Als Grenzgänger auf den Spuren der Römer

Als Grenzgänger auf den Spuren der Römer

Meine Wanderung im Zeichen des Limesturms

entlang des Obergermanisch-Raetischen Limes

21. Tag Osterburken

Von Osterburken nach Walldürn  -  25 Tageskilometer  -  381 Gesamt


Nachdem ich mir gestern viel Zeit für die römische Geschichte in Osterburken gelassen hatte, verließ ich die Stadt nordwärts. 





Doch schon an der Benefizianer-Brücke stieß ich wieder auf Informationen zu dem Leben der Römer in dieser Region.









Und am Ortsausgang standen neben stehende Informationen.










Turmstelle 8-52
Ich erreichte wieder die ehemalige Limesführung. Der Wall im Wald ist über weite Strecken gut sichtbar. Auch die Stelle eines Kleinkastells (Hintere Kalb) direkt westlich des Wanderweges ist deutlich zu erkennen; ein relativ kleiner und flacher Schutthügel mit Grabungsspuren, derzeit jedoch deutlich zugewachsen..
Keine 100 m weiter befand sich die Wachturmstelle 8-25, von der rekonstruierte Grundmauern zu sehen sind.
Direkt neben dem Wall verläuft der Wanderweg weiter.



















Nur zur Überquerung der Landstraße verließ ich kurzfristig die Limesflucht. Danach ging es durch offenes Feld weiter. Direkt am folgenden Waldrand war die Turmstelle 8-23 deutlich auszumachen.










Durch den Wald führt der Limesweg weiter bis nach Bofsheim, das ich nach 6 km erreichte.

Da die einzige Gaststätte (noch) geschlossen hatte, ging ich ohne "Mineralienpause" weiter. Ich wusste, dass danach für heute keine Einkehrmöglichkeit mehr kommen würde, sollte ich nicht extrem von der Wanderroute abweichen. Aber ich hatte ja genügend Proviant im Rucksack dabei!

Der Limes-Wanderweg führte mich nun wieder durch offenes Feld, entland am Waldrand oder gar durch Hochwald. Oberhalb des Ortes Götzingen passierte ich einen Kalksteinbruch, danach die Turmstelle 8-11, erkennbar durch einen mit kleinen Stein übersäten Schutthügel mit Grabungstrichter.

Durch Feld und Wald erreichte ich nach insgesamt 12 km den kleinen Ort Rinschheim. Hier stand zu römischer Zeit einmal ein Kleinkastell; heute steht darüber ein Bauernhof und seitlich wird viel Brennholz gelagert. Wie vorher schon führte der Weg weiter durch die einsame und leicht wellige Natur.

Sehr viele Wegkreuze und Bildstöcke sah ich heute am Wegesrand.

Hier ein Bildstock von 1731.


Gott zu ehrn
hat der Herr 
Frantz Müller
Schuldtes alhie
und Margretta
sein Haus Frau
dies Bild auf richt-
lasen AN 1713





Turmstelle 8 - 2
Die Wachturmstelle 8-3, mitten im Wald und fernab der ausgeschilderten Limesroute gelegen, ließ ich aus, dafür kam ich wieder direkt an der Turmstelle 8-2 vorbei. Zu sehen waren rekonstruierte Grundmauern, komplett von Moos überzogen. Auch der Verlauf des Limeswalls ist hier wieder deutlich zu sehen.

Kurz danach passierte ich erneut einen Bildstock, Monika-Bild genannt.
Der hölzerne Bildstock wurde an der Stelle errichtet, an welcher die 40 jährige Margaretha Wünst, am 18. Juni 1849 an einem Schlaganfall verstarb. Ihre Tochter Monika ließ zum Gedenken den Bildstock errichten. (Deshalb Monika-Bild) - und: 40 Jahre später soll diese Monika ebenfalls im Wald verstorben sein - sagt man.
Der Bildstock wird nicht zum "Geocaching "angesteuert", auch ein Vogel hatte sein Nest unter dem Schutz Mariens gebaut.





Um zur Turmstelle 8-1 zu gelangen, musste ich auf einem kleinen Seitenweg zurück - und an einer Schutzhütte vorbei gehen. Zu sehen waren relativ hoch rekonstruierte Grundmauern eines Wachturms, auch wieder sehr von Moos überwachsen.


Turmstelle 8 - 1



















Nur wenige Schritte weiter nordwärts erreichte ich im Bereich des Rehbergs den ehemaligen Standort des Kleinkastells Hönehaus.
Kleinkastell Hönehaus
Anschaulich sind die Außenmauern (rekonstruiert) erhalten. Die Anlage besaß eine steinerne Mauer mit abgerundeten Ecken und zwei Eingangstoren. Das Kleinkastell selbst dürfte erst mit Beginn des 3. Jh. und auch nur bis zum Ende des Limes belegt gewesen sein. Es löste das kurz vorher errichtete und etwa 350 m weiter nördlich rechts der heutigen Straße gelegene Kleinkastell "An der Altheimer Straße" ab, das - so hat es den Anschein unter Historikern - nie fertig gestellt bzw. fest "bezogen" wurde. Von ihm fand ich keine sichtbaren Spuren im Waldboden (trotz GPS).
Kleinkastell Hönehaus














Turmstelle 7 - 48














Dafür traf ich nach etwa 600 m wieder auf eine sichtbare Wachturmstelle, direkt neben der Straße gelegen, die der Nr. 7-48. Die vermutete Stelle 7-49 soll sich in unmittelbarer Nähe des Kleinkastells Hönehaus befunden haben, gegenüber der derzeitigen Landesstraße L 518;  so wird vermutet, denn nachgewiesen wurde diese Turmstelle nie. Dafür war ich ab dem Kastell Hönehaus schon wieder auf einem anderen Limesabschnitt unterwegs, dem der Nr. 7, der von  Buchen-Hettingen (dem Rehberg) über Walldürn nach Miltenberg führt.

Etwa 1,5 km nördlich vom Kleinkastell Hönehaus entfernt endete auch die aus Süden von Welzheim kommende schnurgerade Limeslinie, für dessen Vermessung sich jedoch die Höhe des Rehbergs anbot.
Durch die intensive landwirtschaftliche Nutzung dieser Gegend sind im weitern Verlauf keine Spuren römischer Hinterlassenschaft mehr sichtbar, weder Turmfragmente noch Wall-und Graben (oder lag es einfach daran, dass der Limes in sein er letzten Bauphase nicht gänzlich mit Wall und Graben ausgebaut worden war?)
Erst wenige Meter westlich der Landebahn des Kleinfluplatzes von Walldürn sind wieder "Limesreste" sichtbar (erhalten geblieben=?).
Gut 5 km ging ich entlang von Feldern; flach, jedoch leicht wellig und extrem weitläufig war die Gegend. Viele Felder waren extrem trocken und der Mais oder das Getreide keine 10 cm hoch.

Das Kastell und das sichtbare Kastellbad Walldürn ließ ich rechts liegen, ich wollte erst in der Stadt selbst "Quartier machen" und sehnte mich nach einer Erfrischung!

Danach unternahm ich noch meinen obligatorischen "kleinen" Stadtrundgang.

Ich kam zum historisch bemerkenswerten Rathaus von 1448. Es ist das älteste Rathaus in Deutschland, das durchgehend als Amtssitz des Bürgermeisters dient(e). Es erinnerte mich an das Rathaus von Michelstadt, welches 1484 erbaut wurde und im Erdgeschoss noch die offenen Arcaden aufweist.

Das Stadt- und Wallfahrtsmuseum Walldürn, in dem u. a. viele Funde von Ausgrabungen aus Vicus und Kastell zu sehen sind, hatte leider geschlossen; es wird von ehrenamtlichen Mitgliedern des Heimat-und Museumsverein Walldürn betreut und hat während der Monate Mai bis Oktober nur Dienstags, Donnerstags und Sonntags von 14.30 Uhr bis 16.30 Uhr geöffnet.


Bekannt ist die Stadt als Wallfahrtsort des Blutwunders von Walldürn, das sich im Jahre 1330 ereignet haben soll. Der Priester Heinrich Otto soll aus Unachtsamkeit nach der Wandlung den bereits konsekrierten Kelch umgestoßen haben. Das "vergossene Blut Christi"soll sich auf dem Korporale derart verteilt haben, dass das Bild des Gekreuzigten sowie elf einzelne Häupter von Jesus mit Dornenkrone zu erkennen waren.

Motorrad-Wallfahrt
So lag es nahe, auch die Wallfahrtsbasilika in Walldürn zu besuchen, zu der jedes Jahr Tausende Pilger anreisen. Als ich ankam, war gerade die Messe der Motorrad-Wallfahrer zu Ende.







In diesem Jahr liegt die Haupt-Wallfahrtszeit zwischen dem 31.05. / 28.06.2015; ich war also noch etwas vorher da, sonst hätte es mit einem Quartier sicherlich Probleme gegeben.

Mein Wanderweg von
Osterburken nach Walldürn
(25 Tageskilometer)

Auch kein Glück hatte ich mit der Besichtigung des Elfenbeinmuseums. Hier wird eine von Ehrenbürger Oscar Stalf (1882-1974) zusammengetragen Sammlung von Elfenbein-Schnitzereien des 13. bis 20. Jahrhunderts gezeigt, die er 1954 dem katholischen Kirchenfond Walldürn "zur Mehrung des Ruhmes des heiligen Blutwunders stiftete". Geöffnet ist diese Ausstellung im Pfarrheim des Augustinerkonvents direkt bei der Wallfahrtsbasilika  (von Mitte März bis Ende November) Dienstags, Donnerstags und Sonntags von 14:30 Uhr - 16:30 Uhr.
Auch die elfenbeinerne Darstellung in Form eines Großreliefs „Die Schlacht an der Milvischen Brücke“ soll dabei sein, wobei wir wieder bei den Römern angelangt wären [allerdings schon 312 bei Konstantin].















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