Als Grenzgänger auf den Spuren der Römer

Als Grenzgänger auf den Spuren der Römer

Meine Wanderung im Zeichen des Limesturms

entlang des Obergermanisch-Raetischen Limes

16. Tag Murrhardt

Von Murrhardt nach Mainhardt  -  21 Tageskilometer  -  295 Gesamt

Ob den Römern bewusst war, als sie beschlossen, ihre Imperiumsgrenze einfach mal so schnurgerade 81 km durchs Land zu ziehen, auf welche Geländehindernisse sie stoßen würden, so über Stock und Stein gen Norden. Wenn es bloß Stock und Stein gewesen wären, aber Täler und Höhen, und was für welche? Ich war es mir nicht bewusst, nur zwischendurch hatte ich auf meinem nicht so weiten Weg mit mir zu kämpfen und am Ende wusste ich warum: etwas mehr als akkumulierte 1.500 Höhenmeter bin ich heute auf meiner Wanderung aufgestiegen, der Abstieg betrug nur ein bischen weniger.

Angefangen hatte alles in Murrhardt mit einem langen steilen Anstieg.
Hier traf ich das erste Mal auch auf die offizielle Wegmarkierung.
Ein Grenzstein mit einem Hirtenstab fand meine Aufmerksamkeit (dabei konnte ich wieder zu normaler Atemfrequenz kommen)






Der Anstieg hatte es in sich. 
Zum Glück traf ich bald auf eine schöne Schutzhütte (Lindersthütte am Lindenberg)
Sie lud zur Rast ein, ehe ich auf dem weiteren Weg zu den rekonstruierten Turmresten 9-99 mit Ruhebank kam






Aufgrund der Stärke der Grundmauern des ehemaligen Turms (90 cm)  und der Ausmaße (6 x 6,5 m) vermutet man, dass es ein hoher, mächtiger Turm von 12 m gewesen sein muss und Signalverbindung bis zum Kastell Murrhardt gehabt haben muss.!











Nur wenige Meter weiter stieß ich auf meinem weiteren Weg dann auch auf die Turmstelle 9-98. Auch hier rekonstruierte, konservierte Grundmauern.











Nach etwa 600 m erreichte ich die Turmstelle 9-96, in der schon vor 50 Jahren gegraben wurde. Eine rekonstruierte Konservierung ist auf einer Turmseite bis 6 m hoch und beinhaltet sogar das "Rundfenster" als ehemaliger Eingang, der nur über eine Leiter erreichbar war. Direkt daneben sind die Fundamente des älteren Turmes erkennbar, der archäologischen Erkenntnissen zufolge abgebrannt war (deshalb der neue daneben!).  Das "Fischgrätenmuster" ist im unteren Mauerwerk auszumachen.












Keine 200 m weiter quert die ehemalige, heute noch sichtbare Limeslinie die Landstraße. Eine "Limesstele" markiert diesen Punkt.

Fast 2 km mäandert der Limeswanderweg nun durch Wald und Feld, ehe er kurz vor Siegelsberg wieder einmal auf den Jakobsweg trifft. Diesem folge ich nun wieder nach Norden. Mitten im Ort steht wieder eine Limesstele, was aber auch gleichzeitig bedeutet, dass der Limes hier überbaut wurde.


Die Turmstelle 9-91 liegt etwa 100 m links vom Wanderweg. Zu sehen gibt es hier auch wieder rekonstruierte Grundmauern mit dem Fischgrätenmuster.






Wieder schlängelte sich der Weg gut 1,5 km durch Wald und Feld. Durch manchen Hohlweg musste ich hindurch, ehe ich am Fritzhof angekommen mich wieder nach Norden orientierte, der Verlaufsrichtung des Limes.









Ich wanderte durch den zersiedelten Ort Steinberg und traf kurz vor der Turmstelle 9-87 auf eine Kreuzung, an der ich wählen konnte zwischen Sommerhaus / Winterhaus. Die Turmstelle selbst ist als großer bewachsener Schutthügel unterhalb der Wiese rechts des Weges zu sehen.















Ich passierte den Wacholderhof (hier lebt man, wo ansonsten andere gerne Urlaub machen würden). Danach wanderte ich wieder durch einen dichten Tannenwald, ehe ich nach gut 2 weiteren Kilometern den Limeslehrpfad erreichte.

An der offiziellen Turmstelle 9-83 erreichte ich den rekonstruierten Wachturm mit Wall, Graben und auch einer angedeuteten Palisadenwand. Der Wachturm war leider verschlossen (den Schlüssel kann man zwar an zwei Stellen holen, muss ihn aber natürlich auch dorthin wieder zurück bringen).







In den nächsten kleinen Ort Grab hinein ging es der Limesline entlang schnurgerade aus. Als ich kurz vor dem Ort einen Blick zurück warf, konnte ich erahnen, wie er früher gewirkt haben muss, "das antike Erscheinungsbild des Limes"! Der Wachturm hoch oben, der in der geraden Flucht in einer Waldschneise verlaufende Wall und Graben. Bewachte Grenze halt!






Nach dem kleinen Ort Grab folgte ich wieder der gerade verlaufenden Limeslinie; im Waldgebiet "Säugraben" traf ich auf einen extrem gut erhaltenen Grabenverlauf; nicht umsonst zählt deshalb dieser Abschnitt des Limeswanderwegs im Tannenwald auch zu den eindrucksvollsten in Baden-Württemberg.






An direser Stelle hatten die Holzrücker die Weiterführung des Wanderweges als Lagerplatz genutzt.
Nach gut einem weiteren Kilometer traf ich auf die rekonstruierte Turmstelle 9-77














und nicht weit davon auf die Reste der Hankertsmühle. Die Mühle existierte bereits 1371  und hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Der letzte Müller verließ 1912 nach dem tragischen Tod seiner Ehefrau mit seinen 13 Söhnen dieses Anwesen und wanderte nach Amerika aus. Die mitten im Wald imposant wirkende römische Säule, die man heute noch vom einstigen Torbogen des 1913 abgerissenen Anwesens sehen kann, stammt mit Sicherheit von einem Gebäude am Limes. Es könnte das  Kleinkastell Hankerstmühle gewesen sein, dessen Reste hier nur wenige Meter westlich entfernt nachgewiesen wurden, heute jedoch unter der Erde liegen.


Jetzt fehlten nur noch die Fundamentreste des ehemaligen Wachturms 9-75, die 1971 restauriert wurden.
















Durch Tannenwald führt der Wanderweg weiter; ich passierte die Turmstelle -72, die Fundamente sollen 1958 noch sichtbar gewesen sein; auch hier hatten die alten Steine neue Liebhaber bzw. eine andere Verwendung gefunden.










Durch diese Wiese, und nach anstrengenden 21 Wanderkilometern erreichte ich Mainhardt
und damit auch meine heutige Unterkunft.





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen