Als Grenzgänger auf den Spuren der Römer

Als Grenzgänger auf den Spuren der Römer

Meine Wanderung im Zeichen des Limesturms

entlang des Obergermanisch-Raetischen Limes

40. Tag Segendorf

Von Segendorf nach Rheinbrohl  -  18 Tageskilometer   -  717 Gesamt


Ich weiß nicht,
ob der bisher mich ständig begleitende Leser es nachvollziehen kann:
Heute war ja mein letzter Etappentag einer nicht immer leichten Wanderreise;
ich würde am Nachmittag am Rhein ankommen,
dort, wo der Obergermanische Limes wieder auf den „Nassen Limes“, den Rhein, trifft.
Damit wäre meine gut 700 km lange und 40 Tage dauernde Wanderung entlang am Obergermanisch-Raetischen Limes -  von der Donau bis an den Rhein -  zu Ende.
Und so machte ich mir nicht nur den einen oder anderen Gedanken zu dem bisher Gesehenen bzw. Erlebten, sondern, um dieses Ende auch etwas hinaus zu schieben, startete ich sicherlich unbewusst schon mit einer langsameren Schrittzahl. Ich blieb öfters als sonst stehen, sah zurück, zur Seite, in die mich umgebende Natur und wenn möglich in die Ferne.
Ich sah mir außerdem noch einmal an der einen oder anderen Stelle sehr zeitintensiv die wenigen übrig gebliebenen Reste der Turmstellen sowie den Wall und Graben an und wünschte [wie in einer Zeitmaschine], ich könnte mit den Erbauern, den Vermessern sprechen, ihnen zuschauen, die sich körperlich nicht nur beim Errichten der Palisadenwand sondern auch beim Ausheben des Grabens bzw. dem Aufschütten des Walls schwer getan haben müssen. – An einigen Stellen im Gelände mit Sicherheit. 
Und was mögen sie gedacht haben, als  - Wall und Graben endlich fertig -  der Beschluss kam, den Grenzverlauf um einige 100 m vorzuverlegen? – Die selbe Schinderei incl. Turmbau noch einmal!


"Schinden" durfte ich mich auch gleich nach den ersten Metern. Diese hatte ich damit verbracht, mich in der Metzgerei des Ortes mit Proviant und vor allem mit Getränken einzudecken, doch dann ging es bei schon recht warmen Morgentemperaturen viele Treppen steil nach oben.







Von Segendorf ging ich weiter durch den westlichsten Teil von Rodenbach
Der bleibende, kritische Eindruck: ein leider sehr stark verblasstes Limes-Hinweisschild und ein schmuckes, allerdings zum Verkauf anstehendes Gasthaus.
Tief ins Tal duckt sich dieser Ort, den ich wieder leicht ansteigend quer über eine frisch gemähte Wiese auf dem ausgewiesenen Limesweg verließ.





Wenige Minuten später hatte ich nicht nur eine schöne Fernsicht, sondern ich sah auch wieder den Rhein.


Ich passierte ein Erinnerungskreuz für den Jagdhüter GÄRTNER, der an dieser Stelle 1975 durch einen "unglücklichen Schuss" ums Leben kam.









Der Weg führte mich zu einer Schutzhütte, die ich nach einem leichten aber längeren Anstieg zur ersten Rast nutzte. Obwohl es sehr diesig war, bot sich mir von dieser Stelle eine grandiose Aussicht mit Blick auf den Taunus (Südosten), den Hunsrück, die Eifel mit Siebengebirge und den Rhein; und dass, obwohl ich nur 220 m hoch war.
Es wurde merklich wärmer und ich war froh, zumindest zeitweise im Schatten bzw. im kühlen Wald weiter gehen zu können.

In unmittelbarer Nähe zur Turmstelle 1-23, die ich nicht aufsuchte, steht heute dieser "Turm".








Danach suchte ich die ehemalige Turmstelle 1-22 auf, die sich nur wenige Meter rechts vom Waldweg befindet.






Die Turmstelle 1-20 
"Am Tampurhäuschen“ 
fand ich inmitten eines Areals, das derzeit sehr intensiv von Holzrückern u.a. auch zur Lagerung von Brennholz genutzt wird.


In diesem Waldabschnitt war auch wieder das Wall- und Grabensystem deutlich erkennbar.

Ich passierte die Turmstelle 1-19.
Leider war der sie umgebende Bewuchs sehr hoch.








Ziemlich ratlos stand ich wenig später vor diesem Stein; einem Grenzstein?
Wie schon im Taunus direkt am Limesverlauf.
NW (Fürstentum Nassau-Weilburg) von 1787, in Zusammenhang mit dem Fürstentum Oranien-Nassau zu sehen?
Vielleicht kann mir in diesem Fall ja irgend jemand weiter helfen.











Auch zwei Schutthügel an der Turmstelle 1-18 waren im folgenden Gelände gut erkennbar.









Als ich kurzfristig einmal den Hochwald verließ, 
hatte ich diesen Blick Richtung Rhein.


Das Wall- und Grabensystem war in diesem Streckenabschnitt wieder einmal besonders ausgeprägt.




Ich gestehe, geländetopographisch bedingt ließ ich die beiden folgenden Turmstellen aus; ich hätte im Wald steil aufsteigen müssen.


An der vermuteten, aber nie nachgewiesenen Turmstelle 1-15 knickt der Limes, von Südosten kommend nach Westen ab.






Nach etwa 700 m erreichte ich die sichtbaren Erdaufwerfungen des ehemaligen "Kleinkastells am Forsthofweg" (ein einfaches hölzernes Schild weist unmissverständlich auf den Standort hin). Ansonsten zu Namen oder Bezeichnung keinerlei Information.


Unweit des Kleinkastells traf ich im weiteren Lauf an dem originären Limesverlauf rechterhand auf den sichtbaren und ausgeschilderten Schutthügel von Turm 1-14.



















Schafwolle als Schutz gegen Wildverbiss durch Rehe.
Auf einer Lichtung sah ich dann dies. 
Ich hatte zwar schon einmal davon gehört, es jedoch noch nie in Natura gesehen.
Hätten Sie es gewusst?




Mit der Ruhe und eventuellen Naturbeobachtungen war es dann allerdings vorbei; über mir drehte dieser Flieger seine schnellen und lauten Kreise.


So ging ich weiter zur sichtbaren Bodenerhebung an der Holz-Turmstelle 1-13, ehe ich am Weiherhof vorbei kam.









Die markierte Stelle, wo sich Turm 1-12 befand, liegt links des Wanderweges in einer Baumreihe. 
Ein Hochsitz steht in ihrer unmittelbaren Nähe.





























Ich hatte während meiner langen Wanderreise ja schon etliche Turmvarianten gesehen, doch diese hier: einmalig! In dem angrenzenden Waldstück hatte vor etwa 3 Wochen ein starker Sturm großen Schaden angerichtet. Die Holzrücker hatten gerade ihre Arbeit beendet.
Die Turmstelle 1-11, deren Existenz heute noch deutlich am Waldrand erkennbar ist.
Heute erinnern an diesen Turm nur noch der Gras bewachsene Schutthügel und ein verwittertes Hinweisschild.






Die restliche Tagesetappe führte mich nun wieder talwärts. Ich traf dabei wieder einmal auf den Nachbau von Palisaden








 und erreichte etwa 400 m später die Schutzhütte „Wilhelmsruhe“. 
Ein Gedenkstein des Turner Kappel steht in unmittelbarer Nähe.
Auf ihm ziert u.a. das Turnerkreuz (frisch, fromm, fröhlich, frei).









Während der Limeswanderweg in diesem Bereich namentlich nur in eine Richtung ausgeschildert ist, sind zwangsläufig die Hinweisschilder zu etwaigen Turmstellen im weiteren Verlauf des Weges auch nur von der Gegenrichtung einsehbar beschriftet.



Um zu den Resten (mehr nur ein Grabungsloch) des ehemaligen Turms 1-10 zu gelangen, der auf der Wasserscheide von Rhein und Wied liegt, musste ich jedoch kurz nach dem Jagdhaus Wilhelmsruhe den ausgeschilderten Weg verlassen.




Abwechslungsreich ging es weiter. Ich traf auf Informationen zur Tätigkeit eines Köhlers. Direkt am Weg gelegen ist eine Köhlerhütte mit ihrem Meiler.

Keine 400 m später erreichte ich zuerst die ehemalige Turmstelle 1-9 und weitere 150 m danach den Nachbau eines römischen Wachturms ("am Beulenberg"). Der Ausblick - von Turm und Ruhebänken, das Panorama -  imposant!





Ein beschriftetes Panoramabild auf dem Turm ist hilfreich, wenn man seine Blicke in die Ferne lenken möchte. Selbst das Radioteleskop Wachtberg-Werthofen in gut 20 km war zu sehen.






















Dort, wo sich einst der Wachturm 1-8 befand, kann man heute die 2012 konservierten und nachgebaute Grundmauern sehen und nebenan einem „Limes-Lehrpfad“ folgen; ganz in der Nähe befindet sich die "Limes-Schule", ein Wanderhütte. 














Die nächsten 7 Wanderkilometer fällt der Weg kontinuierlich ab.

Etwa 600 m vor dem Hofgut Dielsberg suchte ich die gut 100 m links des Wanderweges liegende Turmstelle 1-7; nur ein sehr schwacher Schutthügel, aber ein Hinweisschild deutet auf seine Existenz hin.


Danach sind auf über 200 m Wall und Graben des Limes noch in seinem Originalverlauf deutlich erkennbar. Auch hier informiert wieder eine Infotafel über die Funktion des Wall-Graben-Systems.






Vorbei am Gut Dielsberg führt die Wanderstrecke danach durch einen langen beeindruckenden Hohlweg.










Mit Erreichen des Weilers Arienheller und einer so mannigfaltigen Werbung für einen Biergarten wollte ich erst einmal eine kurze Rast auf der Terrasse des Lokals einlegen. Nun, der Biergarten war NICHT geöffnet und der des Nachbarlokals auch nicht.
Als ich aber zum Eingang des Lokals ging (da stand nämlich ein Schild mit "Herzlich Willkommen"), da öffnete sich plötzlich die Tür und die Wirtin sagte:
"Eigentlich haben wir geschlossen, aber ein Wanderer kann schon noch was zu trinken bekommen".










Auch an dieser Stelle wird der Interessierte an einer Palisadenwand erneut mit Details zur römischen Palisade, über Errichtungstechniken und ihrer Funktion informiert.

Nach der kleinen Pause und etwa 500 m erreichte ich das 2008 errichtete Erlebnismuseum "RömerWelt" in Rheinbrohl, das über das Leben der Römer und deren Hilfstruppen informiert. (Montags Ruhetag!) Ein Rundgang war für mich natürlich obligatorisch.






Nun hatte ich es fast geschafft; ich wanderte noch vor Richtung Rhein, der in römischer Zeit weiter nach Norden dem Flusslauf folgend den „Nassen Limes“ bildete. Dabei passierte ich einen Kreisverkehr, in dessen Mitte mit Palisaden, Ruinen und Römerstatue an die Römerzeit erinnert wird.

Von dem in der Nähe befindlichen, im Herbst 1899 entdeckten und ausgegrabenen "Kleinkastell Rheinbrohl" ist heute leider keine einzige Spur mehr zu sehen, da es auf dem Gelände einer neuzeitlichen Kiesgrube lag und der Eigentümer alles zu "Kies" machte, auch die römischen Steine.

Dafür wurde in der Nähe des Rheinufers, am ehemaligen Beginn des "Festland-Limes", nicht jedoch an seinem ursprünglichen Standort, bereits 1972 - wie eine Inschrift am Turm belegt - in Privatinitiative ein römischer Wachturm errichtet. Ob er originalgetreu ist, also eine Rekonstruktion oder nur ein Nachbau, darüber lässt sich (auch heute immer noch) streiten  - oder auch nicht, -  nicht jedoch darüber, dass man für seine Errichtung u. a. einfach die Steine des ehemaligen Wachturms 1-8 genommen hatte.









Dafür kann man sich in einer bequemen "Wanderliege" direkt neben dem Turm noch einmal ausruhen  -  so bequem hatten es die römischen Soldaten sicherlich nicht!







Neben dem Turmnachbau steht die Rekonstruktion eines Grabsteins mit einer Inschrift, die an den römischen Feldzeichenträger Pintaius erinnert.
















Ja, und dann, dann ging ich endgültig bis zum Rhein vor, besser zur Fähre am Rheinufer (an der Fähre in Eining hatte ja auch meine Tour begonnen).

Dort also, wo die von Norden kommende Römische Grenzziehung des "nassen Limes", der Rhein, auf den Obergermanischen "Festland-Limes" traf, wo sich in Römischer Zeit linksrheinisch die Grenze der Provinzen "Germania inferior" (Niedergermanien) und "Germania Superior (Obergermanien) berührten, oder „verständlicher / einfacher“ ausgedrückt, am „Caput Limitis“ (am „Haupt / Kopf der Schneisen, des Weges“), wie ihn die Römer bezeichneten -  im heutigen Rheinbrohl am Rhein – dort beendete ich nach über 700 km 


meine Wanderung
„im Zeichen des Limesturms“
entlang des Obergermanisch-Raetischen Limes,
als moderner Grenzgänger auf den Spuren der Römer.





Omnia tempus habent  -  Alles hat seine Zeit


Meine Tagesetappe von Segendorf nach Rheinbrohl  -  18 Tageskilometer





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