadtkern gibt es viele Möglichkeiten, seinen Durst zu stillen und dass mit sehr, sehr vielen unterschiedlichen Biermarken.

Auf meiner Besichtigungstour kam ich an der Schranne vorbeiFrüher war das Gebäude einmal eine Kirche, in der Reformationszeit profaniert, diente es als Getreidespeicher. 1863 riss man jedoch das ursprüngliche Gebäude ab, erstellte ein neues, das ab 1925 als Feuerwehrhaus diente. Heute ist es eine Kunst- und (in der Winterzeit) Markthalle! Besonders auffallend -  ihr Turm.







Den Kaiser Ludwig-Brunnen, den dankbare Bürger 1903 errichten ließen, "nahm ich noch mit" auf meiner Route, ehe ich mir im ruhigen Klostergarten des 1325 gestifteten Karmeliterklosters noch einmal die Stadtgeschichte, die vielen alten Häuder mit ihren jeweiligen Geschichten sowie meine Rundtour durch den Kopf gehen ließ.

Dabei fiel mir auf:

nun, die "Werbeväter der Stadt" hatten - wie ganz oben erwähnt -  in allen belangen Recht, allein mir fehlte noch etwas aus der typisch bayerischen-fränkischen Küche.
Und auf diese Suche begab ich mich nun, ehe ich mich für den morgigen Tag rüsten wollte.

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