Als Grenzgänger auf den Spuren der Römer

Als Grenzgänger auf den Spuren der Römer

Meine Wanderung im Zeichen des Limesturms

entlang des Obergermanisch-Raetischen Limes

31. Tag Ziegenberg

Von Langenhain-Ziegenberg nach Obernhain -  21 Tageskilometer  - 532 Gesamt


Heute startete ich meinen "Höhenweg" in den Taunus, in Ziegenberg beginnend.
Dazu querte ich die Usa bzw. den Usbach, wie der rechte Nebenfluß der Wetterauch genannt wird und wanderte in den Naturpark Hochtanus. Gestern hatte ich ihn direkt hinter Butzbach schon einmal gestreift, doch nun sollte ich ihn komplett queren, auf dem "Limeserlebnispfad".
Doch zuerst umwanderte ich die ehemalige Kfz-Halle des FHQ 'Adlerhorst' (heute schmucker IT-Betrieb), um nach einem Kilometer in den Wald abzubiegen.







Stetig bergwärts führte mich der Pfad zum ehemaligen Kleinkastell Am Eichkopf (auch als Turmstelle 4-19 gezählt), von dem oberirdisch noch leichte Geländewellen der ehemaligen Umwehrung sichtbar sein sollen
Ob sie es waren, die ich ausmachte, weis ich nicht, dafür sah ich jede Menge andere Bodenwellen und Bodentrichter.
Sie stammen sicherlich nicht von Schatzsuchern und Grabungsräubern, sondern sind eher in einem anderen zusammenhang zu sehen.


Etwa 80 m südlich des Kastells stieß ich auf die Reste eines ehemaligen Sendebunkers von damaligen FHQ Adlerhorst. Sie erinnerten mich stark an die verbliebenen Betonreste der Wolfsschanze (Rastenburg). Nun ja, Bauart und Zweck waren ja die gleichen!


Selbst große Betonklötze (Sperren) lagen noch in der Nähe.










Einige Meter talabwärts sah ich wieder den sichtbaren Wall des Limes und traf die Entscheidung, direkt dem Limes über seinem Wall weiter zu folgen und nicht dem breiten, mäandernden Schotterweg.



Der Waldpfad war natürlich steiler, aber hier war ich jetzt tatsächlich "Grenzgänger". Nicht nur permanent auf der Limeskrone, sondern auch an meiner "Atemfrequenz-Grenze".


So führte mich der Pfad zur ehemaligen Turmstelle 4-18, an der Steine aus Tonschiefer sichtbar sind.

Nun, es war schon anstrengend, aber die Ruhe inspirierte auch, über die  (Un-)Sinnhaftigkeit dieser römischen Grenzziehung nachzudenken!



Zeitweise führte der schmale Wanderpfad auch im ehemaligen Graben entlang.











Und dann auch noch das:
auf der schmalen Krone des Limeswalls, des UNESCO-Weltkulturerbes, lief nicht nur der Grenzgänger, sondern es flitzten auch noch zwei Mountain-Biker vorbei.







Auf dem Limeserlebnispfad und dem Räuberweg (= ?) ging ich stets bergan.
Es nieselte bereits den ganzen Morgen, hier im Wald war es aber kaum wahrnehmbar.








Der Wanderweg heute war bestens ausgeschildert, nicht nur mit der Kennzeichnung, sondern auch oft noch mit Entfernungsangaben.


Nach gut 5 km, das letzte Teilstück dem Limespfad statt Limesweg folgend, erreichte ich den Gaulskopf mit 397 Höhenmetern. Aber ich war noch nicht ganz oben, denn hier stand einmal ein Wachturm (Nr. 4-16) und so hatte man nach dreijähriger Bauzeit 1926  - mit Hilfe des privaten Sponsors Oberländer -  neben dem ursprünglichen Standort einen 15 m hohen steinernen Signalturm rekonstruiert, den es natürlich auch noch zu erklimmen galt. (kostenfrei!) - und die Aussicht - grandios, naja, wenn das Wetter besser gewesen wäre und wenn die Baumkronen auf den drei anderen Seiten zumindest gestutzt worden wären. So hatte ich nur freie Sicht Richtung Norden.














Nach einer kleinen Ruhepause ging ich zur nächsten römischen Hinterlassenschaft, dem Kleinkastell Kaisergrube, mit sichtbaren Bodenverwerfungen.












Es folgte der Standort von Turm 4-14, an dem einmal zwei Holztürme und ein Steinturm standen. Von ersteren sind deutlich die Ringgräben auszumachen, am Standort des Steinturmes ist ein deutlich erhöhter Schütthügel zu erkennen.




Steinturm-Stelle 4-14














südl. Holzturmstelle 4-14












Zuwegung zum Kleinkastell Ockstädter Wald
Weiter führte der Limes auf einem manchmal doch recht matischigen Weg schnurgerade bis zur Turmstelle 4-12, an der ein flacher Schutthügel zu erkennen ist.

Neben dem Wall oder direkt auf seiner Krone führte der Weg nun 600 m weiter zur Turmstelle 4-11, die fast 100 hinter der Limesline liegt.




hintere und rechte Umwallung des Kleinkastells
Direkt daneben befindet sich auch das ehemalige Kleinkastell Ockstädter Wald. 
Eine Hinweistafel gibt detaillierte Informationen zu den Mehrfachbauten an dieser Stelle, insbesondere zu den Fundamentfunden eines am Limes eher seltenen Sechseckturmes.

















Ein Verlaufen war heute nahezu unmöglich!


Weitere 700 m erreichte ich den Standort des römisches Kastells Kapersburg; seine teilweise rekonstruiert konservierten Außenmauern, der "porta decumana", der porta principalis sinistra, der porta principalis dextra, dem Horreum (Getreide- und Vorratsspeicherhaus) und andere Innenbauten verdeutlichen die die einstige Größe dieser Anlage. Auch von dem sich vor dem Westtor befindliche Kastellbad wurden die Fundamentemauern rekonstruiert. Das in unmittelbarer Nähe befindliche Wanderheim war leider verschlossen.

Fundamenrekonstruktion der Badeanlage























Westtor mit Grabenanlage












Durch das Osttor des Kastells verließ ich das Areal, um in einem weiten Bogen ein Bundeswehrdepot zu umgehen, während der jetzige Zaun des militärischen Sperrgebietes Köppern direkt der ehemaligen Limeslinie folgt.




Es war zeitweise recht grotesk; rechts militärisches Sperrgebiet und links eine "Naturruhezone", die nicht betreten werden sollte.










Erst nach 4,5 km traf ich wieder auf den Limes, der breite Waldweg verlief wieder seitlich vom Graben








Schutthügel der Turmstelle 4 - 4
500 m weiter fand ich die Turmstelle 4-5.
Hier standen früher gleich mehrere Gebäude und Hölztürme; von vielen sind Schutthügel und Mauerreste sichtbar erhalten. Auch der Ringwall des westl. sowie östl.  Holzturmes ist deutlich auszumachen.
Vom Waldweg auszumachen war auch der grün bewachsene Schutthügel der Turmstelle 4-4, 400 m weiter folgt die ebenfalls sichtbare Turmstelle 4-3. 




Schutthügel der Turmstelle 4 - 3











Der Weg, der weiter direkt dem Limeswall folgt, führt an der nahe gelegenen, sichtbaren Turmstelle 4-2 vorbei und biegt an dieser Stelle, dem Limes weiter folgend, nach Südosten ab.





Kurz vor der beginnenden Ortsrandbebauung stieß ich noch auf die sichtbare Turmstelle 4-1 und einen besonderen hohen Limeswall mit einem beidseitlichen Graben. Dazu muss man wissen, dass im Mittelalter auch in diesem Abschnitt der Limes und damit sein Wall zur "Landwehr" (auch Landhege genannt) der Flur und Gemarkungsgrenzen umgestaltet bzw. genutzt wurde. Zu diesem Anlass hob man zusätzlich - auf der ehemals römischer Seite -  einen Graben aus und erhöhte mit diesem Grabenmaterial den Limeswall.

Auch hatte ich bemerkt, dass etliche Kilometer vor der Ortsrandbebauung schon in verschiedenen Abständen viele Grenzsteine  - allerdings immer nur im Grabenverlauf des Limes  - standen. Aufgestellt 1822 bzw. 1826 konnte ich entziffern.
Hier verlief früher einmal die Landesgrenze zwischen dem Herzogtum Nassau (HN) und dem Großherzogtum Hessen-Darmstadt (GH).









Nach insgesamt gut 15 km erreichte ich den Freizeitpark "Lochmühle", damit auch das ehemalige Kleinkastell Lochmühle im Köpperner Tal. Es liegt umzäunt im Freizeitgelände; allein ein zugewachsenes Hinweisschild zeugt außerhalb von der ehemaligen Existenz des Kleinkastells.

Ab hier beginnt die Streckenbezeichnung  Nr. 3 der RLK, die bis nach Adolfseck bei Bad Schwalbach zeichnet.


Nach gut 200 m und einem kurzen aber steilen Anstieg erreichte ich die Turmstelle 3-69. Hier sind die konservierten mächtigen Fundamente sehr deutlich zu sehen.













Ich folgte nun der Limeslinie und ging weiter zum Kastell Saalburg.





















Da ich die Saalburg schon kannte, begnügte ich mich mit einem Blick von außen.
















Ich grüßte Kaiser Antonius Pius zurück,
ehe ich weiter nach Obernhain wollte, um dort übernachtungsbedingt meine Etappe zu beenden.





Dabei kam ich nicht nur an einem Nachbau von Wall und Graben mit einer kurzen Palissadenwand vorbei, sondern auch an einer aufschlussreichen Infotafel und an einem steinernen Hinweis.

















Auf dem Stein war zu lesen  -

auf der Vorderseite:   LIMES  IMPERII  ROMANI   Pfahlgraben
auf der Rückseite:      LIMES  Grenze des Römerreiches

Da kam mir als Grenzgänger doch so der spontane Gedanken:


Ob es je an der ehemals
"Innergermanischen" Grenze
auch einmal solche Hinweisschilder gab wie an der
"Innerdeutschen Grenze"?



Wenn ja, hätte sie überhaupt jemand lesen können?
Dann doch lieber einen grimmig drein schauenden römischen, gut ausgerüsteten Soldaten an den Grenzübergang "aufgestellt".
Das war sichherlich eher verständlich!

Ehe ich endgültig den Bereich des Kastells Saalburg verließ, kam ich noch an der Modellschanze vorbei.

Entlang der alten Saalburgstraße führte mich auf dann noch 2 km der Weg zu meinem heutigen Etappenziel in Obernhain.


Mein Wanderweg von
 Langenhain-Ziegenberg nach Obernhain  (21 Tageskilometer) 





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